Heute wandern wir durch den Märchenwald. In Buçaco, nahe bei dem Kurort Luso, haben Mönche des Karmeliterordens im siebzehnten Jahrhundert auf dem Territoriums des Klosters ein Arboretum geschaffen,
das seinesgleichen sucht. Bäume und Gehölze aus der ganzen Welt pflanzten sie auf dem vierhundert Hektar großen Gelände. Klöster in Übersee schickten Samen und Setzlinge und auch die portugiesischen
Seefahrer beteiligten sich an dieser Aktion. Mittlerweile kann man hier über siebenhundert Pflanzenarten bewundern. Uns empfängt eine grüne Hölle, leider sind unsere Botanikkenntnisse zu gering, hier
fehlt uns die Sachkenntnisse von Hanni, die da sicherlich weiterhelfen könnte. Doch bevor wir loslaufen, werfen wir noch einen Blick in die alte Abtei. Auch das Schloss ist einen Blick wert, das sich
ein ehemalige König in manuelitischen Stil hat bauen lassen.
Samstag, 27. Mai 2017
Coimbra ist eine der ältesten europäischen Universitätsstädte. Das gesamte Gelände der Universität bekam 2003 die Anerkennung als Weltkulturerbe. Von unserem Platz am Märchenwald düsen wir gestern in
die Stadt, die sich oberhalb des Rio Mondego den Hügel hinaufzieht. Am Ufer finden wir einen Platz und heute Morgen laufen wir den Fluss entlang in die Altstadt. Ein Flohmarkt breitet sich gerade auf
dem Platz vor einer kleinen Kirche aus dem 12. Jahrhundert aus. Wir nehmen uns nur wenig Zeit, denn wir wollen noch in die städtischen Markthalle. Dort verkaufen die Bauern aus der Umgebung auf zwei
Etagen alles, was die Erde Portugals her gibt. Auch der Fisch ist heimisch, nicht aus einer ausländischen Aquakultur. Neben der Kirche Santa Cruz ist ein kleines Café in einer stillgelegten Kapelle.
Die Kathedrale Sé Velha ist eher eine Festung als eine Kirche. Im Innern dominieren der Hauptaltar und der angeschlossene Kreuzgang. Weiter geht es jetzt den UNI-Hügel hinauf. Im Innenhof des
Universitätsgelände ist mächtig Trubel: Die Examinierten dieses Jahres in ihren traditionellen Klamotten posieren für Fotos. Wir besuchen die Uni-Kapelle, den Prüfungssaal für die "Doctores", einen
Hörsaal ( noch in Gebrauch) und die historische Bibliothek aus dem 16. Jahrhundert. Zurück in der Unterstadt treffen wir auf Studenten, die traditionelle Lieder auf der Straße vortragen.
Sonntag, 28. Mai 2017
In Leiria gibt es den Konvent São Francesco - im Innern gibt es riesige Wandmalereien, die erst vor zwanzig Jahren freigelegt wurden. Deshalb fahren wir heute hierher, doch was in keinem Reiseführer
steht: Der Konvent wird restauriert, überall stehen Gerüste und der Eingang ist vergittert. Dafür lernen wir Portugal von unten kennen. Überall im Ort stehen kleine Stände an denen Männer und Frauen
in Trachten unterschiedlichste Produkte anbieten. Wir sind begeistert von den Backwaren in unterschiedlichster Form - ob eher salzig mit eingebackener Wurst, oder süß als Krapfen oder Kuchen. Wir
probieren von allem und brauchen jetzt kein Mittagessen mehr.
Jetzt geht die Fahrt nach Batalha. Hier steht das größte Kloster Portugals, das Mosteiro de Santa Maria da Vitória. Es ist Portugals Nationalheiligtum, als Weltkulturerbe gelistet. Hier sind die
portugiesischen Könige bestattet und zwei Armeeangehörige halten Wache am Grab des Unbekannten Sodaten. Das Kloster sprengt alle Dimensionen bisher Gesehenen. Das Kirchenschiff erhebt sich in
schwindelnde Höhen, der Kreugang entlockt uns ein Ohh. Es gibt auch noch einen zweiten und eine unvollendete Kapelle. Kein Wunder, dass hier die Busse rollen.
Unser Womo parkt hinter der Kirche und auf geht es auf den Spuren von Papst Franziskus ins nahe Fatima.
Montag, 29. Mai 2017
Fátima ist neben Lourdes der wichtigste Marienwallfahrtsort der katholischen Welt. Vor vierzehn Tagen war Papst Franziskus, dessen Name das hiesige Stadion ziert, hier, um die beiden Hirtenkinder
heilig zu sprechen, auf deren angebliche Marienerscheinung der Kult in Fátima zurückgeht. Der ganze Ort gruppiert sich um das Santuario, dem Ort, an dem die Pilger sich Seelenheil erhoffen. Ein
riesiger Platz mit einem Fassungsvermögen von zweihunderttausend Menschen wird von der viertgrößten Kirche der Welt und der Kirche eingegrenzt, in dem die Hirtenkinder begraben liegen. Auf dem Platz
gibt es einen plattierten Weg, um den "Knierutschern" ihren Weg zu erleichtern. An der Erscheinungskapelle finden ständig Gottesdienste in ständig wechselnden Sprachen statt. In der Begräbniskirche
werden Rosenkränze und Wasserflaschen auf die Grabplatten gehalten. Das ganze ist hochorganisiert, macht einen professionellen, aber keinen kitschigen Eindruck. Riesige Kerzen, auch Körperteile wie
Köpfe und Füße aus Wachs, werden zum Abbrennen in spezielle Häuschen geschleppt. An alles ist gedacht, sogar für uns Wohnmobilisten stehen Stellplätze direkt hinter der Begräbniskirche kostenfrei
parat. Mit sehr gemischten Gefühlen verlassen wir diesen Ort.
Beatriz Barona heißt die Frau, die uns bis vor neun Jahren lange Zeit das Haus saubergehalten hat. Sie wohnt jetzt mit ihrem Mann wieder in Portugal in der Nähe von Fátima. Wir nutzen die
Gelegenheit für einen Überraschungsbesuch. Groß ist die Freude über die unerwarteten Gäste. Wir reden über die vergangenen Jahre, essen gemeinsam zu Mittag und machen dann eine Besichtigung des
sehr umfangreichen Anwesens, das sich die beiden hier geschaffen haben. Schließlich heißt es: Auf ein Wiedersehen in Münster.
Dienstag, 30. Mai 2017
Hoch über der Stadt Tomar thront sie, die einstige Burg und Kirche des Templerordens, der Convento de Christo. Geht es am Eingang noch relativ unscheinbar her, kommt man im Inneren aus dem Staunen
nicht mehr heraus. Ein verschachteltes System von Wandelgängen, Innenhöfen und Terassen bildet diese Ordensburg, die 1160 errichtet wurde, um die Region vor den Mauren zu schützen. Eine Vielfalt von
Baustilen greift hier ineinander, von der Romanik über die Gotik bis zur Renaissance. Auch byzantinische Elemente sind in den Dekorationen zu erkennen, man sieht, welchen Einflüssen die Templer
unterlegen waren. Die achteckige Kuppel, die den Hauptaltar überspannt, symbolisiert das himmlische Jerusalem und dominiert den Rundbau der Klosterkirche. Die gesamte Anlage steht auf der
Weltkulturerbeliste.
Wir stehen im Ort in fußläufiger Entfernung zum Castelo do Templários auf einem ehemaligen Campingplatz zwischen blühenden Oleanderbüschen und genießen den Sonnenschein.
Mittwoch, 31. Mai 2017
Gestern Abend waren wir noch einmal im Ort, um die älteste portugiesische Synagoge aufzusuchen. Sie liegt in einer Gasse, die früher das jüdische Ghetto bildete. Lange Zeit war den Juden hier
einruhiges Leben nicht vergönnt. Errichtet wurde die Synagoge Anfang des 15. Jahrhunderts - gegen Ende des Jahrhunderts mussten alle Juden die Stadt verlassen oder sich zwangstaufen lassen. Wir
warenschon auf dem Heimweg, als eine junge Frau mit einem "Tuktuk" uns anbot, eine Tour zum Aquädukt zu unternehmen. Da konnten wir nicht Nein sagen und erlebten eine rasante Fahrt in die Berge um
Tomar.Heute fahren wir durch das Tal des Tejo gemütlich über Land nach Lissabon und steuern dort den Campingplatz an.
Donnerstag, 1. Juni 2017
Früh sind wir heute Morgen auf den Beinen, um mit dem Bus nach Lissabon zu fahren. Der Campingplatz ist am Stadtrand in einem Park und wir sind froh in diesem Gewusel nicht selbst fahren zu müssen.Am
Praço de Commerço tauschen wir das Beförderungsmittel und steigen um in eine Straßenbahn von 1904. Sie macht mit uns eine Stadtrundrundfahrt durch die zahlreichen Lissaboner Stadtviertel, diezudem
noch auf sieben Hügel erbaut sind. Es ist ein Wunder, dass dieses Vehikel aus dem letzten Jahrhundert diese Steigungen und auch die Gefälle mit Bravour nimmt. Wir werden über Kopfhörer mit derStadt
vertraut gemacht. Die Bahn windet sich durch engste Gassen, Fußgänger müssen gelegentlich in die Hauseingänge treten, um Platz zu machen. In einem kleinen Restaurant lassen wir uns hinterherpreiswert
Fisch servieren, dann geht die Erkundungstour weiter durch malerische Gasse und Plätze mit tollen Aussichtspunkten - wir sind hin und weg von dieser Stadt. Aber gegen Abend auch ganz schönplatt. Na
ja, morgen ist ja auch noch ein Tag.
Freitag, 2. Juni 2017
Heute lassen wir uns durch die untere Altstadt, die Baixa, treiben. Die Straßen sind voller Menschen, Einheimische, Touristen, man hört die Sprachen der Welt. Selbst hier, mitten in der Metropole,
gibt es kleine Händler, Tante-Emma-Läden neben den Vertretern der großen Ketten wie Zara und H&M. Straßenkünstler präsentieren sich. Zu Mittag essen wir in einem sehr kleinen Restaurant einen
portugisischen Eintopf. Hier sind wir die einzigen Touris. Lecker...
Samstag, 3. Juni 2017
Von Lissabon ins Alentejo. Wir fahren über die Brücke hoch über den Tejo und blicken auf der einen Seite Richtung Atlantik und zur anderen Seite hin zur Stadt. Die Landschaft wir flacher,
unterbrochen von Hügeln auf denen mittelalterliche Burgen thronen. In Estremoz machen wir Halt, klettern auf den Burghügel und genießen die Aussicht auf die Umgebung.