Wer hat nicht schon mal das Bedürfnis allein zu sein, in sich zu gehen, Ruhe und zu sich selbst zu finden. Diesen Wunsch wird vor über sechshundert Jahren der Mönch Athanasios auch verspürt haben als
er sich entschloss, auf einem Sandsteinfelsen bei Kalambakta in Griechenland in luftiger Höhe ein Einsiedlerleben zu beginnen. Ihm haben es noch viele andere gleich getan und es bildeten sich mehrere
Einsiedlergemeinschaften in den sogenannten Meteora-Klöstern. Heute sind die Klöster, die früher nur per Seil oder langen Leitern erreichbar waren, die Touristenattraktion in Griechenland. Die UNESCO
hat sie zum Weltkulturerbe erklärt. Nachdem wir uns von Heike und Mario in Gjirokaster gebührend verabschiedet haben, nehmen wir gestern von Albanien aus Kurs auf Griechenland: Wir wollen auch hinauf
zu den „schwebenden“ Klöstern. In Kastratis finden wir bei strömendem Regen ein Camp direkt im Schatten der Felsen. Heute Morgen ist wieder alles aufgeklart und wir beginnen eine einzigartige
Besuchstour zu den fünf Klöstern, die jetzt noch in Betrieb sind. Um neun Uhr stehen wir schon vor der Einsiedelei St. Nicholas Anapafsas und erklimmen die Steinstufen nach oben. Neben uns hängt noch
die Holzleiter, mit der die Mönche in früheren Jahren ihr Ziel erreichten. Der Besucherstrom hat die Klöster reich gemacht, alles ist hervorragend restauriert und man macht es den Menschen leicht,
den Weg nach oben zu finden. Jedes der fünf Klöster setzt eigene Schwerpunkte in der Präsentation und ein „deja vu“ Erlebnis bleibt somit aus. Uns gefallen die beiden kleinen Eremitagen am besten.
Hier ist das Einsiedlerleben noch sehr konkret nachzuempfinden.
Freitag, 29. Juni
Uns gelüstet es wieder nach Wasser und Meer. Den Steinfelsen der Meteora-Klöster sagen wir ade und starten Richtung Osten, zum Mittelmeer. Nach zügiger Autobahnfahrt stehen wir nun in Panteleimona am
Poseidon Beach. Hinter uns thront der Olymp. Wir hoffen, dass Zeus in den nächsten Tagen darauf verzichtet, seine Blitze zu schleudern. Das Wochenende wollen wir nämlich hier bleiben.
Samstag, 30. Juni
Die Burg hoch oben über unserem Camp hat es uns angetan. Von dort aus wird man einen herrlichen Ausblick auf die Küste und den Olymp haben. Da müssen wir rauf. Doch zunächst heißt es noch auf den
Fischhändler warten. Die freundliche Dame an der Rezeption hat uns erzählt, dass samstags morgens immer ein Händler mit Frischfisch vorbeikommt und sie hat uns versprochen, ihn bei uns
vorbeizuschicken. Und tatsächlich: Wir haben kaum gefrühstückt, da fährt er schon vor. Wir haben die große Auswahl und entscheiden uns für Sardinen und Wolfsbarsch. Doch jetzt geht es ab auf den
Burgberg. Es wird schon heiß, da heißt es sich sputen. Unser Weg ist schon schweißtreibend, doch wir werden mit herrlichen Ausblicken belohnt. Die Burg selbst bietet auch noch genügend Anschauung.
Immerhin steht sie hier seit über zweieinhalbtausend Jahren und hat seitdem vielen Herren gedient.
Zeus hüllt sich heute wieder in den Wolken - wieder unten angekommen halten wir es auch lieber mit seinem Bruder Poseidon und gehen schwimmen.
Montag, 2. Juli
Philipp II. von Makedonien legte die Grundlagen für den Aufstieg des mazedonischen Königshauses. Aus einem kleinen Reich von Bauern und Hirten schuf er im dritten Jahrhundert v. Chr. ein Reich, das
zu einer bedeutenden Regionalmacht wurde. Sein Sohn, Alexander der Große, brachte es zu Weltruhm durch seinen „Alexanderzug“, der ihn und seine Truppen bis zum Ganges in Indien führte. Alexandria,
dieser Stadtname deutet in der Regel auf Alexander als Gründer hin. Im Jahr 1976 legte ein griechischer Archäologe einen Grabhügel in der Nähe von Thessaloniki frei, in dem mehrere Grabkammern
entdeckt wurden. Nach jetziger Erkenntnis soll es sich um die Grabstätte Philipp II. handeln. Ein Tipp von Womo-Freund Willi führt uns hier nach Vergina und wir werden nicht enttäuscht. Der Grabhügel
ist hervorragend aufbereitet, man tritt in die unterirdische Welt und sieht die eingelassenen Grabkammern und die gefundenen Artefakte. Leider herrscht striktes Fotografierverbot, doch einmal geht es
mit mir durch und ich kann das Eingangstor der Königskammer für den Speicher festhalten.
Von Vergina fahren wir durch eine bäuerliche Landschaft mit großen Plantagen für Pfirsiche, Nektarinen, Aprikosen und Kiwis. Von einem polnischen Camper haben wir einen Tipp für einen Campingplatz
auf dem mittleren Finger der Halbinsel Chalkidiki bekommen. Da soll es jetzt hingehen. Doch zunächst müssen wir uns durch die Straßen von Thessaloniki wühlen.