Ganze sechs Zentimeter ist er gewachsen! Der Einbau von verstärkten Federn an der Vorderachse bei der Firma Stäbler in Waghäusel hat unseren Dukato vorn nicht nur angehoben, sondern auch das
Fahrverhalten wesentlich verbessert. Jetzt reagiert er nicht mehr so bockig auf Querrillen an Brückenübergängen und bei Autobahnen in Plattenbauweise. Die Firma Stäbler ist top
organisiert.
Gestern Abend konnten wir schon die Formalitäten erledigen.
Alles läuft exakt nach Zeitplan und um vierzehn Uhr verlassen wir mit der TÜV-Abnahme das Firmenglände. Erstes Ziel in Frankreich ist Beaune. Wir stehen auf einem Womo-Stellplatz direkt am Centre
Histoire.
Freitag, 28. April 2017
Unser Platz in Beaune liegt zwischen dem Hospital de Dieu und einem Carrefour - so wird den kulturellen und den körperlichen Bedürfnissen in gleicher Weise Rechnung getragen. Zunächst kümmern wir uns
ums Einkaufen. Danach nehmen wir uns viel Zeit für einen ausgiebigen Stadtbummel. Gegen Mittag bereiten wir uns aus den Einkäufen ein Déjeuner und dann düsen wir über die Route des Grands Crus durch
die Bourgogne Richtung Perigord. Der Himmel ist blau, die Sonne gibt ihr Bestes und aus den Weinknospen bricht das Laub. Das ist Frankreich! Die Landschaft verändert sich allmählich und aus den
Weinbergen werden fette Weiden mit fetten weißen Kühen und ihren fetten weißen Kälbern. Welcher Gegensatz zu der
Situation in Afrika...
Die Strecke gestaltet sich zäh. Wir durchqueren Frankreich von Ost nach West auf Landstraßen. Unser Ziel, Brantôme, erreichen wir aber noch vor der Dunkelheit.
Samstag, 29. April
Brantôme im Perigord liegt auf einer Insel im Fluß. Beherrscht wird der Ort von einer Abtei mit dazugehöriger Kirche. Wir bummeln durch die alten Gassen und beschließen, den Tag hier zu verbringen.
Unser Stellplatz ist genial. Er liegt am Flußufer, am Festland, der Ort ist einen Steinwurf entfernt. Wir haben viel Platz und können uns breitmachen. Es gibt einen kleinen Markt, wir schlendern
durch die Straßen und kleinen Gassen und genießen dann den herrlichen Sonnentag auf unserer Womo-Wiese mit Kaffe, Tee und Kuchen mit frischen Erdbeeren.
Sonntag, 30. April 2017
Durch das Perigord geht es auf Landstraßen zum Atlantik nach Biarritz. Der Stellplatz ist dank der präzisen Geodaten schnell gefunden. Wir stehen am Rand der Innenstadt, direkt am Atlantik. Das
Wetter spielt leider nicht so mit, wie wir es uns wünschen. Dunkle Wolken türmen sich über den Atlantik, ein starker Wind fegt über den Strand. Es fängt an zu regnen und wir sind froh, dass wir
trocken und warm im Womo sitzen können. Hoffentlich wird es morgen besser.
Montag, 1. Mai 2017
Über die Autopista del Cantábrica versuchen wir dem schlechten Wetter zu entkommen. Auch heute Morgen regnet es noch in Strömen und für den Gang zur Bulangerie brauche ich Schirm und Regenjacke. Die
Autobahn schlängelt sich zwischen Atlantik und Pyrenäen durch: Mal hat man den Eindruck, man ist in Südtirol, dann wieder gibt ein Taleinschnitt den Blick auf das bewegte Meer frei. Das Wetter hat
ein Einsehen. Langsam gelingt es dem Blau, der grauen Masse ein Schnippchen zu schlagen. Auch gewinnen allmählich dicke weiße Cummuluswolken die Oberhand. Unser Navi führt uns zielsicher zu dem
Stellplatz oberhalb von Bilbao, wo wir prompt einen Panoramaplatz zugewiesen bekommen. Der Shuttle-Bus hält vor dem Camp und zügig erreichen wir die Innenstadt. Der 1. Mai hat, so scheint es, hier in
Spanien noch eine größere Bedeutung als bei uns. In zentraler Lage, beim Kundgebungsplatz, ist ein riesiges Zelt aufgebaut, dass die unzählige compagneros zum Essen und Trinken aufnimmt. So eine
Maidemo macht hungrig und durstig!! Auch die Innenstadt ist voller Menschen. Überall hängen Plakate mit Kampfparolen. Aber gelebt wird auch - die Tapasbars sind voll.
Dienstag, 2. Mai 2017
Das Guggenheim Museum in Bilbao ist nicht nur wegen seiner Exponate der internationalen Fachwelt ein Begriff. Auch das Gebäude, speziell für diesen Zweck vom amerikanischen Stararchitekten Gehry
entworfen, sprengt jede bekannte Dimension. Aus den Materialien Sandstein, Glas, Titan und Stahl entstand ein Baukörper, der seinesgleichen sucht. Von außen ist seine Komplexität nicht so recht zu
fassen. Da entdeckt man schiffsähnliche Gebilde aus Titan, im Eingangsbereich findet man kubische Sandsteinkörper aber auch kugelähnliche Anhäufungen aus Titan. Im inneren Bereich gibt es keine
geraden Linien - hier scheint das ganze Gebäude um die Raummitte konzipiert. Aber auch das ist ein Trugschluss. Wir besuchen zunächst die Monumentalplastiken aus Stahl von Richard Serra. In
diesem Kunstbereich sind wir als Münsteraner durch die Skulpturen-Ausstellungen ja schon kleine Experten. Doch was Serra hier in Bilbao präsentiert, lässt alles Gesehene weit hinter sich. Seine
Sulpturen sind begehbar und rufen dabei ein besonderes Zeit-Raum-Gefühl hervor.
Die Ausstellung des abstrakten Expressionismus und dessen Fortentwicklungen mag zwar nicht immer begeistern, hilft aber, diese Kunstrichtungen zu verstehen.
Es ist keine Gemäldeausstellung im herkömmlichen Sinn, vielfach werden auch Arbeiten kombiniert. Alles in allem eine große Werkschau der bedeutendsten Gegenwartskünstler. Auch Anselm Kiefer und
Gerhard Richter sind vertreten.
Es herrscht Fotografierverbot, doch bei den Arbeiten Serras muss ich einfach mal heimlich auf den Auslöser drücken.
Einigermaßen geschafft und voll mit neuen Eindrücken erreichen wir am Nachmittag wieder unseren Stellplatz.
Mittwoch, 3. Mai 2017
Santillana del Mar liegt ungefähr einhundertdreißig Kilometer von Bilbao entfernt. Das kleine Dorf entstand im 15. Jahrhundert. Um das Kloster Santa Julia gruppieren sich die pittoresken Häuser, die
meisten von ihnen mit Balkonen. Das Kloster mit der angeschlossenen Kirche entstand im 12. Jahrhundert. Alles macht einen in sich geschlossenen Eindruck - seit dem Mittelalter hat sich hier nicht
viel verändert. Ganz in der Nähe liegt die Höhle von Altamira, der eigentliche Grund, weshalb wir hier sind. Hier gibt es die wohl berühmtesten prähistorischen Höhlenmalereien im europäischen Raum.
Für die Zeichnungen nehmen wir uns morgen Zeit. Heute besuchen wir den kleinen Ort und genießen am Abend die frisch erstandenen Sardinen und Pulposalat.
Donnerstag, 4. Mai 2017
Die Höhle von Altamira wurde Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt. Im vorderen Teil fand man Artefakte von Menschen, die vor über fünfzehntausend Jahren hier gelebt haben. Doch was die Forscher dann
imhinteren Teil der Höhle entdeckten, war die Sensation schlechthin. Die gesamte Decke war mit Malereien überzogen, so dass man schon von der 'Sixtinischen Kapelle' der Frühgeschichte
sprach.Abgebildet sind im wesentlichen Tiere aus dem Umfeld dieser Jäger und Sammler. Imponierend die Technik, mit der die Bilder auf den Stein aufgebracht sind aber besonders faszinierend ist es,
wie dieUnebenheiten der Höhlendecke in die jeweiligen Abbildungen integriert sind, so dass eine Plastizität der Werke entsteht. Wegen der überragenden Bedeutung wurde auch hier bereits 1984 das
SiegelWeltkulturerbe verliehen. Wir machen uns früh auf den Weg, um den Besucherströmen zu entgehen. So stehen wir denn auch kurz vor Einlass vor dem Tor. Für Rentner ist der Eintritt gratis(!!!!)
und wirerhalten eine genaue Zeit, wann wir in die rekonstruierte Höhle (die Original-Höhle darf nicht mehr betreten werden) eingelassen werden. Im Innern können wir uns dann aber Zeit lassen. Es
herrschtFotografierverbot, das gibt uns dann aber auch eine gewisse Gelassenheit bei der Betrachtung. Im Anschluss besuchen wir noch die angegliederte Ausstellung. Insgesamt ein Erlebnis der
besonderen Art.