Samstag, 2. September

Wir stehen in Ribeauvillé im Elsaß auf einem Parkplatz an den Sportanlagen und genießen das sommerliche Wetter. Am von uns angesteuerten Campingplatz Coubertin prangt groß das Schild „Complet“ - Voll. Nicht weiter schlimm, wir sind ja autark. Hier, an den Sportanlagen, ist es sehr ruhig und wir haben freundliche Nachbarn. Eigentlich wollten wir ja heute erst starten, doch wir haben es uns anders überlegt und sind gestern am späten Vormittag zuerst nach Dingden gefahren, um am Grab von Annemaries Eltern nach dem Rechten zu schauen. Danach haben wir den verbleibenden Tag genutzt und den Laacher See in der Eifel angesteuert. Auf dem Klosterparkplatz von Maria Laach konnten wir in Ruhe die Nacht verbringen. Die Klosterglocke heute Morgen um sechs erinnert mich an einen Ausflug vor sechzig Jahren mit meinen Eltern, wo wir auf eben diesem Parkplatz gestanden haben, um das Kloster in Augenschein zu nehmen und morgens in der Früh die Messe besucht haben. Times goes by. Bis nach Ribeauvillé sind es noch dreihundertfünfzig Kilometer - die sind heute am Samstag schnell abgefahren. 

Morgen geht es dann weiter durch die Schweiz bis Parma, dann führt uns der Weg nach Marina di Pisa, nahe bei Livorno, von wo wir dann am Dienstag Abend die Fähre nach Sardinien nehmen.

Montag, 4. September

Seit heute Mittag sind wir in Marina di Pisa am Mittelmeer, in der Nähe von Livorno. Gestern war Fahrtag - da sind wir von Ribeauvillé im Elsaß bis nach Parma in der Emilia Romagna durchgerauscht. An sich mögen wir diese großen Entfernungen nicht, aber auf dieser Strecke bietet sich so recht kein sinnvoller Zwischenstopp an. Von Parma bis Marina di Pisa sind es knapp zweihundert Kilometer, die haben wir heute Morgen zügig abgefahren. Hier ist Sommer, nach dem Mittagessen sind wir gleich zum Schwimmen ins Meer, nachher werden wir in einer kleinen Pizzeria am Strand einkehren und den Abend inklusive Sonnenuntergang genießen.
Sonnenuntergang in Marina di Pisa
Sonnenuntergang in Marina di Pisa
Menu di Mare
Menu di Mare

Mittwoch, 6. September

Um halb acht Uhr weckt uns die Durchsage aus dem Lautsprecher. Wir sind in einer Kabine der Sardinia Ferries und auf dem Weg zum Golfo Arranci auf Sardinien. Jetzt haben wir noch eine Stunde Zeit bis zum Einlaufen. Da wir gestern Abend als eines der letzten Fahrzeuge auf die Fähre gefahren sind, gehören wir heute Motgen zu den Ersten, die wieder von Bord rollen. Pünktlich um halb neun betreten wir sardischen Boden und machen uns auch gleich auf in Richtung Orosei, unserem ersten Ziel. In der Cala Liberotto gibt es einen Campingplatz, den wir noch nicht kennen. Auf dem Weg dahin machen wir noch eine kleine Pause für einen Latte Macchiato und ein Brötchen in einer Snack Bar an der Autobahn. Sa Prama, der Campingplatz, erfüllt unsere Erwartungen: An der Cala Liberotto mit schneeweißem Sand und kristallklarem Wasser gelegen, entspricht diese kleine Bucht in positiver Weise dem Klischee von den karibischen Stränden auf Sardinien. Schnell richten wir uns ein und genießen das „sardinian feeling“…
Land in Sicht - Sardinien wir kommen…
Land in Sicht - Sardinien wir kommen…

Donnerstag, 7. September

Wir stehen schön schattig unter Pinienbäumen, zum Strand ist es nur ein kurzer Weg. Der Campingplatz ist gut organisiert, bietet neben gepflegten Sanitäranlagen auch noch einen kleinen Einkaufsmarkt und ein Restaurant, das dem Vernehmen nach nicht nur die Platzbewohner anlockt. Heute Morgen absolvieren wir wieder unser Sportprogramm mit Joggen, Gymnastik und Schwimmen. Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Motorrad zu einer Pescheria (Fischhandlung), deren Hinweistafeln wir gestern bei der Anreise schon registriert haben. Heute wollen wir frische Muscheln essen und tatsächlich, die Verkäuferin hat ein stattliches Sortiment in ihrem Verkaufsprogramm. Am Abend machen wir uns dann „Zuppa di cozze“, Muscheln in Tomatensauce. 
Unser Stellplatz auf „Sa Prama“.
Unser Stellplatz auf „Sa Prama“.
Strand in der Cala Liberotto
Strand in der Cala Liberotto
Zuppa di Cozze
Zuppa di Cozze

Samstag, 9. September

Neben den sportlichen und balnearischen Aktivitäten, müssen wir uns natürlich auch um die Versorgung mit Nahrungsmitteln jeglicher Art kümmern. Bei unserer Erkundungstour mit dem Motorad in der näheren Umgebung, entdecken wir einen Crai-Supermarkt, der breit aufgestellt ist und ein ausgewähltes Angebot vorhält. Eine vielfältige Käseauswahl, unterschiedlichste Pastasorten, leckere Vorspeisen - was das Herz begehrt. So stellen wir im Nu unser Mittagessen zusammen. Als Vorspeise gibt es Tomaten mit Mozzarella di buffalla (Büffelmozzarella), gefüllte Pepperoncini und Meeresfrüchte. Als Hauptgericht culorgiones (Ravioli), gefüllt mit Kartoffelpürre, Schafskäse und Minze mit einer Tomaten/Basilikumsoße. Zum Nachtisch gibt es noch frische Pfirsiche. Wasser und Weißwein begleitet unser sardisches Dinner.
Vorspeise
Vorspeise
Culorgiones
Culorgiones

Sonntag, 10. September

Die aufgehende Sonne taucht mit ihrem Licht den gesamten Horizont in ein glühendes Rot. Während der Strand noch weitgehend im Dunkeln liegt, sind im Gegenlicht schon die ankernden Segelboote erkennbar. Dieses Schauspiel dauert nur kurz, dann beleuchtet die Sonne die gesamte Szenerie und wie helle Punkte geben sich die Strandlilien jetzt zu erkennen. Sonnenaufgang in der Cala Liberotto. Kurz darauf treffen sich die ersten Schwimmer am Strand und erfreuen sich am frischen Bad im spiegelglatten Meer. Wir lieben die Stille am frühen Morgen und genießen jede Minute. Das Frühstück schmeckt nachher noch einmal so gut. 
 Für den Abend haben wir einen Besuch im allseits gelobten Restaurant vorgesehen. Die Küche hält was die Kommentatoren versprechen. Wir erfreuen uns zur Vorspeise an einer „Fantasia di Mare“ und frischen Muscheln. Als Primi teilen wir uns mit Fisch gefüllten Ravioli und als Hauptgericht eine in Vermentino (Weißwein) zubereitete Dorade. 
Krönender Abschluss ist eine mit Käse gefüllte Teigtaschen mit Honig als Dessert. Ein schöner Sonntag geht zu Ende.
Sonnenaufgang in der Cala Liberotto.
Sonnenaufgang in der Cala Liberotto.
Strandidylle
Strandidylle
Fantasia di Mare
Fantasia di Mare
Orate in Vermentino
Orate in Vermentino
Sebadas in Honig
Sebadas in Honig

Mittwoch, 13. September

Die letzten zwei Tagen hatten es in sich: Mit unseren Freunden, Gudrun und Salvatore, haben wir verabredet, uns in Perdasdefogu, in den Bergen, im Geburtsort Salvas zu treffen. Noch nicht am vereinbarten Treffpunkt angelangt, sehen wir schon das Wuppertaler Wohnmobil der beiden vor uns her fahren. Hintereinander kurven wir die serpentinenreiche Bergstraße auf sechshundert Meter Höhe, kehren dann im Café von Salvas Cousine ein und haben uns viel zu erzählen. Wir bummeln durch die Straßen des „Dorfes der Hundertjährigen“. In Perdasdefogu gibt es die prozentual meisten Menschen der Welt, die über hundert Jahre alt sind. Die Bilder dieser alten Menschen hängen überall im Dorf verteilt. Salvas Großtante gehört auch dazu. Die Wände vieler Häuser in Perdas werden von Murales geschmückt, das sind Wandbilder, die, meist in naiver Malerei, Szenen aus dem Dorfleben darstellen. Wir können kaum zehn Meter am Stück laufen, weil Salva ständig angesprochen wird, obwohl er jetztmittlerweile schon über fünfzig Jahre in Wuppertal lebt. Perdasdefogu hat ungefähr tausendsiebenhundert Einwohner, da kennt wirklich noch jeder jeden. Am Abend treffen wir uns gemeinsam mit Freunden der beiden auf ihre Einladung hin in einer Pizzeria, die einer anderen Cousine Salvas gehört. Hier essen wir die wohl beste Pizza, die es auf Sardinien gibt.
Treffen in Perdasdefogu
Treffen in Perdasdefogu
Murales
Murales
Salvatore und Großtante
Salvatore und Großtante
Pizzaessen mit Freunden
Pizzaessen mit Freunden
In Perdasdefogu ist am Dienstag das Fest zu Ehren San Salvatores. Aus diesem Anlass gibt es eine Prozession durch das ganze Dorf. Neben den kirchlichen Vereinen nimmt auch die Trachtengruppe des Ortes teil, was dem Umzug ein besonderes Gepräge gibt. Stolz präsentieren sich die Männer und Frauen in ihren traditionellen Gewändern. Auch ein Launeddaspieler begleitet die Prozession. Die Musik ähnelt einem Dudelsackspiel, wird aber lediglich durch unterschiedliche Pfeifen erzeugt. Für ein so kleines Dorf ist es eine erstaunlich große Prozession.
Junge Frauen in klassischer Tracht
Junge Frauen in klassischer Tracht
Männer in Hirtentracht
Männer in Hirtentracht
Junge Mutter mit Kind
Junge Mutter mit Kind
Launeddaspieler
Launeddaspieler
Dorfheilige
Dorfheilige
Im Anschluss an die Prozession sind wir bei Guiseppe und seiner Frau zum Grillen eingeladen. Gegrillt wird in Sardinien auf einem Spieß, seitlich neben der Glut. So ist sichergestellt, dass nichts vom Grillgut verbrennt - man nimmt sich Zeit bis alles gar ist. Auf dem Spieß stecken Stücke vom Schaf, der Ziege und vom Spanferkel. Guiseppes Spieß ist ungefähr zwei Meter lang und er hat ausreichend Fleisch eingekauft, um alle eingeladenen vierzehn Personen zu sättigen. Als Vorspeise gibt es Käse, Oliven und Salami. Einen Auflauf aus Auberginen und einen frischen Salat mit Tomaten. Getrunken wird Rotwein aus eigener Herstellung. Die aufgetischten Fleischberge sind nicht zu bewältigen. 
Bei Guiseppe
Bei Guiseppe
Grillmeister
Grillmeister
Fleischschüssel
Fleischschüssel
Nachtrag: Da nicht alles bewältigt werden konnte, hat uns Guiseppe abends noch zum Resteessen eingeladen. Jetzt leben wir erst einmal vegetarisch.
Seit heute Morgen sind wir mit Salva und Gudrun in Bari Sardo am Meer und werden hier noch etwas bleiben.

Freitag, 15. September

Mit Schrecken hören wir gestern Nachmittag ein Piepen, das von unserem Kühlschrank ausgeht. Unser gutes Stück hat seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass unsere Lebensmittel frisch bleiben, eingestellt. Nun muss man wissen, dass wir nach unserer Tour im Frühjahr, in der unser Alter Kühlschrank seinen Dienst quittiert hat, uns ein neues Kühlaggregat haben einbauen lassen. Und jetzt das gleiche Desaster? Doch zunächst heißt es Schadensbegrenzung zu betreiben. Wir räumen den gesamten Kühlschrankinhalt in verfügbare Kisten und können diese in bereitstehende Kühlmöglichkeiten des Campingplatzes unterbringen. Heute Morgen führe ich ein Gespräch mit dem Kundendiensttechniker von Dometic und versuche, der Ursache auf den Grund zu gehen. Schnell ist der Anlass gefunden. Dieses Modell ist empfindlich bei Schräglagen - wir stehen auf einem stark abfallenden Platz, bei dem auch die untergelegten Keile nicht viel nützen. Wir werden aber schnell fündig und entdecken einen weitestgehenden ebenen Bereich. Unser Kühlschrank honoriert nach dem Platzwechsel unsere Bemühungen und kühlt jetzt, was das Zeug hält. Uns fällt ein Stein vom Herzen - im Schnitt ist es hier über Tag dreißig Grad heiß. Jetzt können wir in Ruhe den schönen Strand hier am Torre de Bari genießen.
Torre de Bari
Torre de Bari
Strand
Strand
Meerjungfrauen
Meerjungfrauen

Samstag, 16. September

Den Tag verbringen wir am Wohnmobil und am Strand. Heute ist relaxen angesagt. Am Abend spielt eine Coverband mit dem Schwerpunkt 60er/ 70er Jahre auf. Wir sind nicht allein. Mit uns haben sich eine Menge älterer weißhaariger Damen und Herren eingefunden, die der Musik ihrer Jugend frönen wollen und das Tanzbein schwingen. Bei uns dauert es etwas, doch bei „Samba Pati“ von Carlos Santana hält es uns auch nicht mehr im Sessel. Es wird ein schöner Abend.
Music on the Beach
Music on the Beach
Am Anfang noch etwas skeptisch…
Am Anfang noch etwas skeptisch…