Samstag, 17. März

Heute ist unser Hochzeitstag. Wir haben uns was besonderes vorgenommen. Den Abend und die Nacht verbringen wir in der Kasbah Sahara Sky - einem Hotel mit Fernrohren auf der Dachterrasse. Doch dazu später. Zunächst müssen wir noch unsere Zelte abbrechen, sprich das Womo wieder reisefertig machen, tanken und Wasser und Milch einkaufen. Nach kurzer Fahrt durch die Hammada erreichen wir Tamegroute. Hier befindet sich das Mausoleum von sieben heiligen Männern und einer heiligen Frau des Nassirya-Ordens. Außerdem eine Bibliothek mit über viertausend Handschriften. Ein Guide, der sich am Parkplatz angeboten hat, bringt uns zum Heiligtum und führt uns in die Altstadt. Sie besteht aus drei Lehm-Ksour mit engen, zum Teil überdeckten Gassen und verschachtelten Bauten. Ohne ihn wären wir wohl nicht auf die Idee gekommen, diesen Bereich zu besichtigen. Tamagroute ist auch für seine grün glasierten Töpferwaren bekannt. Unser Guide bringt uns zu dem Leiter der Kooperative, der uns den gesamten Bereich der Töpferwarenherstellung demonstriert. Wir sind erstaunt, mit welch einfachen Mitteln solch wunderschönes Geschirr hergestellt wird.

Mausoleum in Tamagroute
Mausoleum in Tamagroute
Eingangstür
Eingangstür
Im Ksour
Im Ksour
Die Töpferwaren trocknen zunächst in der Sonne
Die Töpferwaren trocknen zunächst in der Sonne
Die Töpferscheibe befindet sich im Boden
Die Töpferscheibe befindet sich im Boden
Im Brennofen werden die Glasuren eingebrannt
Im Brennofen werden die Glasuren eingebrannt
Fertige Produkte
Fertige Produkte
In der Kasbah Sahara-Sky empfängt uns Fritz Korting, ein Deutscher, der nach vielen Stationen seinen Lebensmittelpunkt hier in Marokko gesetzt hat. Auf der Dachterrasse seines Hotels sind unzählige Teleobjektive zur Sternbeobachtung montiert. Der belgische Astronom Patrick hält dazu Vorträge über das afrikanische Himmelszelt. Übernachtung, gemeinsames Abendessen und Sternegucken sind ein Gesamtpaket, für das man einen Pauschalpreis bezahlt. Heute Abend ist es etwas dunstig - den Sternenhimmel haben wir in der Wüste schon intensiver gesehen. Patricks Sachkunde macht dies aber schnell wieder wett und so stehen wir zweieinhalb Stunden in der Nacht auf der Terrasse und schauen in den Himmel.
Dachterrasse mit Teleobjektiven
Dachterrasse mit Teleobjektiven
Marokkanisches Abendessen
Marokkanisches Abendessen

Sonntag, 18. März

Die Sonne scheint schon durch die Dachluke, als wir heute Morgen aufwachen. Wir sehen vor uns die Wüste mit ein paar Nomadenzelten, an denen auch schon Geschäftigkeit zu sehen ist. Ein letzter Blick von der Dachterrasse, Abschied von Fritz und Patrick und dann sind wir wieder auf der N9, die nach Mhamid führt. In der Oase Oulad Driss wollen wir in der Kasbah Touareg unterkommen. Sie liegt abseits der Straße, nur über einen Schotterweg erreichbar. Wir werden herzlich empfangen und müssen natürlich zunächst mit unserem Gastgeber Tee trinken. Das Teezeremoniell zieht sich, unser Gastgeber springt immer wieder auf, um zu telefonieren. In schlechtem Französisch bedeutet er uns, das er uns in seine Familie einbeziehen (vorstellen?) will. Es dauert. Immer mehr Menschen kommen in den Hof der Kasbah und verschwinden wieder. Auf einmal kommt Bewegung in die Sache. Wir hören das laute Schlagen verschiedener Trommeln, rhythmischen Frauengesang, ein hohes Tremolo aus einer Frauenkehle und alles was Beine hat bewegt sich in einen Raum. Unser Gastgeber schiebt uns ganz nach vorne. Rechts von uns haben sich die Frauen aufgebaut und zu unserer Linken stehen mehrere Männer, die einen Vorhang hochhalten, der den ganzen Raum durchtrennt. Alle sind in Aufregung, reden durcheinander, die Trommeln schlagen weiter und auch die Frauen beginnen immer wieder mit ihrem Singsang, bis wir Babygeschrei hören: Jetzt ist mir klar - wir nehmen an einem Beschneidungsritual teil. Jetzt wird auch schon der kleine Körper über den Vorhang gehoben und ein junges, festlich gekleidetes Mädchen nimmt ihn auf den Rücken. Ihr Kopf und der des Kleinen wird mit Henna eingerieben und dann verläßt sie unter dem Geschrei und in der Begleitung älterer Frauen den Raum. Dieser Vorgang wiederholt sich bei zwei weiteren Babys. Alle sind sehr ergriffen: Die älteren wischen sich verstohlen einige Tränen aus den Augen, die jungen Mädchen weinen offen. Nur die Jungen meiden den Raum - sie stehen draußen. Die Beschneidung wird über den Vorhang hinweg auch gefilmt und fotografiert. Ich wage es aber nicht, den Fotoapparat in Stellung zu bringen. Wir sind von der gesamten Szenerie wie betäubt und brauchen etwas, um das Gesehene „sacken“ zu lassen.
Morgensonne
Morgensonne
Nomadenzelte
Nomadenzelte
Turmhaube aus Keramikziegeln
Turmhaube aus Keramikziegeln
Kasbah Touareg
Kasbah Touareg
Kasbah Touareg
Kasbah Touareg
Am Nachmittag machen wir noch einen Spaziergang zu der Ruine einer alten Kasbah am Ufer des Draa. Die Ruine gibt den Blick frei auf die verschachtelte Bauweise dieser Wohnhäuser. Räume an Räume verbunden mit Treppen und Gängen, scheinbar ohne System, boten sie Platz für große Familien. Der Draa ist ausgetrocknet - man sollte es nicht glauben, aber dieser Fluss ist über tausendzweihundert Kilometer lang, windet sich durch den Süden Marokkos und mündet schließlich im Atlantik. Auf der anderen Seite des Flusses ist schon militärisches Sperrgebiet. Die Grenze zu Algerien ist nicht weit.
Alte Kasbah-Ruine
Alte Kasbah-Ruine
Blick nach Algerien
Blick nach Algerien

Montag, 19. März

Abschied von der Kasbah Tuareg. Nach wenigen Kilometern erreichen wir Mhamid, der letzte Ort vor der Wüste Erg Chegaga. Ab hier gibt es keine Asphaltstraße mehr, nur noch Piste. Wer weiter will, benötigt ein 4x4 Fahrzeug. Wir kommen in der Kasbah Sahara Services unter und lernen gleich Edith Kohlbach kennen. Sie ist Autorin von zwei Marokko Büchern und hier ebenfalls untergekommen. Wir verabreden uns für den Nachmittag zu einer kleinen Rundtour. Doch zunächst geht es noch schnell zum Markt, da wir wieder Obst und Gemüse brauchen. Die Märkte decken in Marokko das Angebot ab, was man in Europa in Großmärkten erwartet. Nicht unbedingt auf gleichem Niveau, aber alles das, was man zum Leben brauchcht. Heute können wir zum Beispiel einem Hufschmied bei der Arbeit zusehen. Edith Kohlbach fährt  uns am Nachmittag zu einer verfallenen Kasbah, deren Besitzer nicht die nötigen Mittel für eine Restauration aufbringen kann. Langsam ergreift der Wüstensand wieder sein altes Terrain - im danebenliegenden Dorf ist das schon weitgehend gelungen. Es geht auf den Abend zu und die Sonne wirft ihr warmes weiches Abendlicht auf die Szenerie. 
Annemarie hat sich den Bekleidungsgepflogenheiten schon angepasst
Annemarie hat sich den Bekleidungsgepflogenheiten schon angepasst
Beim Hufschmied
Beim Hufschmied
Alte Kasbah
Alte Kasbah
Sanddünen im Abendlicht
Sanddünen im Abendlicht
Unser Camp
Unser Camp

Dienstag, 20. März

Heute sind wir wieder früh auf den Beinen und starten zu einer Fahrradtour in die Umgebung von Mhamid. Jenseits des Draa, über den eine große Brücke führt, sind kleine Dörfer, die durch ein Ringstraße verbunden sind. Hier radeln wir entlang, es gibt fast keinen Verkehr, die Nacht hat genügend Kühle gebracht und die Sonne ist noch nicht heiß. Optimal zum Radfahren. Die Dorfbewohner beäugen uns etwas skeptisch, ein älterer Herr will uns sein Haus zeigen und Annemarie wird von einigen Kindern bestürmt, ohne dass recht klar wird, was sie eigentlich wollen. Meistens geht es um Bonbons oder Stylos, aber hier hören wir nichts dergleichen. Die Dörfer bestehen alle aus Lehmbauten und sind sehr verschachtelt. So richtig traut man sich nicht hinein, da nie ganz klar ist, was ist öffentlicher Weg, was ist privat. Wir radeln durch die Palmengärten und sehen Bauern auf den Feldern, die Grünzeug schneiden oder die Palmen von den unteren Zweigen befreien. In der Nähe steht meist ein Esel bereit, um sich die Last aufpacken zu lassen. In Mhamid fahren wir bis an den Rand der Wüste, wo der Asphalt aufhört. Ab hier geht für uns nichts mehr.
Dorf in den Palmengärten
Dorf in den Palmengärten
Eingeputztes Kamel
Eingeputztes Kamel
Abgedeckter Dorfbrunnen
Abgedeckter Dorfbrunnen
Für uns geht hier nichts mehr: Wir haben nur 2 x 1
Für uns geht hier nichts mehr: Wir haben nur 2 x 1

Mittwoch, 21. März

Gegen Abend und in der Nacht hat uns wieder ein Sandsturm überrascht. Dieses Mal stehen wir etwas freier als beim letzten Mal und die Folgen bekommen wir dann auch zu spüren. Mit knapp sechzig km/h rüttelt der Sturm am Womo - das stört uns nicht so, doch durch den hohen Winddruck kann der Wüstensand in feinste  Spalten eindringen und sich seinen Weg bahnen. Die Lüftungsklappen im Wasch- Duschbereich sind davon besonders betroffen. Hier ist es heute Morgen wie rot gepudert. Bevor wir frühstücken starten wir zunächst eine Säuberungsaktion. Nachbarn, deren Fahrzeug nicht so dicht ist, haben schon das gesamte Gepäck ausgeräumt, um des Sandes Herr zu werden. Das Wetter ist aber jetzt wieder topp und wir gehen wieder mit dem Fahrrad auf Entdeckungstour in die Umgebung.
Muslimischer Friedhof
Muslimischer Friedhof
Schulhof einer Grundschule
Schulhof einer Grundschule
Lehmziegel
Lehmziegel
Auch ein Esel braucht mal Pause
Auch ein Esel braucht mal Pause

Donnerstag, 22. März

Heute beginnt das Nomadenfestival in Mhamid. Laut Programm soll die Einführungsveranstaltung um halb vier anfangen, doch es zieht sich. Wir sitzen im Garten eines exklusiven Hotels und harren der Dinge, die da kommen sollen. Doch dann geht es Schlag auf Schlag. Eine Nomaden-Band mixt traditionellen Sound mit Rockelementen (es klingt etwas nach Cream), dann eine Percussion-Group, Tänzer (Derwische), eine traditionelle Tanzgruppe und als Krönung der „Course des Dromedaires“. Das ganze ist leicht unwirklich, wie aus „Tausendundeinernacht“. Im Ort herrscht jetzt schon munteres Treiben. Ganze Familien sind unterwegs und palavern, Kindern drängen die Mütter zu den Ständen mit Luftballons, ambulante Händler preisen ihre Waren an. Es ist ein bunter Trubel. Der erste Abend beginnt mit einem Konzert der Gruppe „Echos du Sahara Projet“, deren Stil stark von Percussion, einem Saiteninstrument (Tidinet) und Gesang geprägt ist. 
Nomadenrock
Nomadenrock
Percussion-Group
Percussion-Group
Derwische
Derwische
Traditionelle Tanzgruppe
Traditionelle Tanzgruppe
Course des Dromedaires
Course des Dromedaires
Familieneinkauf
Familieneinkauf
Schwatz auf der Straße
Schwatz auf der Straße
Fliegender Händler im Nomadenzelt
Fliegender Händler im Nomadenzelt
Auf dem Festival
Auf dem Festival

Freitag, 23. März

Ein vielfältiger Tag heute. Die folkloristische Tanzgruppe „Tizouite Kelaat Mgouna“ hat heute fürs Fernsehen einen Auftritt im Innenhof des Hotels. Wir verfolgen die Aufführung aus allernächster Nähe. Mit Edith Kohlbach, der Autorin, und Eberhard Hahne, einem Fotografen, fahren wir anschließend wieder in unser letztes Domozil, zur Kasbah Touareg. Dort sind wir von Ali zum Couscous-Essen eingeladen. Unterm Olivenbaum ist schon alles vorbereitet und wir genießen die Atmosphäre hier in dieser Oase der Ruhe. Die Familie erkennt uns wieder, alle kommen und begrüßen uns. Nach dem Essen zeigt uns Ali, der Chef, das Anwesen und das angeschlossene Museum. Zurück in Mhamid laufen wir nach einer kleinen Siesta in den Ort und verfolgen den Auftritt mehrerer Gruppen aus der näheren Umgebung. Es wird immer voller - heute ist ja Freitag, Feiertag für Muslime, man hat frei und kann in Mhamid entlang der Stände flanieren. Am meisten beeindruckt uns die Kleidung der Frauen. Alle Farben und Stile sind vertreten. Den Abend verbringen wir im Wohnmobil - die Musik von der Haupttribüne hören wir auch so.

Mittendrin mit Trommel
Mittendrin mit Trommel
Couscous-Essen in der Kasbah Touareg
Couscous-Essen in der Kasbah Touareg
Ali mit Söhnen
Ali mit Söhnen
Junge Talente auf der Bühne
Junge Talente auf der Bühne
Farbenfroher Spaziergang
Farbenfroher Spaziergang
Das Smartphone immer dabei
Das Smartphone immer dabei
Und die Kinder...
Und die Kinder...
... natürlich ohne Kopftuch
... natürlich ohne Kopftuch
Die Männerwelt - gestreift und einfarbig...
Die Männerwelt - gestreift und einfarbig...
...oder ganz in blau
...oder ganz in blau