Heute ist wieder ein schöner Sonnentag - wir beschließen mit dem Motorrad die Gegend zu erkunden. Der Strand von Barisardo erstreckt sich noch kilometerweit nach Süden, bis er von einem Abschnitt mit
roten Felsen unterbrochen wird. Zunächst besuchen wir den Strandbereich von Planargia mit dem Campingplatz „l’ultima Spiaggia“, wo wir vor Jahren viele Sommerurlaube verbracht haben. Eine Schafherde
kreuzt unseren Weg, der Hirte fährt mit dem Auto hinterher und dirigiert die Tiere durch klopfen auf das Autoblech. Jetzt machen wir uns auf nach Museddu - und immer noch der lange weiße Strand. Den
Rand des Meeres säumen hier eine breite Reihe von grünen Pinien. Wir stoppen an einer Strandbar und erfrischen uns an einer Coca-Cola. Zuletzt fahren wir nach Cocorocci. Hier endet der Strand und
geht in einen roten Felsstrand über. Am Abend gehen wir mit Salvatore und Gudrun noch zu Fabrizzio , einem alten Freund der beiden, zum Essen. Er besitzt einen Kiosk am Strand und bietet kleine
Gerichte an. Wir wollen morgen weiterfahren und verbringen noch einen letzten gemeinsamen Abend.
Dienstag, 19. September
Seit gestern stehen wir in Santa Maria Navarrese, einem kleinen Ort an der Ostküste. Es gibt hier einen kleinen Stellplatz, das Meer liegt direkt vor der Wohnmobiltür und hinter uns türmen sich die
Berge der Hochebene Su Gologone auf. Zur Zeit ist es leicht dunstig, das nimmt der Sonne etwas an Kraft. Gut zu ertragen, denn mit 32°C ist es noch ziemlich heiß für die Jahreszeit. Nach dem Joggen
geht es zum Schwimmen, anschließend wird gefrühstückt. Wir machen einen langen Spaziergang am Meer, zwischenzeitlich nimmt Annemarie ein erfrischendes Bad, während ich im Schatten unter Pinien
verweile. Zu Mittag gibt es Culorgiones, die sardische Spezialität, mit Kartoffelbrei gefüllte Teigtaschen. Morgen soll es ein Gewitter geben, wir werden sehen, genau sind die Vorhersagen angesichts
der landschaftlichen Besonderheiten eigentlich nie.
Mitwwoch, 20. September
Vom Gewitter sind wir verschont geblieben, gelegentlich fällt leichter Sprühregen bei bewölktem Himmel. Mit dem Motorrad fahren wir nach dem Frühstück nach Tortoli zur Fischerkooperative, um uns dort
mit den unterschiedlichsten Meeresbewohnern einzudecken. Das Wetter bleibt bescheiden, und so mache ich mich daran, unseren realen und weiter geplanten Tourverlauf als Karte darzustellen.
Donnerstag, 21. September
Wie angekündigt ist heute Morgen der Himmel strahlend blau und auch der Sonnenaufgang verspricht einen schönen Tag. Zum Joggen nehme ich das i-phone mit, um die Lichtverhältnisse an unterschiedlichen
Orten einzufangen. Um diese Zeit (sieben Uhr) ist es noch still, nur die Müllabfuhr ist unterwegs und das Personal an den verschiedenen Hotels bereitet den Tag vor. Es gibt schöne Bilder im Licht und
Gegenlicht.
Samstag, 23. September
Mit dem Motorrad fahren wir die kurze Strecken von Santa Maria Navarrese nach Lotzorei. Die Strecke ist geprägt von rotem Fels und eingestreuten grünen Wiesen. Wir sehen grasende Kühe, die von einer
Schar Kuhreihern umringt werden und ihrem Namen alle Ehre machen. In der Pescheria (Fischgeschäft) in Lotzorei erstehen wir zwei Orate (Doraden) und Meeresfrüchte für unser Sonntagsessen. Auf der
Hauptstraße herrscht „stop and go“. Der kleine Ort muss den gesamten Verkehr von zwei überregionalen Straßen aufnehmen - wegen der geografischen Verhältnisse kommt eine Umgehungsstraße kaum in
Betracht. Die Bevölkerung nimmt es mit Gelassenheit. Zurück in Santa Maria Navarrese nehmen wir erst einmal ein erfrischendes Bad im Meer. Am Abend laufen wir noch bis zum erst vor einigen Jahren
erweiterten Hafen am Ortsrand.
Montag, 25. September
Um kurz nach zehn verlassen wir den Stellplatz Costa Orientale durch das Eingangstor und machen uns auf den Weg zum Stellplatz Foxi Mannu bei Tertenia. Er liegt relativ einsam, abgeschlossen durch
eine Bergkette, an einer Bucht. Durch die abgelegene Lage bedingt müssen wir uns vorher noch mit Proviant versorgen. Da kommt uns der CRAI Supermarkt in Tortoli gerade recht. Solchermaßen gut
ausgerüstet fahren wir über die SS 125 bis Tertenia und kurven dann durch die Berglandschaft zunächst hinauf und dann durch eine Serpentinenstraße wieder hinunter. In Foxi Mannu erwischen wir einen
guten Platz, das Wetter lässt aber zunächst zu wünschen übrig. Dunkle Wolken und kräftiger Wind machen den Aufenthalt draußen etwas ungemütlich. Doch das legt sich bald und am Nachmittag machen wir
bereits wieder einen Strandgang. Jetzt, am Abend, können wir die untergehende Sonne genießen.
Dienstag, 26. September
Die Sonne gibt ihr bestes, auch der Himmel ist tief blau, doch zu unserem Glück könnte der Wind sich etwas mäßigen. Wir wandern den Strand entlang, an Schwimmen ist zur Zeit nicht zu denken. Von
einer kleinen Strandbar aus haben wir einen wunderschönen Blick auf das Meer. Am Abend fahren wir mit dem Motorrad noch etwas über Land, machen bei einer Eselzucht noch einen Halt, ehe wir wieder zum
Stellplatz zurückkehren.
Donnerstag, 5. Oktober
Zwischen den beiden Fotos oben liegt eine ereignisreiche und anstrengende Woche. Die Zeit von Mittwoch letzter Woche bis zum Dienstag in dieser Woche habe ich im Krankenhaus in Lanusei verbracht.
Aber von Anfang an: Beim Joggen morgens stelle ich fest, dass mein Italienischtraining, x-beliebige Aufschriften zu entziffern, nicht mehr funktioniert. Am Wohnmobil probiere ich das gleiche mit
deutscher Schrift: Nichts! Ich kann nicht mehr lesen. Wir telefonieren mit Karsten, unserem Freund und Hausarzt, der mir mit der Befürchtung „Schlaganfall“ rät, sofort ein Krankenhaus aufzusuchen.
Die Leiterin des Camps informiert die Ambulanz und keine halbe Stunde später liege ich im Krankenwagen und mit Martinshorn und Blaulicht geht es über die schmale, kurvenreiche Straße ins ungefähr
vierzig Kilometer entfernte Lanusei ins Bezirkskrankenhaus. Dort läuft ein routinierter Film ab, ich werde durch alle möglichen Untersuchungen geschleust, bis ich so gegen 18 Uhr in mein Zimmer, das
ich mir mit einem Mitpatienten teile, gebracht werde. In der Nacht wird noch ein weiteres Bett in unser Zimmer geschoben, wir sind jetzt zu dritt. Am nächsten Morgen läuft der Krankenhausalltag mit
Routineuntersuchungen und Blutabnahmen ab.
Nach zwei Tagen Aufenthalt kehrt meine Lesefähigkeit wieder zurück, nicht rasant, aber doch sehr eindeutig. Seitdem geht es täglich aufwärts, mit der Normalisierung meiner Blutdruckwerte rückt auch
meine Entlassung in greifbare Nähe. Am Dienstag Nachmittag halte ich dann die Entlassungspapiere in meinen Händen. Vitale, der Platzbesitzer aus Barisardo, zu dem Annemarie zwischenzeitlich
gewechselt ist, holt mich ab. Gemeinsam mit Salvatore und Gudrun, die ja hier geblieben sind, freuen wir uns, dass alles so gut abgelaufen ist. Wir haben in der letzten Woche soviel Zuwendung und
Hilfe erfahren, wie man es kaum für möglich gehalten hätte. Sowohl Annemarie in Tertenia als auch ich in Lanusei waren immer von Menschen umgeben, die uns geholfen haben. Danke dafür an
alle.
Samstag, 7. Oktober
Rotgelb ist das Licht heute Morgen über dem Campingplatz als ich zum Waschhaus gehe. Seit Dienstag bin ich jetzt hier auf diesem kleinen, gemütlichen Platz, den Vitale hier am Torre di Bari liebevoll
angelegt hat. Jeden Morgen zum Frühstück hole ich an der Bar warme „Cornetti con Crema“, Croissant ähnliche Hörnchen, gefüllt mit einer Creme - einfach köstlich. Wir frühstücken gemächlich in der
Sonne - ich erhole mich jetzt so richtig von der anstrengenden Woche im Krankenhaus. Wir nutzen den Tag für Spaziergänge oder eine geruhsame Siesta. Heute haben wir in Bari Sardo eingekauft. Am Abend
stehen Miesmuscheln auf dem Speiseplan, den wir gemeinsam mit Gudrun und Salva abarbeiten. Es schmeckt phantastisch und wir sitzen noch bis zum Schlafengehen vor dem Wohnmobil.
Dienstag, 10. Oktober
Jetzt ist es schon eine Woche her, dass ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Wir lassen es langsam gehen und mir geht es spürbar besser. Die Umgebung und die langsame Gangart macht sich positiv
auf meine Psyche bemerkbar. Der Krankenhausaufenthalt hat mich doch stärker mitgenommen, als ich in der ersten Euphorie nach der Entlassung gedacht habe. Wir frühstücken in der Sonne, machen einen
Spaziergang und gehen Schwimmen, heute Abend sind wir mit Salva und Gudrun und Vitale und seiner Frau Sabrina im Agriturismo Chiai, ganz in der Nähe. Man serviert ein Menü „Cena Sarda“ (Sardisches
Abendessen). Es werden vielfältige Spezialitäten aus der Region serviert, alles hervorragend zubereitet, und in angenehmer Atmosphäre präsentiert. Wir verleben einen wunderschönen Abend.