Nachdem wir die ganze Zeit parallel zum Atlantik gefahren sind, wollen wir ihn jetzt auch richtig riechen und spüren. Unsere Wahl fällt auf das Fischerdorf Cudillero, etwa zweihundert Kilometer von
Santillana entfernt. Es ist wieder eine ganz reizvolle Fahrt durch die Berge mit gelegentlichen Durchblicken zum Meer. Die Sonne scheint und der Himmel ist blau, doch als wir unser Ziel erreichen,
hat sich alles in sein Gegenteil verkehrt. Der Himmel ist zugezogen, die Sonne ist verschwunden und es beginnt zu regnen. Nun denn, wir wollten sowieso vorher noch etwas essen. Als wir fertig
sind, hat der Regen aufgehört, die Räder werden startklar gemacht und ab geht es vom Camp Richtung Dorf. Der Ort windet sich die Steilküste hinab bis zum Meer. Wir lassen deshalb die Räder oben
stehen und gehen den Rest zu Fuß. Cudillero hält, was der Reiseführer versprochen hat. Die bunten Häuser bieten einen schönen Kontrast zu dem kleinen Hafen. In einem kleinen Fischrestaurant am
Marktplatz kehren wir ein: Bingo! Frischer Fisch at it's best.
Samstag, 6. Mai 2017
Unseren Stellplatz an der Marina in La Curuña haben wir mit den Geodaten ins Navi eingegeben. Normalerweise wird man dann präzise zum Ziel geführt. Heute ist alles anders: Mitten in Coruña endet
unser Weg abrupt an einer Fußgängerzone, die wohl neu eingerichtet ist. Was tun? Ich setze zurück und schlage einen Bogen, in der Hoffnung, dass unser Navi einen anderen Weg bestimmt. Die Rechnung
scheint aufzugehen, aber wie. Wir werden jetzt durch kleine verwinkelte Altstadtstraßen geführt und als Krönung dann noch eine Gasse, in der Fußgänger die Priorität haben. Endlich führt ein Weg
hinaus aus diesem Wirrwarr und dann kommt die Ansage: "Sie haben ihr Ziel erreicht"! Nur wenige Wohnmobilisten haben es wie wir hierhin geschafft - alle mit Schwierigkeiten. Einer ist sogar mit dem
Womo durch die Fußgängerzone gefahren. Curuña selbst ist für uns eine tolle Überraschung. Die Altstadt liegt dicht gedrängt in mehreren Ebenen auf einer Halbinsel. Kirchen der unterschiedlichsten
Bauepochen, von der Romanik bis zum Barock liegen dicht beieinander. Der Pragmatismus der Bewohner hat selbst ehemalige Klöster in eine Neubebauung mit einbezogen. So sieht man aus einem fünfziger
Jahre Haus einen gotischen Kirchtum herauswachsen oder der Hauseingang wird durch eine ehemalige Klosterpforte gebildet. Der riesige Rathausplatz wird von mehrstöckigen Gebäuden mit Arkardenumgang
gesäumt - alles aus einem Guss. In der Markthalle versorgen wir uns dann mit den lebensnotwendigen Dingen.
Sonntag, 7. Mai 2017
Auch heute erfreut uns schönes Wetter. Wir erkunden La Coruña mit dem Fahrrad und radeln über die neu angelegte Küstenpromenade. Hier ist wirklich was ganz tolles geschaffen worden, das von der
Bevölkerung als Naherholungsraum sehr breit angenommen wird. Die gesamte Halbinsel ist umgeben von diesem breiten Streifen Grün, der dann nahtlos in den Uferbereich übergeht. Auch der Herkulesturm
ist in diese Grünzone eingebunden, ein Leuchtturm aus der Römerzeit, der in die Weltkulturerbeliste aufgenommen wurde.
Menhire stehen im Grünraum, Kinderspielplätze und
Picknickplätze sind integriert. Alles geht harmonisch in den Hafenbereich über und schließt an die Altstadt an.
Montag, 8. Mai 2017
Der Heilige Jakobus war ein Jünger Jesu - in Santiago de Compostela sollen seine Gebeine in der Kathedrale aufbewahrt sein. Ungefähr seit dem Jahr 1000 machen sich in ganz Europa Menschen aus den
unterschiedlichsten Ländern auf den Weg, um nach Santiago zu pilgern. Erkennbar an der Jakobsmuschel, wandern sie über die unterschiedlichsten Jakobswege in die spanische Wallfahrtsstadt. Auch wir
machen uns auf den Weg nach Santiago - nicht aus Angst um unser Seelenheil oder der Selbstfindung wegen, sondern aus reinem Interesse. Wir finden früh unseren Platz auf dem Campingplatz und fahren
mit dem Bus ins Zentrum. Lebhaftes Treiben überall, Schulklassen und Wanderer dominieren das Straßenbild. Vor der Kathedrale sitzen Wanderer in Flip Flops, die wohl ihre Wanderschuhe nicht mehr
tragen wollen. In der Kirche ist es nicht sonderlich voll - aus religiösen Gründen scheinen nur sehr wenige hierher zu kommen. Die zahllosen Kirchen sind jedenfalls leer. Kein Vergleich mit
Wallfahrtsorten wie z.B. Kevelaer.
Donnerstag, 11. Mai 2017
Wir sind in Portugal. Ein atlantisches Tief sitzt fest vor der Küste der iberischen Halbinsel und versorgt uns mit Regenwetter vom Feinsten. Immer wieder drängen tiefschwarze Wolken an Land und
kippen ihre Ladung hier ab. Zwei Tage haben wir in Caminha ausgeharrt. An sich ein wunderschöner kleiner Ort direkt an der spanischen Grenze, dort wo der Rio Minho in den Atlantik fließt. Ein
wunderschöner Strand, der in eine Flußlandschaft übergeht. Nur, wir haben nichts davon, weil man nie sicher sein kann, ob nicht im nächsten Moment wieder Starkregen einsetzt. Heute fahren wir ins
benachbarte Viana do Castelo. Der Ort ist wesentlich größer und bietet so auch bei Regen mehr Möglichkeiten. Wir haben Glück und können den Ort schauerfrei besuchen.
Freitag, 12. Mai 2017
Der Minho, Grenzfluß zwischen Spanien und Portugal, hat auch der Region seinen Namen gegeben. Wir fahren heute, optimistisch was das Wetter angeht, in den Alto Minho, ins Bergland. In Soajo erkunden
wir die espigueiros, Getreidespeicher aus Granit, die auf kegelförmigen Füßen stehen und äußerlich Minikirchen ähneln. Hier in Soaja stehen über zwanzig dieser espigueiros auf einem Felsen -sie
sollten die Ernte vor Ungeziefer und besonders wohl vor der Feuchtigkeit schützen. Schmale Rillen im Granit sorgten für eine ständige Durchlüftung der fäulnisgefährdeten Ernte. Auch Ratten und Mäuse
hatten keine Chance, sich über die Vorräte herzumachen. Im Ort sind immer wieder die verschiedensten Variationen dieser Speicher zu sehen. Oft sind sie auch in den Häuserbestand integriert,
gelegentlich verfallen sie. Wir machen uns sogar noch zu einer Wanderung auf. Die große Durchfeuchtung macht den Boden jedoch rutschig und uns zu schaffen. Wir kürzen die geplante Tour ab und gönnen
uns ein Stück Kuchen. Rechtzeitig!! Kaum sitzen wir im Womo, schüttet es wie aus Eimern. Eine halbe Stunde später ist der Spuk wieder vorbei. Soajo hat einen schönen Stellplatz - wir entscheiden für
heute hier zu bleiben und richten uns ein.