Gleich nach dem Frühstück brechen wir auf zu einer Wanderung um den Ort Gythion herum. Wir parken das Motorrad gleich am Stadtrand und schon geht es wohl hundert Stufen hinauf auf die Ebene der
Oberstadt. Wir wandern auf der Höhe entlang der Uferpromenade und haben von hier aus schon einen herrlichen Blick auf den Lakonischen Golf. Die Wanderung führt uns bis hinauf auf eine Bergkuppe, auf
der ein kleines Kloster liegt, das nur noch von einer Nonne bewohnt wird. Hier haben wir auch noch eine Begegnung der besonderen Art: Vor uns ringelt sich urplötzlich eine wohl zwei Meter lange
Schlange in die Höhe. Sie lässt sich aber geduldig fotografieren, so können wir im Nachhinein feststellen, dass es sich um eine Vierstreifennatter handelt, die nicht giftig ist. Bislang sind wir
den größten Teil des Weges aufwärts gewandert, zurück geht es in Serpentinen hinab über Stock und Stein eines schmalen Weges, der uns bis ins Dorf hinunter führt. Auch von hier aus gibt es immer
wieder fantastische Aussichten.
Montag, 1. April
Die Dimitrios wurde 1950 in Frederikshavn gebaut und als Küstenmotorschiff zwischen Kopenhagen und Antwerpen eingesetzt. 1965 wurde sie nach Griechenland verkauft. Bei einem Sturm im Winter 1981 riss
sich das Schiff los und strandete an der Küste von Gythion. Seit nunmehr über vierzig Jahren liegt das Wrack immer noch dort am Strand und dient den Besuchern als reizvolles Fotomotiv. Auch wir
können der Versuchung nicht widerstehen und drücken auf den Auslöser. Anschließend fahren wir noch bei Adrianos vorbei, um fünf Liter Olivenöl einzukaufen. Adrianos zapft es für uns exklusiv vom
Fass.
Dienstag, 3. April
Wir verlassen Gythion und machen uns auf den Weg nach Leonidio am Myrtoischen Meer. Doch vor dem Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt: Um nach Leonidio zu gelangen, müssen wir auf schmaler
Bergstraße das Párnon-Gebirge durchqueren, und das hat es in sich. Am schwierigsten ist die Ortsdurchfahrt eines Dorfes, in dem es Rechts und Links der Seitenspiegel nur wenig Raum gibt. Die
Ortsausfahrt ist so steil, dass sie nur im ersten Gang zu bewältigen ist. Danach geht es ungefähr fünfzehn Kilometer in Serpentinen steil bergab. Unterwegs gibt es den Hinweis auf das Kloster Elona,
das wie in den Berg geklebt erscheint. Das Gebirge öffnet sich und wir erreichen Leonidio. Ein tolles Bild, Links und Rechts die Berge des Párnon-Gebirges und im Tal dieser kleine Ort inmitten einer
Gartenlandschaft. Unser Campingplatz liegt etwas außerhalb, direkt am Meer.
Mittwoch, 3. April
Warm ist es geworden! Seit gestern steht das Thermometer tagsüber auf 26°C (im Schatten). Wäre da nicht der kühlende Wind vom Meer, kämen wir sicherlich schön ins schwitzen. Heute Morgen machen wir
zunächst einen klein Spaziergang zum benachbarten Hafen, dann fahren wir mit dem Motorrad nach Leonidion. Seitdem wir das letzte Mal hier waren, hat sich eine Menge getan. Die ganze Altstadt ist neu
gepflastert worden, viele Häuser sind frisch renoviert. Das Stadtbild von Leonidion ist schmucker geworden! Griechenland hat sich von der schweren Wirtschaftskrise anscheinend etwas erholt. Wir
bummeln durch die Gassen und registrieren schon einmal, wo wir demnächst einkaufen können. Unter den Bäumen eines kleinen Cafés, pausieren wir mit Tee und Kaffee.
Donnerstag, 4. April
Golden schimmern die Blätter an den Moorbirken über uns, als Annemarie die Verdunkelung der Dachluke öffnet. Die aufgehende Sonne sorgt mit ihrem farbigen Licht für diese zauberhafte Sinnestäuschung.
Wir gehen an den Strand und bestaunen dort dieses farbenprächtige Schauspiel. Mit dem Motorrad geht es später immer am Meer entlang in die kleine Nachbarsiedlung Poulithra. Es ist wohl ein
ehemaliges kleines Fischerdorf. Heute scheint man hier vom Tourismus zu leben, es gibt vereinzelte Restaurants, die zur Zeit aber noch nicht geöffnet sind. Die alten Fischerhäuser stehen leer. Es
gibt einige Neubauten, die aber nicht alle bewohnt sind und vermutlich als Ferienhäuser dienen. Am kleinen Hafen liegen aber noch Fischerboote am Kai, anscheinend geht man dem alten Gewerbe hier doch
noch nach. Es liegt eine angenehme Ruhe über dem Ort - es scheint, wir sind hier am Ende der Welt. Kein Wunder: Die einzige Straße, die uns hineingeführt hat, müssen wir auch wieder zurückfahren.
Freitag, 5. April
Das Wetter meint es seit einigen Tagen sehr gut mit uns. Auch heute gibt es puren Sonnenschein ab 7.15 Uhr, Grund genug, um sich sportlich zu betätigen. Ich drehe meine Joggingrunde, Annemarie macht
ihren Strandgang. Wir frühstücken in der Sonne und fahren anschließend in den Ort, um beim Fischer das Angebot zu checken. Und tatsächlich - heute liegen frische Sardinen in der Kühltheke. Darauf
haben wir schon lange gewartet. Die freundliche Verkäuferin sorgt dafür, dass wir die Sardinen auch ordentlich präpariert mitnehmen können. Zuhause bereiten wir eine Marinade aus Olivenöl, Knoblauch,
Petersilie, Salz und Pfeffer zu und betten unsere Fischchen darin erst einmal zur Ruhe. In der Zwischenzeit kochen auf dem Herd die Rote Beete, die uns die Gemüsefrau anstatt Wechselgeld
herausgegeben hat. Mittlerweile ist es schon ordentlich warm, Annemarie will es heute wagen und im Meer schwimmen. Ich bin da noch skeptisch und bewache den Kochtopf.
Unser Mittagessen wird köstlich: Gegrillte Sardinen mit einem Rote Beete Salat, dazu ein Glas Weißwein.
Samstag, 6. April
Das Kloster Agiou Nikolaou Sintza liegt in einem Seitental des Dafnon, der sich durch das Parnon-Gebirge gefräst hat. In einer Höhe von fünfhundert Metern thront das Gebäude in einer waagerechten
Nische einer senkrechten Felswand. Von Leonidio aus ist es über einen serpentinenreichen Wanderweg zu Fuß zu erreichen. Wir parken unser Motorrad am großen Parklatz im Ort und machen uns auf den Weg
durch die schmalen Gassen, die immer am Fluss entlang bergauf führen. Gleich zu Anfang unserer Route passieren wir das Kloster Charalambos und lassen die letzten Häuser hinter uns. Während uns hier
noch der Duft von blühenden Orangenbäumen begleitet, ändert sich die Vegetation und nun erfüllt der Geruch von Kräutern die Luft. Nach einiger Zeit sehen wir zur Rechten im Tal des Dafnon eine kleine
Kirche, die aber noch geschlossen ist. Weiter geht die Wanderung durch einen Olivenbaumhain, der Weg steigt weiter stetig an. Als wir die Olivenbaumplantage verlassen, endet auch der wohltuende
Schatten, der uns bisher begleitet und vor der Sonne geschützt hat. Das Kloster liegt nun in Sichtweite, wir verzichten aber auf die letzte Wanderstrecke, da es mittlerweile sehr heiß ist und die
Sonne im Zenit steht. Bei nun stetigem Gefälle gestaltet sich unser Rückweg wesentlich angenehmer, auch erreichen wir bald wieder den schützenden Schatten. Im Teil hört man schrille Pfiffe: Ein Hirte
dirigiert so seine Herde durch die wilde Landschaft. In Leonidio machen wir noch eine kurze Rast bei erfrischendem Saft aus frisch gepressten Orangen. Eine Wohltat!
Sonntag, 7. April
In Poulithra haben wir uns letzten Donnerstag schon im kleinen Restaurant Myrtoon einen Tisch reservieren lassen. Der Kellner verspricht uns, einen besonders schönen Platz für uns bereit zu halten.
Rechtzeitig zur Mittagsstunde fahren wir die Küste entlang und gehören zu den ersten Gästen. Der Kellner hat sein Versprechen gehalten. Wir sitzen in der ersten Reihe direkt über dem Strand im
Schatten einer Platane. In der Speisekarte suchen wir nach typisch griechischen Gerichten und werden fündig: Als Vorspeise gibt es eine Fischrogencreme und gedünstetes Wildgemüse, verfeinert mit
Olivenöl und Zitronensaft. Für das Hauptgericht wählen wir Muscheln angemacht in Milch mit Zitrone, Zwiebeln und Dill. Dazu noch einen Kalamar vom Grill.
Wir bleiben nicht lange allein, bald füllt sich das Restaurant, ein Hinweis darauf, dass wir eine gute Wahl getroffen haben. Es schmeckt köstlich, wir genießen nicht nur das Essen sondern auch den
wunderbaren Blick auf’s Meer.
Überraschung zum Schluss: Der Nachtisch, Orangenkuchen und Joghurt mit eingelegten Kirschen, geht auf‘s Haus.
Montag, 8. April
Heute, am Montag, ist Markttag in Leonidion. Außerdem wollen wir unsere Frisuren dem guten Wetter anpassen, das heißt wir brauchen jemanden, der uns die Haare schneidet. Wir sind schneller am Ziel
als gedacht - nachdem wir das Motorrad geparkt und uns orientiert haben, stehen wir schon vor einem Salon, dessen Eigentümerin auch gleich Zeit für uns hat. In Windeseile verpasst sie uns eine
sommerliche Kurzhaarfrisur. Nach einer knappen halben Stunde können wir ihren Salon bereits wieder verlassen. Jetzt haben wir Zeit für den Markt, auf dem Bauern der Umgebung ihre Produkte anbieten.
Uns interessiert besonders der Imker, der uns Orangenblüten-Honig verkauft. Den Rest unserer Besorgungen erledigen wir im Supermarkt.
Dienstag, 9. Apri
Wir fahren die Küstenstraße in Richtung Nafplion und sind begeistert von den immer neuen und tollen Ausblicken auf die Küste und das Meer. Das Wasser erscheint immer wieder in changierenden Farben
und auch der Küstensaum gestaltet sich je nach Gestein und Bewuchs immer wieder anders. Die Strecke ist kurz, nur achtzig Kilometer, und schon bald taucht der Felsen mit der Burg Larissa, Wahrzeichen
von Nafplion, am Ende des Argolischen Golfes auf.
Vom Parkplatz am Hafen haben wir eine tolle Sicht auf Nafplion und die Festungsinsel. Wir starten gleich zu einem Stadtrundgang, der uns entlang der Uferpromenade, durch die Altstadt bis hinauf in
die Oberstadt führt. Immer wieder gibt es schöne Ausblicke auf den Golf und die kleine Insel. Am Abend sehen wir vom Wohnmobil aus die Sonne untergehen und den Golf langsam in der Dämmerung
verschwinden.
Mittwoch, 10. April
Heute geht die Fahrt quer über den östlichen Finger des Peloponnes nach Palea Epidauros am Saronischen Golf. Es sind nur fünfzig Kilometer, wir durchqueren eine wilde Gebirgslandschaft, hier wurde
vor über zweitausend Jahren das antike Theater von Epidauros gebaut. Wir haben das Theater vor zwei Jahren schon besichtigt - heute wollen wir zügig zu unserem Campingplatz Bekos, direkt am Meer. Wir
stehen in der ersten Reihe am Strand, der Platz liegt in einer Orangenplantage, der Duft der blühenden Bäume ist betörend und die Aussicht auf den Saronischen Golf ist umwerfend.
Während ich die Sonne und die Aussicht an unserem neuen Stellplatz genieße, testet Annemarie die Wassertemperatur. Am Abend fahren wir noch kurz ins Dorf, um uns mit Brot zu versorgen.
Donnerstag, 11. April
Heute genießen wir den Tag am Wohnmobil. Wir können uns an der schönen Aussicht gar nicht satt sehen. Am Abend machen wir noch einen Spaziergang zu einer kleinen Kapelle in der Nähe und sind angetan
von der Vielfalt der Farben und Gerüche der Blumen und Kräuter um uns herum.
Freitag, 12. April
Geschafft! Heute bin ich zum ersten Mal schwimmen gegangen. Das Wasser hat mittlerweile eine annehmbare Temperatur von 18°C erreicht - das kann man schon aushalten. Allerdings sind wir noch ziemlich
allein auf weiter Flur. Nur unverdrossene Nordeuropäer steigen jetzt ins Wasser. Allen voran unsere englischen Nachbarn…
Am Abend grillen wir die Sardinen, die wir heute Mittag im Ort erstanden haben. Das ist immer wieder lecker.
Sonntag, 14. April
Beim Morgengrauen bin ich schon wach und habe die Möglichkeit, das Farbenspiel der aufgehenden Sonne zu fotografieren.
Nach dem Frühstück gehen wir schwimmen - das Wasser ist noch einmal wärmer geworden und man kann sich schon längere Zeit im feuchten Nass tummeln.
Es ist wieder ein wunderschöner Tag und wir sitzen vor dem Wohnmobil, schauen auf‘s Wasser, lesen und genießen den Tag.
Montag, 15. April
Heute besuchen wir das „Kleine Theater von Epidauros“. Es heißt so, weil man es von dem großen Theater beim Asklepion absetzen wollte. Entdeckt wurde das kleine Theater erst 1974, es war unter einer
bis zu sechs Meter dicken Schuttschicht verborgen. Gebaut im dritten Jahrhundert vor Christus, konnte es ungefähr achthundert Menschen fassen. Die Sitzbänke waren mit Täfelchen versehen, auf denen
Namen der Eigentümer standen (Sowas gab es in katholischen Kirchen früher auch noch). Die erste Reihe war Honoratioren vorbehalten, auf den übrigen Reihen nahmen dann die Bewohner Platz. Das Theater
liegt im Zentrum des antiken Epidauros, auf der Halbinsel Nisi. Heute ist die Insel mit Oliven- und Orangenbäumen bewachsen, auf der Spitze thront eine kleine Kapelle, die der „Jungfrau Maria“
geweiht ist.
Bei unsere kleinen Wanderung über die Halbinsel können wir den Gesang einer Misteldrossel identifizieren. Behilflich dabei ist uns eine App. Auch bei einem Baum mit kräftigen roten Blüten steht uns
die KI zur Seite: Es ist ein Judasbaum - der Sage nach soll sich Judas an so einem Baum aufgehängt haben. Der Baum errötete deshalb vor Scham.