Heute in der Früh verabschieden wir uns
vom Atlantik und schlagen wieder den Weg ins Binnenland ein. Unser Ziel ist Taroudant. Doch vorher lassen wir das Womo an einer Tankstelle noch vom Staub und Dreck befreien und gönnen ihm noch einen
kräftigen Schluck aus der Dieselpumpe. Wie alle Dienstleistungen ist auch die Womowäsche mit umgerechnet knapp acht Euro ausgesprochen preiswert. Der Liter Diesel ist ebenfalls günstig, der Preis
liegt zur Zeit bei 95 Cent.
Wir fahren wieder ein Stück die
Küste lang und schwenken dann bei Tiznit über die N1 Richtung Agadir/Taroudant. Unterwegs sehen wir einen kleinen Hirten mit großer Herde. Die Landschaft wird allmählich wieder ländlicher. Auch
gibt es kaum noch Lastwagen und Eselgespanne zur Beförderung nehmen zu. Bei Taroudant kommen wir unter auf einem Stellplatz mit dem beziehungsreichen Namen „Du jardin“. Und tatsächlich, es ist
ein schöner Blumengarten, der sich da auftut.
Dienstag, 2. April
Unser Platz „Du jardin“ ist nur drei Kilometer von der Medina entfernt. Nach dem Frühstück schwingen wir uns auf die Räder und düsen Richtung Zentrum. Die Räder können wir bei einem Fahrradreparateur
abstellen; von jetzt an geht es zu Fuß weiter. Und da ergibt sich ein Problem: Die Medina von Taroudant wird von einer Stadtmauer von acht Kilometern Länge umschlossen. Im Innern gibt es ein
unübersehbares Gewirr von Sträßchen, Gassen, Durchgängen und Souks. Da hat man keinen Durchblick! Wenn es nicht google maps gäbe... Schnell den Ausgangspunkt markiert und wir wissen immer wo wir sind
und wie wir zurück kommen können. Eine große Hilfe. Taroudant ist eine lebhafte Stadt, nicht auf Tourismus fixiert, die üblichen Angebote wie Teppiche oder Schuhe fehlen völlig. Auch werden wir nicht
zum Gucken oder Kaufen angesprochen. Sehr angenehm. Am Mittag quetschen wir uns in eine enge, mit Einheimischen überfüllte Fischbude und erhalten dort zwei große Teller mit frittiertem Fisch für
dreißig Dirham (~ 3 € ). So gesättigt trinken wir noch das obligatorische Glas Orangensaft in einem Café. Von hier aus starten wir dann mit einer Kalesche zu einer einstündigen Stadtrundfahrt. Den
Kopf voller neuer Eindrücke radeln wir wieder in unseren heimatlichen jardin.
Mittwoch, 3. April
Heute früh nutzen wir wieder die
Gelegenheit mit dem Fahrrad in die Medina zu fahren. Hier herrscht noch nicht das geschäftige Treiben, das wir von gestern kennen. Die Standverkäufer bauen noch ihre Waren auf, an den Geschäften
werden langsam die schweren Rollgitter hochgeschoben. Auch am zentralen Platz „El Alouine“ ist es noch ruhig. Nur ein Lautenspieler sitzt auf seinem Hocker und wartet auf Zuhörer. Wir setzen uns in
ein Cafe, trinken einen Tee und beobachten das Treiben. Allmählich kommt Bewegung in die Sache, Geschichtenerzähler finden ihr einheimisches Publikum. Die Traube der Zuhörenden wird immer größer. Ein
großer Berber erscheint, breitet eine Decke aus und offeriert hier Salben, Federbüschel und andere geheimnisvolle Dinge. Der Lautenspieler hat uns inzwischen ein Ständchen gehalten und kommt zu uns
an den Tisch. Erste Touristengruppen mit heimischen Führern überqueren den Platz, doch insgesamt spielt der Tourismus hier nicht die Hauptrolle. Zur Mittagszeit probieren wir eine der Garküchen aus.
Vom Chef lassen wir uns erklären, was er im Angebot hat. Wir entscheiden uns für Gemüse mit Huhn bzw. Rindfleisch. Dazu gibt es noch Bohnen und Linsen. Sehr lecker und wieder ausgesprochen preiswert.
Ein kleiner Rundgang durch den „Grande Souk“ und eine Stippvisite im „Maison Berbère“, dem Berberhaus, beendet unseren Tag in dieser authentischen und sympathischen marokkanischen
Kleinstadt.
Donnerstag, 4. April
Skoura liegt kurz hinter Quazazate,
der Filmstadt, an der Straße der Kasbahs. Die Kasbah Amerhidil, eine der schönsten Anlagen in Marokko und wohl auch deshalb auf jedem fünfzig Dirham-Schein abgebildet, liegt hier und ist unser
nächstes Ziel. Dafür müssen wir aber zunächst an die dreihundert Kilometer durch den Atlas fahren. Es ist eine wunderschöne Tour durch dieses vielseitige Gebirge. Wir kurven über weite
Serpentinen nach oben, fahren über Hochflächen, sehen die unterschiedlichsten Gesteinsformationen und haben tolle Blicke auf und über die vor uns liegenden Landschaften. Unterwegs trifft man auf
die tollsten Begebenheiten - am skurrilsten ist heute wohl ein Schafstransporter der besonderen Art. Unser Stellplatz ist bei der Kasbah, wir haben von hier eine wunderschöne Aussicht in die
Umgebung.
Freitag, 5. April
Die Kasbah Amridril ziert jeden
marokkanischen fünfzig Dirham Schein. Sie ist im Gegensatz zu vielen anderen sehr gut restauriert und ein nationales Denkmal. Direkt nach dem Frühstück laufen wir die wenigen hundert Meter hinüber
und lassen uns von einem Guide durch die Räume dieser alten Verteidigungsanlage führen. Wie bei unseren Burgen war sie auch gleichzeitig Wohnraum der Besitzer. Beim Durchgang durch die einzelnen
Etagen lernen wir viel von der Lebens- und Arbeitsweise des alten Marokko kennen. Die Dachterrasse bietet noch einmal einen einmaligen Blick über die Landschaft bis hin zum schneebedeckten hohen
Atlas. Den Rest des Tages nutzen wir zur Fahrt in die Dades Schlucht. Nach atemberaubendem Aufstieg erreichen wir unser Ziel, das Hotel/Camping „Berbère de la montagne“.
Samstag, 6. April
.Unser
Platz liegt direkt hinter der Dades-Schlucht. Hier verbreitert sich wieder das Tal und der Dades mäandert durch die Bergwelt. Ali, unser Platzbesitzer, hat einen Guide organisiert, der uns durch
diese Wildnis führen will. Mhaned kommt mit leichter Verspätung, aber umso größerem Elan und lässt uns gleich mit einer Leiter über eine mannshohe Mauer steigen. Dann geht es gleich weiter zu einem
schmalen Steg, über den wir balancierend den Dades queren. Mhaned kennt jeden Weg, jede Möglichkeit für einen Aufstieg. Er lotst uns sicher durch den Schotter eines Oueds, er hilft uns beim
Durchstieg durch eine Felswand. Es sind immer wieder die kleinen Pfade, die wohl seit menschengedenken genutzt werden. Wir erreichen eine Berbersiedlung. Vor einer Tür liegt ein großes Bündel mit
Gras, das wohl von einer der Frauen hier abgelegt wurde. Es wiegt sicher über dreißig Kilogramm. Diese schweren Bündel schleppen die Frauen über weite Strecken und große Höhenunterschiede. Von hier
oben sehen wir viele Frauen bei der Feldarbeit oder beim Wäschewaschen im Wasser des eiskalten Dades. Von einer Berberfamilie werden wir zum Tee eingeladen. Wir nehmen im Wohnzimmer auf dem Teppich
Platz und werden mit Tee, Brot mit Olivenöl, köstlichen Oliven und Marmelade versorgt. Die Leute sind nach unseren Maßstäben arm, aber sie haben alles, was man zum Leben braucht. Der Gastgeber sagt,
Marokko sei das beste Land zum Leben. Ein wunderschöner Tag liegt hinter uns, als wir am Spätnachmittag wieder unser Womo erreichen.
Sonntag, 7. April
Kalt wird es nachts hier in den Bergen.
Wenn die Sonne weggeht, kühlen kalte Fallwinde aus dem hohen Atlas die tagsüber angenehmen Temperaturen richtig herunter. Diese Nacht war es wieder vier Grad. Doch wofür haben wir Heizung im
Womo - das Gebläse bringt die Innentemperatur zum Frühstück wieder in erträgliche Bereiche. Heute geht es zur Todra-Schlucht. Wir winden uns die Power-Serpentine wieder hinunter und erleben jetzt das
Dades-Tal aus der umgekehrten Sicht. Dann geht es zügig die N1 lang bis Tinghir. Hier machen wir einen kurzen Stopp und besuchen noch eine kleine, in einer Palmeraie versteckte Moschee. Sie
dient jetzt nicht mehr als Gebetsstätte, deshalb können wir als Ungläubige sie besichtigen. Ein freundlicher Guide führt uns durch die ehemaligen Gebetsräume und die Koranschule. Von der Dachterrasse
haben wir wieder einen schönen Blick auf die Umgebung. Die Todra-Schlucht, die wir dann erreichen, ist völlig überlaufen. Kleinbusse und Autos parken an der Klamm, Menschen promenieren über die
Fahrbahn, es ist fast kein Durchkommen. Wir fahren weiter und erreichen unser Ziel Tamtattouchte. Bei „Les amis“ kommen wir unter.