Wir haben es richtig gemacht: Heute
morgen fahren wir in die Todra-Schlucht zurück und wie erwartet ist der Andrang dort wesentlich geringer als gestern. Schon die Fahrt zurück durch das Todra-Tal ist wieder ein Naturschauspiel. Wir
parken das Womo am Rand der Schlucht und laufen zu Fuß hinein. Kolossal, wie sich der Fluß durch den Fels geschnitten hat. Die Todra-Schlucht ist ein Magnet für viele Touristen aus aller Herren
Länder. Ein Bus bringt eine Gruppe aus China heran. Annemarie kommt ins Gespräch mit einer jungen Deutschen, die mit einer internationalen Gruppe marokkanischen Kindern Englischunterricht erteilt.
Bevor es uns zu voll wird, fahren wir weiter. Unser Ziel heute sind die Fossilienfunde bei Erfoud. Dort angekommen besuchen wir eine Ausstellung mit Artefakten aus der Region. Vor Millionen Jahren
war dieses Gebiet ein Meer. Heute sind unzählige Versteinerungen aus dieser Zeit relativ leicht an der Erdoberfläche zu finden. Unser Guide erläutert uns sachkundig die Exponate, doch genauso
interessiert ist er an deutschem Fußball. Er kennt alle Bundesligavereine und die Namen der Stadien. Kein Wunder: Samstags schaut er über Astra immer das ZDF Sportstudio!
Dienstag, 9. April
Wir genießen den schönen Sonnentage
hier im Camp, relalaxen und beschäftigen uns damit, den Kühlschrank, der jetzt wieder all unsere Kühlerwartungen im Übermaß erfüllt, zu enteisen.
Mittwoch, 10. April
Heute steht die Querung des Hohen Atlas
auf dem Programm. Von Erfoud aus fahren wir zunächst immer entlang des Ziz-Tals und durchqueren den sogenannten Tunnel der Legionäre. Von den Franzosen in der Besatzungszeit gebaut, dient er heute
unverändert der Verbindung von Nord- nach Süd. Dann geht es hinauf in den Hohen Atlas - wir überschreiten die Baumgrenze und gelangen auf ein Hochplateau. Hier oben gibt es kleine Seen, die mit
Schmelz- oder Regenwasser gefüllt sind. Die Straße führt uns über Midelt bis nach Azrou, unserem Ziel heute. Beide Städte können ihre französische Geschichte nicht leugnen. Die Straßen sind mit
Platanen gesäumt. Die Anlage dieser Städte hat so gar nichts marokkanisches. Dazu kommt in Azrou die zauberhafte Umgebung. Man kommt sich vor wie in den französischen Alpen.
Donnerstag, 11. April
Von unserem Stellplatz in Azrou fahren
wir weiter nach Moulay Idriss. Besagter Moulay Idriss war der geistige Begründer Marokkos, der wie ein Heiliger verehrt wird. Im gleichnamigen Moulay Idriss ist seine Grabstätte mit umgebender Anlage
von Moschee und Minarett. Für die gläubigen Marokkaner kann eine dreimalige Pilgerreise hierher die Hadsch nach Mekka ersetzen. Wie uns ein Bewohner sagt: „Ein Mekka für die Armen“. Wir nehmen aber
zuerst Quartier auf einem nahegelegenen Campingplatz und fahren dann mit dem Taxi gegen Abend in den Ort. Die Wallfahrtsstätte selbst dürfen wir als „Ungläubige“ nicht betreten, dafür können wir von
einer Terrasse einen Blick auf die Anlage werfen. Im Ort selbst ist geschäftiges Treiben. Touristen gibt es hier kaum. Die werden vor allem vom nahe gelegenen Mekenes und Voulibilis angezogen, wie
uns der Taxifahrer bedauernd erklärt.
Freitag, 12. April
Um zehn Uhr haben wir uns heute mit Ismail, dem Taxifahrer, verabredet. Er soll uns zu der Ausgrabungsstätte von Volubilis bringen. Die ehemalige römische Provinz Mauretana hatte mehrere große Städte
- Volubilis war eine davon. Pünktlich holt Ismail uns ab und noch vor dem großen Touristen-Run können wir uns auf den Weg durch dieses riesige Freigelände machen. Eine römische Stadt, wie sie im
Buche steht. Wir wandern vom Tor nach Tanger entlang des „Decumanus Maximus“, der alten Hauptstraße, an den Ruinen der Patrizierhäuser vorbei. Die Häuser der Adligen in Volubilis zeichnen sich durch
ein besonders großes, prächtiges Perystil aus, dem Säulenhof, der das Impluvium (Wasserbecken) umgibt. Prächtige und gut erhaltene Mosaiken schmücken die Böden. Es ist eine wunderbare Stimmung hier,
die Blumen blühen, Vögel schwirren umher, die Sonne scheint und nur ein leichter, erfrischender Wind weht. Schnell sind die drei Stunden vorbei, die wir mit Ismail ausgemacht habe, damit er uns
wieder abholt. Ein wunderschöner Ausflug geht zu Ende.
Samstag, 13. April
Durch das Rif-Gebirge geht die Fahrt
heute in die „blaue Stadt“ Chefchauen. Die Medina von Chefchauen besteht komplett aus Häusern, die blau, in Kombination mit weiß, gestrichen sind. Der Ort ist am Hang gebaut, die Straßen und
Gassen sind verwinkelt und es geht hinauf und hinunter, treppauf und treppab. Zusammen mit Licht und Schatten bietet sich dem Auge ein faszinierendes Farbenspiel. Unser Campingplatz liegt hoch oben
am Berg - von hier können wir einen schönen Blick ins Umland genießen.
Wir wandern noch einmal den Berg hinunter - Chefchaouen hat uns gestern so begeistert, den Eindruck wollen wir noch vertiefen. Diesmal gehen wir die Avenue (eine größere Gasse) Hassan II. entlang.
Hier gibt es viele kleine Läden, die sich auf die Spezialitäten der Rif-Handwerker und Kunstgewerbetreibenden eingestellt haben. Viele Marokkaner sind hier und begutachten das Angebot. Im Moment sind
Ferien in Marokko und die einheimische Bevölkerung macht den Ausländern in Punkto Tourismus mächtig Konkurrenz. Am unteren Ende der Medina ist ein kleiner Wasserfall. Dort herrscht buntes Treiben.
Geschäftstüchtige Einheimische verleihen Utensilien der Rif-Bewohner, die man überziehen und in denen man sich dann fotografieren (lassen) kann. Fotos entstehen am, über und im Wasser der Kaskaden.
Der Grill raucht und Taginen und Brochettes sind im Angebot. Eine tolle Sonntagmittagatmosphäre.