Samstag, 24. März

Wir brechen unsere Zelte in Mhamid ab. Bevor es losgeht müssen wir allerdings hier und da noch etwas Sand entsorgen. In allen Ritzen stecken die Überreste des Sandsturms, die bei Gelegenheit immer wieder auftauchen. Wir verabschieden uns von der NRW-Truppe, die sich hier gefunden hat, von Edith Kohlbach, von der netten Aufwärterin, dann wird bezahlt und ab geht die Post wieder zurück nach Zagora. Hier kaufen wir ein, besorgen uns Dirhan (marokkanische Währung) bei der Bank und essen für wenig Geld Brochettes mit Pommes Frittes in einem kleinen Restaurant. Unser Ziel heute ist Agdez im Draa-Tal. Entlang des Tals erstrecken sich Palmenoasen, rechts und links tut sich Gebirge auf und immer wieder gibt es mächtige Kasbahs. Aber auch die Ksars, die einfachen Lehmdörfer, begleiten den Fluss. In Agdez finden wir einen idyllischen Platz in der Palmeraie, dem Palmengarten einer kleinen Kasbah.
Im Draatal
Im Draatal
Lehmdorf im Draatal
Lehmdorf im Draatal
Stellplatz in der Palmeraie
Stellplatz in der Palmeraie

Sonntag, 25. März

Nach dem Frühstück nutzen wir den Sonntag für einen Radausflug in die „City“ von Agdez. Es geht vorbei an einer alten, unheimlich großen und ehemals wohl prächtigen Kasbah. Doch der Zahn der Zeit hat sichtlich an ihr genagt - dem Anschein nach wohnt hier keiner mehr, aber ganz genau kann man das nie wissen. Agdez selbst ist eine mittlere Provinzstadt mit modernen Häusern im Kern. Das Erscheinungsbild ist sehr gepflegt, es gibt breite Straßen, sorgfältig gepflasterte Gehsteige und die öffentlichen Bauten wie Gendarmerie oder Rathaus und Schulen sind wie überall im Land picobello. Wir laufen durch die Innenstadt, kommen zu einem kleinen Markt und erstehen ein Sträußchen Minze. Beim Stand nebenan verkauft ein alter Mann die absonderlichsten Dinge. Vertrocknete Falken liegen da und tote Schlangen. Der Rest dieses Sammelsuriums ist nicht so recht identifizierbar. Da trinken wir lieber einen frisch gepressten Orangensaft in einem Straßencafé und beobachten das Treiben um uns herum.
Alte Kasbah am Rand der Innenstadt
Alte Kasbah am Rand der Innenstadt
Sonntagsausflug
Sonntagsausflug
Gruselstand
Gruselstand
Blick auf den Dschebel Kissane, den „Hausberg“ von Agdez
Blick auf den Dschebel Kissane, den „Hausberg“ von Agdez
Am Nachmittag machen wir eine kleine Wanderung durch die Palmenoase, die sich entlang des Draa erstreckt. Unser Stellplatz ist ja von einer Palmeraie abgezwackt, da brauchen wir nur zum Tor hinaus zu gehen. Am Weg liegt die Kasbah, zu der das gesamte Ensemble gehört, dann geht es in die Palmengärten. Wasser ist hier reichlich vorhanden, man hört es überall gluckern und die Bewässerungsgräben sind gefüllt. Die Wasserverteilung folgt nach altem Prinzip - zur Bewässerung wird ein Schieber geöffnet und schon läuft das Wasser in die Beete. Es wird hauptsächlich Grünzeug zur Fütterung angepflanzt doch wir entdecken auch ein lilienartiges Blümchen am Bewässerungsgraben.
Kasbah in der Palmenoase längs des Draa
Kasbah in der Palmenoase längs des Draa
Sattes Grün in der Wüstenoase
Sattes Grün in der Wüstenoase
Bewässerungssystem
Bewässerungssystem
Schön...
Schön...

Montag, 26. März

Bevor wir Agdez verlassen, muss wieder eingekauft werden. In einem kleinen Souk erstehen wir wieder kiloweise Gemüse und Obst und das alles zu kleinen Preisen. Beschränkt man sich beim Einkauf auf den Markt und die kleinen Läden, sind die Kosten für den Lebensunterhalt sehr gering. Dagegen muss man sehen, dass die Menschen hier kaum Möglichkeiten zum Geldverdienen haben und sich vermutlich nur mal so eben über Wasser halten. Als Europäer ist man dagegen reich - nach einem Einkauf werden wir oft gefragt, ob wir noch Kleidung, Schuhe oder ähnliches zum Verschenken haben. Etwas haben wir den Kleiderschrank schon nach Entbehrlichem durchforstet - leider haben wir aus Platzmangel nur knapp gepackt, sonst könnte man mehr abgeben. Bettelnde Kinder sind selten. Sie fragen wohl nach „Bonbon“ oder „Stylo (Kuli)“. Unsere Süßigkeiten und übrige Kulis haben wir daher schon verteilt. Nach dem Einkauf geht es gleich hinaus auf die N 9, die uns zum Pass „Tizi-n-Tinififft“ führt. Bis auf tausendsechshundert Meter schraubt sich die Straße im Gebirge in die Höhe und wir haben tolle Ausblicke auf die Schlucht des Draa, der sich hier munter durchs Gebirge gefräst hat. Kaum haben wir den Pass erreicht, sehen wir auf der anderen Seite in der Ferne die schneebedeckten Berge des Atlasgebirges. Jetzt geht es zügig weiter bis nach Ait-Ben-Haddou, zu „dem“ Weltkulturerbe Marokkos: Ein wunderschönes Beispiel traditioneller Lehmbauarchitektur der Berber. 
Blick ins Draa-Tal
Blick ins Draa-Tal
Wilde Schluchten
Wilde Schluchten
Die Arbeit von Jahrmillionen
Die Arbeit von Jahrmillionen
Blick vom Pass auf eine Oase - im Hintergrund der Hohe Atlas
Blick vom Pass auf eine Oase - im Hintergrund der Hohe Atlas
Ausfallstraße von Quarzazate
Ausfallstraße von Quarzazate
Überrest einer Filmproduktion
Überrest einer Filmproduktion
Blick vom Stellplatz in Ait-Ben-Haddou
Blick vom Stellplatz in Ait-Ben-Haddou

Dienstag, 27. März

Ait-Ben-Haddou besteht aus vier Kasbahs, um die sich jeweils ein Ksar gliedert. In der Kasbah wohnt der „Burgherr“ mit seiner Familie, im Ksar seine ihm untergebene Bevölkerung. Ein Ksar besteht aus einer Verschachtelung von Wohnungen, die alle über Gassen verbunden sind. Innerhalb der Wohnungen gibt es Gänge, die wiederum von den Gassen für den Außenstehenden kaum zu unterscheiden sind. Das Ganze zieht sich mehrstöckig den Berg hinauf, mit Terassen und in Lehmbauweise gefertigt. Dies, und der gut erhaltene Zustand, macht die Besonderheit von Ait-Ben-Haddou aus. Es ist daher als Weltkulturerbe ausgezeichnet worden. Wir machen uns früh auf den Weg, um den Touristenströmen zu entgehen. Im Gegensatz zu vielen anderen Ksar ist Ait-Ben-Haddou bewohnt. Wir haben die Möglichkeit, eine dieser Wohnungen zu besichtigen - eine junge Frau, die hier mit ihrer Mutter und ihren zwei Brüdern wohnt, gewährt uns einen Blick in die Privatsphäre. Die Räume sind weitgehend unmöbliert, mit Teppichen ausgelegt und luftig und kühl. Im Sommer sicher ideal, doch wie mag es im Winter aussehen. Auch ein Viehstall mit Schafen und Hühnern ist hier untergebracht. Von der Terasse bietet sich ein wunderschöner Blick ins Tal. Um den Ort zu erreichen muss man das Flussbett des Oued Mellah queren - ganz fortschrittlich über eine Brücke oder bei einer Furt über Sandsäcke, die als Trittsteine ausgelegt sind. Zahlreiche Historienfilme sind in dieser historischen Kulisse gedreht worden, unter anderen „Lawrence von Arabien“, „Die letzte Versuchung Jesu“ und „Alexander“. Durch den Status Weltkuturerbe und die Filmindustrie ist natürlich viel Geld hierher geflossen, das der Restaurierung zugute kommt.
Ait-Ben-Haddou
Ait-Ben-Haddou
In den Gassen
In den Gassen
Berber mit Saiteninstrument
Berber mit Saiteninstrument
Salon einer Wohnung
Salon einer Wohnung
Küche
Küche
Stall (im vierten Stockwerk)
Stall (im vierten Stockwerk)
Bewohnerin mit Besuch
Bewohnerin mit Besuch
Flussüberquerung mal anders
Flussüberquerung mal anders

Mittwoch, 28. März

Ein letzter Blick auf den Ksar von Ait-Ben-Haddou, dann starten wir in Richtung Tafraoute. Als Zwischenziel haben wir uns Talliouine gewählt, auf tausend Meter Höhe im Gebirge zwischen Hohem Atlas und Anti Atlas gelegen. Die Fahrt hierhin bietet keine Highlights, gelegentlich kreuzt ein Hirte mit seiner Herde den Weg oder ein einsamer Eselreiter winkt uns zu. Der Tag ist von Hochnebel geprägt, das heißt, die Sonne hat es schwer sich durchzusetzen und es ist ziemlich dunstig. Dies verhindert auch einen klaren Blick auf Talliouine - obwohl wir einen wunderschönen Stellplatz inmitten von Orangen- und Olivenbäumen haben, der den Blick auf den Ort freigibt.
Letzter Blick auf den Ksar
Letzter Blick auf den Ksar
Hirt mit Herde
Hirt mit Herde
Esel mit Reiter
Esel mit Reiter
Stellplatz in Talliouine
Stellplatz in Talliouine

Donnerstag, 29. März

Bei Sonnenschein und klarem Himmel frühstücken wir draußen vorm Womo und genießen den Ausblick. Dann wird alles zusammengepackt und los geht die Fahrt nach Tafraoute. Die Straße, ein kleines Landsträßchen, ist soweit ok, doch sie wird immer wieder unterbrochen, wenn wir den begleitenden Fluss queren müssen. Anscheinend muß vor nicht allzu langer Zeit eine gewaltige Flutwelle  durchgerauscht sein, denn die meisten Brücken sind perdu. Dann müssen wir über eine Notstraße parallel zur Brücke die Furt queren - schön vorsichtig und im ersten Gang, denn es geht meist steil hinunter und dann wieder steil hoch. Aber auch das schaffen wir und werden kurz darauf mit einer niegelnagelneuen Straße belohnt, die uns durch eine wunderbare Landschaft führt. Später säumen noch blühende Mandelbäume spalierartig unseren Weg. Wir erreichen Tafraoute und gleich nach dem Ortsschild sehen wir schon Mohammeds Werkstatt. Er hat sich auf Wohnmobile spezialisiert und gilt bei Marokkotourern als Geheimtipp. Bei ihm wollen wir einige Lackschäden beseitigen lassen. Wir können das Womo gleich stehen lassen und sofort machen sich zwei junge Männer an die Arbeit.
Frühstück vor imposanter Kulisse
Frühstück vor imposanter Kulisse
Talliouine
Talliouine
Umleitung
Umleitung
Dorf an der Strecke
Dorf an der Strecke
Im Anti Atlas
Im Anti Atlas
Mandelbaumallee
Mandelbaumallee
Chez Mohamed
Chez Mohamed

Freitag, 30. März

An unserem Womo wird fleißig geschliffen, grundiert und abgeklebt. Wir nutzen die Zeit für einen Besuch in der City. Eine nette Atmosphäre ist es hier, viele kleine Handwerker, Läden mit verschiedenen Produkten, sogar ein kleiner Supermarkt. Es gibt auffällig viele Schuster, die ihre selbstgemachten Produkte an den Mann, an die Frau, bringen. Auch Autowerkstätten, die noch ganze Motoren auseinandernehmen, alles am Straßenrand natürlich. Faszinierend - das sind noch echte Schrauber. Man sieht viele alte Mercedes und auch Peugeot ist zahlreich vertreten. Alles Fahrzeuge, die schon über fünfzig Jahre auf dem Buckel haben. An der Werkstatt bei Mohamed steht neben uns ein Paar aus Holland, das sein Womo generalüberholen lässt. Mit Trüdi und Dick gehen wir gemeinsam zum Essen und verstehen uns prächtig. Als wir da so sitzen, kommt eine ehemalige Schülerin von mir auf dem Fahrrad vorbei. Großes Hallo auf beiden Seiten. Helen und ihr Freund sind als Backpacker in Marokko unterwegs.


Men at work
Men at work
Weißfisch in der Markthalle
Weißfisch in der Markthalle
Mandelmühle
Mandelmühle
Viehtransporter
Viehtransporter
Plausch mit Trüdi und Dick
Plausch mit Trüdi und Dick