Ribe ist die älteste Stadt Dänemarks. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit war Ribe der wichtigste Hafen Dänemarks an der Nordsee. Doch das ist lange her, die Stadt bietet aber heute noch den Besuchern
viele schöne Einblicke in eine längst vergangene Zeit. Auf unserem Weg von der Ostsee zur Nordsee machen wir hier Station. Auf dem kostenlosen Stellplatz am Rand der Altstadt können wir noch die
zweitletzte Parzelle ergattern. Im Ort dominiert der romanische Dom, um die Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert scharen sich kleine Restaurants und Kunsthandwerker. Wir sitzen am Alten Hafen in der
Sonne und genießen den Tag. Hinter uns dreht sich das Mühlrad wie eh und je, es ist sehr idyllisch.
Montag, 20. Juni
Wir sind auf Rømø. Die dänische Insel, direkt neben Sylt, ist ebenfalls über einen Damm mit dem Festland verbunden. Rømø ist ein Eldorado für sogenannte Buggy-Surfer. Kleine, mit den Füßen gelenkte
Wagen, werden über einen Lenkdrachen vom Wind angetrieben. Der Fahrer manövriert den Drachen mit seinen Händen. Die Buggys entwickeln dabei eine verhältnismäßig hohe Geschwindigkeit. An einem
normalen Strand könnte man diesen Sport nicht ausüben, aber auf Rømø gibt es superbreite Strände, die sogar mit dem Auto befahren werden können. Dazu weht meistens ein kräftiger Nordseewind. Auch
unser Stellplatz ist eineÜberraschung: Um einen kleinen See herum sind die Parzellen sternförmig angelegt. Wir haben Glück und erwischen einen Platz direkt am Wasser. Mit dem Fahrrad fahren wir
zuerst zum Hafen. Von hier aus gehen stündlich Fähren nach Sylt. Außerdem entdecken wir ein gut sortiertes Fischgeschäft, in dem wir uns gleich versorgen. Das Mittagessen ist gerettet!
Dienstag, 21. Juni
Mit dem Fahrrad fahren wir heute zum mittleren Strandabschnitt. Auf gut ausgebauten Fahrradwegen radeln wir zunächst durch einen Mischwald, in dem sich immer wieder einzelne Ferienhäuser verbergen.
Weiter geht es durch grasbestandene Vordünenlandschaft, bis wir dann die mehrstufige Dünenlandschaft erreichen. Der Strand ist wieder riesig, auch hier ist es den Autos erlaubt, bis an die
Wasserlinie zu fahren. Uns ist es schleierhaft, warum es nötig ist, diesen tollen Naturraum mit Autos, Wohnmobilen und sogar Wohnwagen zu verschandeln.
Wir laufen einige Kilometer die Küstenlinie entlang, bis wir wieder zum Stellplatz zurück radeln.
Mittwoch, 22. Juni
Das Kapitänshaus in Toftum zeigt das Leben einer Oberschichtfamilie im 18. Jahrhundert. Etwa dreißig Männer von Rømø waren Kapitäne von Schiffen, die im 18. und 19. Jahrhundert bis nach Grönland auf
Walfang gingen. Die Aufgabe war sehr gefährlich, viele dieser Männer kamen während der Expeditionen um. Die Kapitäne kamen reich zurück, konnten sie doch neben ihrer Vergütung auch noch einen Teil
der Fangs für sich behalten. Besonders begehrt war der Tran, die Haut und die Barten, sie erzielten hohe Preise. Auf Rømø bauten die Kapitäne dann repräsentative Häuser, in denen sie den Winter über
lebten. Mit dem Rad fahren wir nach Toftum und lassen uns viel Zeit für diese Reise in die Vergangenheit. In der Nähe steht ebenfalls die kleinste und älteste Schule Dänemarks, auch sie will
besichtigt sein. Und noch ein Superlativ: Der einzig erhaltene Zaun aus Walfischknochen steht ebenfalls hier in Toftum. Voll von Geschichte radeln wir zurück und genießen am Wohnmobil das
Rotzungenfilet auf Spinat, das wir heute Morgen beim Fischer erstanden haben.
Donnerstag, 23. Juni
Mit Ferngläsern und Fotoapparat bewaffnet machen wir uns heute auf zu einer Vogelbeobachtungstour. Von einem Mitarbeiter des „Naturcenter“ haben wir gute Tipps bekommen, an welchen Stellen wir fündig
werden können. Gleich beim ersten Mal haben wir Glück: Im hohen Strandgras entdecken wir eine Rotschenkelmutter und ihr Küken. Das Junge ist kaum zu erkennen, von der Mutter wird es durch Fieptöne
geleitet. In der Nähe lässt sich kurzfristig eine Schnepfe sehen. An einer Flachwasserzone stochern Austernfischer nach Eßbarem, weiter entfernt sehen wir noch eine Gruppe von Grünschenkeln, die hier
ebenfalls das Nahrungsangebot schätzen.
Gegen Abend, wir genießen gerade den Meerblick, setzt sich vor uns noch eine Goldammer auf das Dach einer Infotafel. Es war ein wunderschöner Tag heute, die Sonne hat ihr Bestes gegeben, der Wind
hielt sich in Grenzen und der Sonnenuntergang taucht jetzt den Himmel in ein goldenes Gelb.
Freitag, 24. Juni
Heute wollen wir nach Dagebüll, doch unterwegs machen wir noch Station in Seebüll. Wir wollen ins Nolde Museum. Nolde, der Expressionist, dessen Werke von den Nazis als „entartete Kunst“ diffamiert
wurden, war von seiner Einstellung her selbst Nationalsozialist und Antisemit. Dieser Widerspruch ist schwer verständlich und bedarf sicher einer eingehenderen Beschäftigung mit dem Künstler. Seine
Werke sind von so hoher Ausdruckskraft und Farbintensität, dass sie sicherlich den Vergleich mit dem Œvre eines VanGogh nicht scheuen müssen. Die Nordseelandschaft rund um Seebüll bildet immer wieder
die Vorlage für seine Werke. Sein Haus, im Bauhausstil errichtet, kann leider wegen Sanierungsarbeiten nicht besichtigt werden. Wir schlendern durch den Garten, in dem farbenprächtige Blumen
dominieren. Auf den Tipp einer Angestellten hin, gehen wir noch zu einem Marschpriel, in dem das Boot der Noldes vertäut liegt.
Die Broschüre „Emil Nolde - Der Künstler im Nationalsozialismus“ liegt jetzt bei uns im Reisegepäck.
Samstag, 25. Juni
Von Dagebüll geht eine Fähre im Stundentakt zur Insel Föhr. Wir stehen auf dem nagelneuen Stellplatz am Hafen, der mit modernster Technik, modernstem Sanitär- und neuesten Ver- und
Entsorgungsmöglichkeiten ausgerüstet ist. Manchmal hakt es noch, deshalb läuft der Probebetrieb noch mit reduziertem Preis. Von hier aus wollen wir auf die Insel. Um halb zehn stehen wir heute Morgen
mit unseren Fahrrädern im Hafen und gehen an Bord. Fünfzig Minuten braucht die Fähre für die Strecke, dann laufen wir ein. Zunächst machen wir eine Inselumrundung. Es geht immer am Deich entlang bis
uns eine Baustelle auf eine Strecke durch das Inselinnere leitet. Auch gut. Das Gras auf dem Deich wird von vielen wolligen Schafen kurz gehalten. Auf den riesigen Weiden sehen wir wohlgenährte
Rindviecher, die sich hier anscheinend sehr wohl fühlen. In Wyk, dem Hauptort der Insel, stärken wir uns zunächst mit einer kräftigen Fischsuppe, später bummeln wir die Strandpromenade entlang. Um
viertel vor fünf geht es wieder zurück - der Tag vergeht wie im Flug.