Vom Camp gehen wir eine knappe Viertelstunde den Strand entlang nach Okrug. Von hier aus fährt regelmäßig eine kleine Personenfähre nach Trogir, dem Ort, dem wir heute unsere Referenz erweisen
wollen. Auf einer kleinen Insel gelegen und schon im dritten Jahrhundert von griechischen Kolonisten gegründet, hat sich Trogir als wichtige Ansiedlung in der Region behauptet. Sein geschlossenes
mittelalterliches Stadtbild hat ihm bereits 1997 den Titel einer Weltkulturerbestadt eingebracht. Aber schon 1965 konnten Europas Kinogänger das Rathaus von Trogir in Winnetou III auf Breitwand als
Gouverneurspalast von Santa Fé erleben. Von der Fähre aus geraten uns als erstes die Überreste der Festung Kamerlengo in den Blick. Als wir aussteigen und durch die Stadtmauer den Ort betreten wird
klar: Hier ist seit dem Mittelalter jeder Stein auf dem anderen geblieben. Notwendige Modernisierungen werden behutsam vorgenommen, so dass sich selbst Bankautomaten in dieses Ensemble einfügen. Wir
besteigen den Turm der St. Laurentius - Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert und haben einen wunderbaren Blick über die Stadt und die Umgebung. Der Ort leidet natürlich unter den vielen Menschen, die
ihn Tag für Tag besuchen. Er hat sich jedoch sein eigenes Lebensgefühl bewahrt.
Donnerstag, 7. Juni
Es sind nur wenige Kilometer vor Trogir bis Split - wir verlassen das Camp in Okrug um zehn Uhr und sind schon kurz vor elf auf dem Platz in Split. Als wir 1974 an Split vorbeifuhren, machte die
Stadt auf uns einen düsteren, leicht schmutzigen Eindruck. Hätten wir geahnt, welche Schätze dieser Ort birgt, hätten wir uns damals schon hierher auf den Weg gemacht. Der römische Soldatenkaiser
Diokletian ließ sich zum Ende seiner Amtszeit hier einen riesigen Palast bauen, dessen Fläche einen großen Teil der heutigen Altstadt von Split ausmacht. Nach dem Zusammenbruch des Reiches haben die
Bürger von Split sich den Palast zu eigen gemacht und ihn umgebaut, Einbauten vorgenommen, ihn belebt. Die UNO hat den gesamten Palast mit seinen historischen Veränderungen auf die Liste des
Weltkulturerbes gesetzt. Wir fahren vom Camp mit dem Bus in die City und lassen diese schöne Stätte auf uns wirken.
Freitag, 8. Juni
Im Moment haben wir ein Revival mit dem
Jahr 1974: Wir sind in Makarska, dem Ort an der dalmatinischen Küste, den wir vor vierundvierzig Jahren mit einem Ford Transit gemeinsam mit Elsbeh, Walter, Bärbel und Michael angesteuert haben. Wir
erkennen fast nichts wieder. Der Campingplatz von damals ist nicht mehr - es gibt aber einen neuen in unmittelbarer Entfernung. Die gesamte Makarska-Bucht ist jetzt von einer Promenade gesäumt, an
der sich Restaurants, Shops, Eisdielen und anderes drängen. Kein Vergleich mit dem wilden Strand von damals. Makarska ist fest in der Hand von Touristen. Aber es gibt in der Altstadt noch reizvolle
Ecken und Plätzchen, die wir damals nicht gesehen haben.
Samstag, 9. Juni
Der Abschied von Makarska fällt nicht schwer - zu viel Trubel, zu viel Kommerz. Über die Küstenstraße machen wir uns auf den Weg nach Dubrovnik, der ehemaligen Adelsrepublik Ragusa. Es ist eine
wunderschöne Fahrt entlang der adriatischen Küste - immer wieder der Blick auf das Meer und die vorgelagerten kleinen und größeren Inseln. Der Oleander blüht und das blaue Meer, die kleinen Dörfer
mit ihren weißen Häusern und roten Dächern bieten dem Auge ein farbenprächtiges Schauspiel. Wir erreichen ohne Probleme unser anvisiertes Camp und machen uns nach einer Pause mit dem Bus auf in die
historische Altstadt. Seit 1979 ist Dubrovnik als Weltkulturerbe gelistet - diese Nachricht hat mittlerweile die ganze Welt erreicht. Die Stadt ist voller Menschen aus allen Nationen. Am Hafen liegen
zwei große Kreuzfahrtschiffe, die diese Menschenflut hier herangeführt hat. Dubrovnik ist weiterhin wunderschön - es sind aber jetzt zu viele Menschen hier. Als wir 1974 hier waren, saßen in den
Gassen noch alte Frauen, die Spitzendeckchen klöppelten. Jetzt regiert hier der Gaststättenkommerz. Schade...
Sonntag, 10. Juni
Das ehemalige Jugoslawien hat sich bekanntlich nach dem Ende der Ära des Sozialismus in seine Teilrepubliken zerlegt. Nachdem wir Slowenien und Kroatien bereits unsere Aufwartung gemacht haben und
auf dem Weg nach Dubrovnik auch durch einen kleinen Korridor von Bosnien/Hercegovina fahren mussten, ist heute Montenegro an der Reihe. Uns zieht es nach Kotor, der Stadt, die zugleich zwei Unesco
Prädikate auf sich vereint - einmal ist die Bucht von Kotor als Weltnaturerbe gelistet und zum Zweiten gehört die Altstadt von Kotor zum Weltkulturerbe. Von der Straße aus können wir noch einen
letzten Blick aus der Vogelperpektive auf Dubrovnik werfen, dann geht es weiter die Adriaküste entlang bis wir die Bucht von Kotor erreichen. Wir verzichten auf eine Fahrt mit der Fähre und umrunden
die Bucht mit dem Womo. Unser Stellplatz liegt direkt am Wasser und die Altstadt ist fußläufig erreichbar. Innerhalb eines Festungsrings präsentiert sich Kotor wie im Mittelalter. Uns empfängt eine
angenehme Atmosphäre - die Stadt ist nicht so voll. Nach einem erfrischenden Bad am Nachmittag bummeln wir abends noch einmal durch die Straßen und genießen das Spiel einer Violonistin bei einem Glas
Weißwein.
Montag, 11. Juni
Das ist ein Schreck in der Morgenstunde: Ein Kreuzfahrtschiff bahnt sich seinen Weg durch die Bucht und rangiert in den Hafen. Es ist zwar nicht so groß wie die Schiffe in Dubrovnik, aber die
Menschenmassen werden gleich durch die Altstadtgassen strömen. Wir sind aber auch schon abfahrbereit und machen uns auf den Weg nach Albanien, diesem Land, das für fünfzig Jahre weitestgehend von der
Außenwelt abgeschnittenes war, weil es sein Diktator Enver Hodscha so wollte. Nach kurzer Fahrt erreichen wir den Grenzübergang. Eine Plakette erinnert daran, dass dieser Übergang 2009 mit EU-Mitteln
geschaffen wurde, der erste Grenzübergang in das westliche Nachbarland. Am Vodafonshop kurz hinter der Grenze spricht mich ein Jugendlicher an - er hat drei Jahre in Freiburg mit seiner Familie
gelebt. Hier hat er gut deutsch gelernt und trauert wohl der Zeit hinterher. Sein Freund aus der Schule besucht ihn jedes Jahr. Nachdem wir informationstechnisch wieder auf dem Laufenden sind
besorgen wir uns in Skoder noch albanische Währung und steuern dann unser Camp am Stadtrand an.
Dienstag, 12. Juni
Gemütlich ist es hier im Camp in Skoder. Die Wohnmobile gruppieren sich im Kreis um den Swimmingpool, der uns bei der Hitze, die im Moment herrscht, willkommene Abkühlung bringt. Wir drehen schon vor
dem Frühstück unsere erste Runde. Danach schwingen wir uns auf die Räder und starten eine Radtour entlang des Skoder-See. Trotz intensiver Sonneneinstrahlung ist es erträglich, weil der See immer
wieder für ein frisches Lüftchen sorgt. Das Gewässer liegt in einem Naturpark und so begleiten blühende Wildblumen unsere Tour. Der See scheint ein Refugium für Riesenkarpfen zu sein. Mit einem
Fischer kommen wir ins Gespräch - er hat zehn Jahre in Rimini gearbeitet, so parlieren wir auf Italienisch. Auf seine Karpfen ist er sichtlich stolz. In einem kleinen Dorf trinken wir auf der Terasse
des einzigen Gasthauses noch etwas. Hühner laufen in den Gassen herum, einige Boote liegen am Strand. Touristen kommen hier wohl selten vorbei.