In Lindoso nehmen wir heute früh noch weitere Espigueiros in Augenschein. Vor dem Kastell gibt es einen großen, gepflasterten Dreschplatz, der von unzähligen Espigueiros umgeben ist. Eine
geöffneteTür dieser uns doch merkwürdig anmutenden Bauwerke liefert den Beleg für die Wirksamkeit dieser alten Technik. Die im Innern gelagerten Strohbüschel sind trotz der hohen Feuchtigkeit
hierknochentrocken. Apropos Feuchtigkeit: Es fängt schon wieder an zu regnen. Da wir nicht unseren Lebensabend in einem Espigueiro verbringen wollen, starten wir das Womo und fahren wieder die
Bergehinab, dahin, wo sich die Wolken noch nicht zu schwer fühlen. In Ponte da Barca, einem kleinen Ort an der Strecke, halten wir an und bummeln durch die Straßen und Gassen. Ein Supermarkt versorgt
unsmit Lebensnotwendigem ehe wir Kurs auf Braga nehmen.
Braga ist Universitätsstadt, dies bekommen wir schnell zu spüren. Bereits bei der Anfahrt zum Camp fallen uns viele Menschen auf, die zielstrebig einem Park zu eilen. Einige von ihnen tragen
einen Dreispitz und lange Mäntel und einen Stock. Als wir uns nach dem Einchecken auf den Weg machen, kommen wir an dem Park vorbei und interviewen eine junge Dreispitzträgerin nach den
Hintergründen dieser Bekleidung. Also: Alle so bekleideten haben einen Uni-Abschluss und werden heute ins Leben entlassen. Jede Fakultät hat eine eigene Farbe für den Dreispitz und einen eigenen
Mantel. Außerdem tragen alle einen Stock in der Farbe des Hutes. Die Entlassfeier hat wohl heute Morgen stattgefunden, hier im Park findet ein Abschlussgottesdienst statt
( Braga hat 60% aktive Kirchgänger!). Wir gehen weiter und gewinnen einen ersten Eindruck dieser lebendigen Stadt.
Sonntag, 14. Mai 2017
Den Sonntagvormittag nutzen wir für einen ausgiebigen Stadtbummel durch Braga. Eine lebendige, freundliche Stadt, in der die Menschen schon verhältnismäßig früh auf den Beinen sind, im Café
frühstücken oder durch die Stadt bummeln. Braga ist sehr katholisch, davon zeugen die vielen Kirchen in denen überall der Gottesdienst gefeiert wird. Viele repräsentative Gebäude aus dem 18./19.
Jahrhundert lassen den Reichtum der Stadt in dieser Zeit vermuten. Arm ist sie sicher auch heute nicht, aber eben wohl auch nicht reich. In einem Café essen wir preiswert zu Mittag, mittlerweile ist
es wieder trocken und warm und man kann auf der Terrasse sitzen. Den späten Nachmittag verbringen wir vor unserem Womo, bis uns das Ergebnis der Landtagswahl in NRW zunächst die Laune
verdirbt. Ein Glas Rotwein betätigt sich dann als Aufheller.
Montag, 15. Mai 2017
Bom Jesu do Monte ist ein Wallfahrtsort in den Bergen oberhalb von Braga. Nicht, dass wir jetzt im katholischen Portugal eine besondere Affinität zu einer spezifischen Ausformung von Religiösität
gefunden hätten, aber hier gibt es eine Seilbahn hinauf auf den Berg, die ihresgleichen sucht. Allein durch potentielle Energie betrieben: Da lacht das Physikerherz. Wir sind wieder früh vor Ort und
erleben gerade noch, wie aus der Seilbahn unten dreieinhalbtausend Liter Wasser, oder dreieinhalb Tonnen, abgelassen werden. Die Bahn wird mit dem Gewicht von in die Waggons eingelassenen Wassers
bewegt. Oben in eine Bahn eingelassen, zieht das Gewicht die Bahn auf der anderen Seite hoch. Unten wird das Wasser jeweils wieder abgelassen (Wasser gibt es hier ja genug). Mit einer Gruppe von
dreißig Chinesinnen werden wir von 3, 5 Tonnen Wasser den Berg hochgezogen. Oben erleben wir eine Überraschung. Das ganze Enseble hier oben ist wie aus einem Guß. Eine Barockkirche auf der Spitze des
Berges, eingebettet in ein Skulpturenensemble und eine entsprechende gärtnerische Gestaltung. Wir wandern den Berg wieder hinunter und machen uns auf zum Meer. Bei Sonnenschein und Sommertemperaturen
(endlich) verbringen wir den Nachmittag bei einer Wanderung entlang des Rio Cavado und der Atlantikküste.
Dienstag, 16. Mai 2017
Die Nacht verbringen wir auf einem Stellplatz am Rio Cávado in Esposende. Beim Frühstück sehen wir den Fischern zu, die vom nächtlichen Fang zurückkehren. In der Markthalle kaufen wir noch frisches
Gemüse ehe wir uns zu einer Wanderung entlang der Mündung des Rio Neiva, die in eine Strandwanderung übergeht, aufmachen. Die Temperaturen sind sommerlich, der Kiefernwald, den wir auf dem Rückweg
streifen, duftet. Den Spätnachmittag verbringen wir in Apúlia am Strand.
Mittwoch, 17. Mai 2017
Vila do Conde, eine kleine Stadt mit einem Hafen an der Mündung des Rio Ave, ist unser Ziel heute Morgen. Mit Hilfe des Navi ist der Parkplatz fürs Womo schnell gefunden. Wir stromern zum Hafen,
werfen einen Blick in die Fischmarkthalle, doch Fisch steht heute leider nicht auf unserer Speisekarte. In einem kleinen Restaurant nehmen wir einen sehr preiswerten Imbiss zu uns. Wir wandern zum
Meer und freuen uns am Farbenspiel des Meers, des Himmels und der Wolken. Gegen Abend fahren wir nach Barcelos. Dort findet morgen der größte Markt Portugals statt. Der Womo-Stellplatz ist schon fast
voll. Wir treffen hier Münsterländer aus Havixbeck und Bocholt.
Donnerstag, 18. Mai 2017
Der Hahn von Barcelos ist allgegenwärtig - der Legende nach soll er einen Jakobspilger vor dem Todesurteil bewahrt haben. Heute ist er das Symbol für Portugal. In Barcelos soll es den größten
MarktPortugals geben, so sagt man. Anlass genug für uns, den Vormittag für einen Besuch einzuplanen. Der Markt löst ein, was man ihm nachsagt: Vom Holzschrank bis zur Knoblauchzehe, vom Nähgarn
biszur Schnapsdestillationsanlage - alle Dinge des täglichen Bedarfs sind hier erhältlich. Die Leute aus der Umgebung kommen in Bussen und kaufen, was das Zeug hält. Wir streunen durch die
Marktgassenund auch für uns ist was dabei: Obst und Gemüse und ein neuer Rost für unseren Grill.