Eigentlich haben wir es schon erwartet: Als wir zum Hafen von Venedig kommen, erhalten wir die Mitteilung, dass die Fähre sich verspätet und wir deshalb noch zwei Stunden warten müssen. That‘s
Life…
Dafür wird die Überfahrt nach Griechenland um so schöner - wir starten im Sonnenschein und die Sonne begleitet uns bis sie dann im Meer verschwindet.
Unterwegs können wir uns noch von Venedig verabschieden - die Lagunenstadt verschwindet langsam im Dunst.
Morgen sind wir den ganzen Tag auf „hoher See“. Wir erreichen Patras vermutlich erst gegen Mitternacht.
Montag, 18. März
Die Zeiger der Uhr stehen auf halb zwei, als wir das Hafengelände in Patras verlassen. Unser anvisierter Stellplatz liegt zwar nur fünf Kilometer vom Anleger entfernt, doch wir müssen uns noch einen
Weg durch die Ansammlung junger, feiernder Menschen bahnen, hier in Griechenland ist nämlich Karneval und Patras ist eine Hochburg. Doch auch das schaffen wir noch zu dieser nachtschlafenen Zeit,
vorsichtshalber haben wir auf der Fähre schon ein längeres Nickerchen gemacht. Der Blick beim Aufstehen heute Morgen ist grandios: Wir stehen direkt am Golf von Korinth und schauen von hier aus auf
das Festland gegenüber. Mit Anke machen wir telefonisch einen Treffpunkt aus. Sie holt uns dort ab, um mit ihr zu ihrem Haus in den Bergen, hoch über dem Golf, zu fahren. Doch vorher machen wir
noch einen Abstecher zum Strand - heute, am Faschingsmontag, lassen die Kinder dort vielfarbene, oktogonal geformte Drachen in die Lüfte steigen. Am Himmel tanzen jetzt viele dieser bunten
Himmelsflieger, um den Frühling zu begrüßen. Leider zu hoch, um sie fotografisch zu erfassen.
In Lakka wartet Martin bereits auf uns - Anke hat für uns ein traditionelles Gericht für den heutigen Tag (Sauberer Montag) vorbereitet - damit wird die Fastenzeit eingeläutet. Wir haben uns wieder
viel zu erzählen und zu berichten.
Dienstag, 19. März
Um halb sieben heute Morgen geht die Sonne auf über dem Golf von Korinth. Wir stehen an seinem Ufer im Camperstop En PLO. Nach dem herzliche Abschied von Anke und Martin sind wir gestern Abend noch
hierhin gefahren. Wir sind allein auf dem sympathischen Platz, der freundliche Betreiber freut sich über unseren Besuch. Die Sonne scheint ins Wohnmobil und lockt uns zu einem längeren Spaziergang am
Strand nach draußen. Leider bleibt das Wetter nicht stabil, gelegentlich nieselt Regen. Den Nachmittag verbringen wir im Womo und lesen.
Mittwoch, 20. März
In der Nacht prasselt Regen auf das Dach des Wohnmobils. Als wir aufstehen, lugt schon die Sonne durch die Wolken, nach dem Frühstück ist der Himmel klar und wir machen uns auf zu einem langen
Spaziergang. Der Wind hat die Wolken vertrieben, peitscht aber auch das Wasser des Golfes auf. Das einzige bisher zu Wasser gelassene Boot schaukelt verdächtig in den Wellen. Unser Weg führt uns den
Strand entlang, dann durch eine kleine Siedlung, wo sich das Frühjahr in den Gärten schon kräftig bemerkbar macht. Orangen- und Zitronenbäume tragen noch die Früchte ihrer letzten Blüte, bei den
meisten anderen Bäumen drängen die ersten Knospen an die Sonne. Wäre da nicht der kühle Wind, der Tag wäre perfekt.
Donnerstag, 21. März
Der Abschied vom Stellplatzbetreiber ist herzlich - in den vergangenen Tagen hat er alles getan, um uns den Aufenthalt angenehm zu gestalten. Heute geht es weiter nach Süden. Wir wollen nach Sparta,
das Camp haben wir uns vorher schon ausgesucht. Der Weg über die Autobahn ist zwar länger, erspart uns aber über eine Stunde Fahrzeit durch die Berge. So rollen wir schon um zwei Uhr auf den
Stellplatz am Stadtrand von Sparta. Wir richten uns schnell ein und verbringen den größten Teil des Nachmittags draußen in der Sonne. Am Spätnachmittag fahren wir mit dem Motorrad nach Patras für
einen kleinen Stadtbummel. Es gibt viele Restaurants und kleine Cafés, das Standbild von Leonidas, König von Sparta um 450 v.Chr., steht am Ende der breiten Hauptstraße und erinnert an die große Zeit
Spartas.
Freitag, 22. März
Die Sonne scheint auf die schneebedeckten Gipfel des Taygetos-Gebirges, die das Licht gleißend reflektieren. Wir frühstücken im Sonnenschein und nehmen uns die Zeit für ein wohltuendes Sonnenbad.
Auch die erste Eidechse wagt sich an das Tageslicht. Am späten Vormittag besuchen wir die Ausgrabungen des alten Sparta - sie liegen hoch über der Neustadt, die erst in der Mitte des 19.Jahrhunderts
errichtet wurde, um die Tradition der Antike wieder aufzunehmen. Man sieht es der Stadt an, dass sie am Reißbrett geplant wurde: Alle Straßen verlaufen gerade und im Rechten Winkel zueinander. Nur
die Straßennamen künden von einstiger Größe: Lykurg, der Schöpfer der antiken Verfassung und die Thermopylen, wo die Spartaner den Sieg über die Perser erkämpften, dürfen da nicht fehlen.
Oben, auf der Akropolis, ist eine besondere Stimmung. Die Luft ist warm, es gibt ein vielstimmiges Vogelkonzert und man blickt von hier oben auf die Neustadt und das Taygetos-Gebirge. Vom antiken
Sparta sind nur noch Fragmente erhalten, einzig vom Theater gibt es erkennbare Überreste. Trotzdem ein lohnender Besuch.
Samstag, 23. März
Mystras, die alte Kapitale der Byzantiner auf dem Peloponnes, ist heute eine Ruinenstadt und von der UNO zum Weltkulturerbe erklärt worden. Die Stadt, die sich am steilen Berghang eines
Taygetos-Ausläufers hochwindet, wird ganz oben von der Ruine der ehemaligen Festung gekrönt. Von unserem Stellplatz brauchen wir mit Motorrad nur wenige Minuten, und schon schon treten wir ein in die
verwinkelte Szenerie der mittelalterlichen Stadt. Man muss gut zu Fuß sein, will man alle Winkel und Besonderheiten dieses verwunschenen Ortes erkunden, wir nehmen zunächst eine Route abseits der
Wege der geführten Gruppen. Hier am Hang grünt und blüht alles, was die Natur hergibt. Die Flora wird lediglich durch die Ruinen und die holprigen Wege eingeschränkt. Immer wieder fasziniert uns der
Blick weit über das Eurótas-Tal. Am Pantánassa-Kloster verschnaufen wir erst einmal, der Anstieg hierher war nicht ganz ohne. Dafür werden wir durch die wunderschöne Klosteranlage entschädigt. Die
weiter oben gelegene Kirche Agia Sophia (Heilige Weisheit) wurde während der Türkenzeit in eine Moschee umgewandelt. Mittlerweile sind wir vom Steigen und Schauen ganz schön geschafft, überall gibt
es was zu entdecken, kleine Brunnenhäuschen, Grundmauern ehemaliger Häuser und, und, und. Der Abstieg ist fast noch beschwerlicher als der Aufstieg. Gelegentlich müssen wir anderen Besuchern helfen,
die das Ausmaß der Strapaze unterschätzt haben.
Am Nachmittag grillen wir den Fisch, den wir vor unserer Mystras-Exkursion noch schnell in Sparta besorgt haben. Begleitet von frischem Gemüse vom Markt, nach so viel Kultur am Vormittag, jetzt noch
ein kulinarischer Höhepunkt.
Sonntag, 24. März
Es ist nur eine kurze Strecke, die wir heute zurücklegen müssen. Von Sparta bis nach Githion sind es nur gut fünfzig Kilometer durch das Erótas-Tal. Rechts und links der Trasse erstrecken sich
weitläufige Plantagen mit Apfelsinen- oder Zitronenbäumen aber auch Olivenhaine gibt es in großer Anzahl. Wir kennen Githion schon seit über dreißig Jahren - bei unserer ersten Griechenlandtour 1987
haben wir in der kleinen Hafenstadt am Lakonischen Golf für mehrere Tage Station gemacht. Am ersten Campingplatz, den wir ins Auge gefasst haben, kommt uns der Besitzer mit einer
entschuldigenden Geste entgegen: Wir sind noch im Umbau, der Platz ist vorläufig geschlossen, heißt es. Naja, der nächste Platz ist ja nur drei Kilometer weit entfernt. Aber auch hier scheint die
Bereitschaft, Gäste aufzunehmen, noch nicht besonders entwickelt zu sein. Ein entscheidendes Telefonat mit der Besitzerin schafft Klarheit: Wir rollen durch das Tor und finden alles zum Besten. Die
kleineren Umbauarbeiten, die noch getätigt werden müssen, stören uns nicht. Gleich machen wir uns auf zu einem langen Spaziergang, immer entlang dem wunderschönen, weißen Strand. Erste Surfer nutzen
den frischen Wind für den Saisonstart. Den Nachmittag verbringen wir im Sonnenschein am Wohnmobil.
Montag, 25. März
Das Wetter präsentiert sich heute gemischt: Zunächst sieht es am frühen Morgen so aus, als solle es heute den ganzen Tag regnen - dieser Eindruck verflüchtigt sich im Laufe der Vormittags
wieder.
Es gibt aber weiterhin Hochnebel, die Sonne hat nicht die Kraft, diesen Nebel aufzulösen. Dies ist gerade heute mißlich, da am 25. März Nationalfeiertag ist, an dem man die Staatsgründung
Griechenlands begeht. Dies wird in Githion mit einer großen Parade gefeuert, an der sich alle Schulen beteiligen. Heute ist die Begeisterung für dieses Schauspiel nur gering, da es neben dem Nebel
auch noch kühl ist und ein kräftiger Wind bläst. Erst zum Nachmittag wird es etwas wärmer und diese Stunden nutzen wir wieder für einen Gang am Strand.
Dienstag, 26. März
Heute meint es die Sonne gut mit uns - trotz Hochnebels schickt sie ihre wärmende Strahlen zu uns hinunter und produziert so ungeahnte Mengen an Vitamin D. Heute Morgen inspizieren wir die
Versorgungslage vor Ort. Bäckerei, Fleischerei, Fischgeschäft und Supermarkt sind schnell ausgemacht. Wir suchen aber noch einen Anbieter von regionalen Produkten, der uns schon vor zwei Jahren
empfohlen wurde. Ein netter junger Vater erklärt uns trotz quengelnder Tochter in aller Ruhe den Weg zu Adrianos. In einer kleinen Ausstellung etwas außerhalb von Githion präsentiert er alles, was er
auf Lager hat. Olivenöl, unzählige Kräuter bzw. Kräuterkombinationen, Wein, Oliven, Honig, Salz und Gläschen mit Eingemachtem. Auf soviel Auswahl sind wir nicht vorbereitet und lassen es für heute
bei Meersalz, Honig und einigen Kräutern bewenden. Wir kommen sicher wieder.
Ein Cappuccino am Strand rundet diesen Vormittag ab, den Nachmittag verbringen wir am Wohnmobil.
Donnerszag, 28. März
Heute ist Bilderbuchwetter! Endlich kommt die Sommerbekleidung zum Einsatz. In T - Shirt und Sommerhosen geht es an den Strand - Annemarie prüft schon mal die Wassertemperatur auf Badetauglichkeit.
Aber da müssen wir noch etwas warten. Beim Mittagessen erfreuen wir uns an den Doraden, die wir gestern frisch und günstig im Fischgeschäft erworben haben. Der Duft vom Grill hat nicht zuviel
versprochen, es schmeckt köstlich…
Donnerstag, 28. März
Der Biohof Karabasas liegt nur einige Kilometer von unserem Stellplatz entfernt oben in den Bergen. Hier beschäftigen sich seit über zwanzig Jahren die gebürtige Deutsche Susanne Schneck und ihr
Mann, der Grieche Giorgos Germanakos, auf ihrem Biohof mit der Herstellung und dem Vertrieb von Nahrungsmitteln. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist das Olivenöl, daneben erzeugen sie noch eine Vielzahl
weiterer Produkte. Bereits gestern haben wir uns mit den Beiden auf ihrem Hof verabredet, um uns über ihr Angebot zu informieren. Sie offerieren uns eine breite Palette an Naturprodukten: Oliven und
Olivenöl, Gewürze und Kräuter bis hin zu Marmeladen und Konfitüren. Wir nehmen eine kleine Auswahl zum Probieren mit nach Hause.
Freitag, 29. März
Schon beim Joggen heute Morgen ist klar: Es wird ein wunderschöner Tag! Klarer Himmel, die Sonne gibt schon in der Frühe ihr Bestes. Dann beim Frühstück, nicht nur der Tisch zittert, auch der Stuhl!
Ehe man alles begreift, ist der Spuk schon wieder vorbei. Erdbeben! Wie wir aus den Nachrichten erfahren, war es ein Erdbeben in 20 km Tiefe vor der Westküste des Peloponnes. Für die Menschen hier
kein Grund zur Aufregung, für uns eine neue Erfahrung.
Wir besuchen den Bauernmarkt in Gythion und kaufen dort frisches Gemüse. Obst (Apfelsinen) gibt es für uns auf dem Campingplatz gratis vom Baum.
Als wir zurückkommen, berichtet uns ein Ehepaar vom benachbarten Stellplatz von ihrem Abenteuer am Strand: In der Dünung konnten sie zwei Karett-Schildkröten bei der Paarung beobachten und filmen.
Karett-Schildkröten sind mittlerweile sehr selten, stehen auf der Roten-Liste und sind deshalb streng geschützt. Sie kehren zum Laichen, und anscheinend auch für die Paarung, immer an den Ort
derGeburt zurück. Einfach toll!
Samstag, 30. März
Wieder ein Tag mit Bilderbuchwetter. Heute ist Relaxen angesagt: Nur zum Fischer nach Gythion, dann wieder zurück zum Wohnmobil. Die Restaurants haben in Erwartung von Wochenendgästen schon die Pulpi
als Blickfang draußen aufgehängt. Wir kochen lieber selbst…