Über Pfingsten bleiben wir in Evóra. Diese wunderschöne Stadt im Alentejo ist in Gänze als Weltkulturerbe gelistet. Sie wird von einem Mauerring aus dem Mittelalter umschlossen, im Inneren befinden
sich Häuser und Gebäude aus den unterschiedlichsten Epochen und mit den unterschiedlichsten Baustilen. Selbst maurische Elemente sind vorhanden. Neben der Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert steht ein
kleiner römischer Tempel. Im Ort präsentieren die Winzer aus der Umgebung ihren Wein. Man kauft ein eigenes Glas und bekommt an jedem Stand eine Probe ihrer Erzeugnisse. Auch Käse und Schinken sind
im Angebot. Es herrscht ein buntes Treiben in den Straßen. Wir stehen mit dem Womo an der Stadtmauer direkt am unversehrten Aquädukt.
Montag, 5. Juni 2017
Der Pfingstmontag ist in Portugal kein Feiertag. Unser Stellplatz am Aquädukt wird unruhiger - alle Pendler parken ihr Gefährt hier am Stadttor. Wir machen uns jetzt auf den Weg an die Küste
der Algarve. Unterwegs besuchen wir noch Beja, eine Stadt mit viel Tradition. Lange Zeit haben hier unter anderem die Vesigoten regiert. Dieser germanische Stamm, der in der Völkerwanderungszeit aus
Skandinavien zunächst ans Schwarze Meer und dann auf die Iberische Halbinsel gezogen ist, hat während seiner viehundertjärigen Herrschaft hier seine Überreste hinterlassen.
In Beja hat man den Goten ein kleines Museum gewidmet. Es sind im wesentlichen Steinsäulen mit einfachen Reliefs, Kapitelle mit floralen Motiven und ähnliches. Keine Sensationen. Aber schon
erstaunlich ist es, dass das Portugiesische nicht allein eine romanische Sprache ist, sondern mit gotischen Einflüssen durchsetzt ist. Die Mauren, die den Gotenstamm verdrängten, haben dagegen
keine bleibenden Spracheindrücke hinterlassen. Wir fahren jetzt in die Nähe von Vila do Bispo an einen Küstenabschnitt, den wir fast für uns allein haben. Im Womo vor dem Wind geschützt erleben
wir bei einem Glas Wein den Sonnenuntergang.
Mittwoch, 7. Juni 2017
Wir sind in Lagos an der Algarveküste. Das Wetter hat mittlerweile von warm mit Wind auf heiß ohne Wind gewechselt. Längere Aufenthalte in Bereichen ohne Schatten verursachen höchste Anstrengungen.
Wir stehen auf einem Campingplatz in fußläufiger Nähe zum historischen Zentrum und zu den unterschiedlichsten kleinen Badebuchten. Annemarie traut sich und nimmt ein Bad. Das Wasser hat die zwanzig
Grad Marke noch nicht erreicht. Ich warte da lieber noch etwas. Der Ort lebt vom Tourismus, der jetzt allmählich anläuft. Wir besuchen die gutsortierte Fischhalle mit Erfolg.
Donnerstag, 8. Juni 2017
Um
zehn Uhr brechen wir heute mit einem Meeresbiologen auf einem Schlauchboot Richtung Atlantik auf - wir wollen Delfine beobachten. Auf dem Fluss ist die Geschwindigkeit noch mäßig, aber kaum haben wir
das offene Meer erreicht, dreht der Schiffsführer voll auf. Jetzt bewähren sich die speziellen Sitze, auf denen man wie auf einem Sattel sitzt. Man kommt sich vor wie bei einem Rodeo - jede Welle
schlägt durch. Um die Delfine ausfindig zu machen, muss man nach den Seevögeln schauen. Die orientieren sich bei ihrer Jagd auf den Fisch an den Delfinen. Und schnell entdecken wir eine Gruppe
Kormorane, die wechselweise ins Wasser stoßen. Und da taucht auch schon die erste Flosse auf. Eine kleine Gruppe Delfine jagd hier ebenfalls. Außerdem sind sie neugierig auf das Boot. Sie begleiten
uns, tauchen ab und kommen an der anderen Bootsseite wieder nach oben. Pfeilschnell bewegen sie sich durch das Wasser. Dann verlieren sie das Interesse und sie wenden sich ab. Unser erfahrener
Biologe hat aber schnell wieder eine neue Gruppe ausgemacht. Es beginnt das gleiche Spiel. Fotografieren ist schwierig - die Tiere sind schnell und in ihren Bewegungen nicht berechenbar. Trotzdem
gelingen einige Aufnahmen. Ein tolles Naturerlebnis.
Freitag, 9. Juni 2017
Lagos war schon im 15. Jahrhundert in den Sklavenhandel verwickelt. Von Afrika aus würden die Sklaven nach Portugal verschifft und in Lagos auf dem Sklavenmarkt angeboten - der erste Sklavenmarkt in
Portugal. Jeder reiche Portugiese, der was auf sich hielt, leistete sich einen afrikanischen Sklaven. In einem kleinen Museum im alten Zollhaus, wo früher der Slavenmarkt stattfand, erfahren wir viel
über die Geschichte der verschleppten Afrikaner.
Danach führt unser Weg wieder zum Fischmarkt. Sepia und Sardinen stehen heute auf dem Programm.
Samstag, 10. Juni 2017
Von Lagos bis zu unserem nächsten Ziel, Albufeira, sind es gut fünfzig Kilometer. Vorher nehmen wir uns noch die Zeit, in einem Intermarché zu tanken und einzukaufen. Unser anvisierter Stellplatz
liegt etwas isoliert - da braucht man Vorräte. Wir stehen am Praia da Falésia, ein Traum von einem Strand. Das Wasser ist mittlerweile so warm, dass auch ich mich einem abkühlenden Bad nicht
verweigere. Hier werden wir die nächsten Tage bleiben.