Heute verlassen wir unser Dorf an der
Lagune und machen uns auf den Weg nach El Jadida, dreihundertfünfzig Kilometer weiter südlich. Wie jeden Morgen wird unser Platz von einer Vielzahl von Tieren besucht, die sich an den Überresten der
Camper gütlich tun. Da sind zunächst die Katzen, die alle Mülleimer auf fressbare Reste durchsuchen. Viel kann das nicht sein, denn sie sehen ausgesprochen mager aus. Dazu kommen dann noch im
Morgengrauen eine große Schar von Kuhreihern. Vermutlich um die Brotkrumen aufzupicken, die vom Vortag übrig geblieben sind. Sie sind sehr scheu und fliegen weg, wenn sie einen Menschen erblicken.
Auch Hühner streunen über den Platz und scharren und picken. Dann natürlich noch das Campingplatz-Pferd. Es zieht den Karren, auf dem der Müll eingesammelt wird. Anschließend hat es frei und grast
auf dem Platz. Der Besitzer spart sich so wohl einen Rasenmäher...
Donnerstag, 7. März
Im Jahr 1515 begannen die Portugiesen
ihre „Besitzungen“ an der Nordafrikanischen Küste mit Festungen zu sichern. Eins dieser Forts trug den Namen Mazagan, das heutige El Jadida. Wir laufen von unserem Campingplatz aus die
Strandpromenade entlang und erreichen nach zwanzig Minuten das Eingangstor zur „cité portugais“, seit 2004 als Weltkulturerbe gelistet. Die von Festungsmauern umgebene Stadt hatte zwei
Verteidigungsrichtungen - zum einen in Richtung Atlantik und zum anderen zum Festland hin. Gut gesichert durch eine hohe Mauer mit Umgängen, Türmen und Schießscharten. Wir umrunden diese
mittelalterliche Juwel auf der Stadtmauer und fühlen uns fünfhundert Jahre zurück versetzt. Die Innenstadt ist nach herkömmlichem Prinzip schachbrettartig aufgebaut. Eine Besonderheit bietet diese
mittelalterliche Verteidigungsanlage auch noch: Zur Versorgung der gesamten Anlage ist eine unterirdische Zisterne eingebaut worden, deren Besichtigung einem den Atem stocken lässt. Wie in einer
Kirche wird dieser riesige Raum von einem Kreuzrippengewölbe gestützt. Zusammen mit dem einfallenden Licht und dem stehenden Wasser ergibt sich durch die Lichtreflexion ein nie gesehenes Bild. Ein
besonderes Erlebnis. Wir beschließen unseren Ausflug mit einem Bummel über den Souk, genießen dort eine Gemüsesuppe und gebackenen Fisch in einer der Garküchen.
Freitag, 8. März
Von El Jadida bis Oualidia ist es nur
ein Katzensprung. Wir fahren die achtzig Kilometer immer entlang der Küste. Eigentlich hat Oualidia außer seiner schönen Lagune nicht viel zu bieten, wenn nicht dieses sehr spezielle Angebot an
Krustentieren wäre, das diesen Ort aus den vielen anderen heraushebt. Es beginnt schon bei der Einfahrt auf den Stellplatz. Wir haben nicht mal zu Ende rangiert, da werden wir schon von einer
Vielzahl fliegender Händler umringt. Alle wollen uns was verkaufen. Wir genehmigen uns erstmal ein paar Austern. Beim Nachbarwomo werde ich dann Zeuge eines Verkaufs von einem riesigen Hummer. Später
erstehen wir dann für uns zwei Seezungen, die wir uns zu Mittag zu Gemüte führen. Der Stellplatz ist voller Franzosen, die ihrer Leidenschaft für Krustentiere hier preiswert nachkommen
können.
Samstag, 9. März
Wir fahren zweihundert Kilometer an
einer schönen Küstenstraße entlang Richtung Süden und erreichen Essaouira, das ehemalige Mogador, gegen Mittag. Das Womo parken wir etwas außerhalb am Strand und radeln in die Stadt. Am Hafen treibt
es uns in eine der unzähligen Fischbuden und genießen, was das Meer hergibt. Dorade, Gambas, Sepie und Calamares. Ein Fest für Liebhaber von Meeresgetier! Den Rest des Nachmittages bummeln wir durch
die Medina. Essaouira hat ja einen Ruf als Künstlerstadt und wird ihn durch zahlreiche Galerien und Ausstellungen gerecht. Am Abend fahren wir zu einem Campingplatz in der Nähe.
Sonntag, 10. März
Wir stehen auf einem wunderschönen
Platz außerhalb von Essaouira. Der Name ist Programm: „Esprit nature“. Wir kommen uns vor wie in der Provence, blühende Gräser, blühende Sträucher, Vogelgezwitscher. Nach dem Frühstück fahren wir mit
dem Womo wieder zum bewährten Strandparkplatz, dann geht es weiter mit den Rädern hinein nach Essaouira. Nach dem wir gestern mehr im Künstlerviertel waren, zieht es uns heute in den Hafen und die
Souks. Geht man durch das Tor, das die Stadt vom Fischereihafen trennt, empfängt einen schon ein etwas strenger Geruch, der klarmacht, womit die Leute ihr Geld verdienenden. Überall an den Kaimauern
stehen kleine Holztische auf denen die Fischer ihr mehr oder weniger großes Angebot ausbreiten. Alles was der Atlantik hergibt, ist hier erhältlich. Hier wird gehandelt und gekauft. Die Möwen und die
Katzen streunen um die Stände, um von den Fischresten auch ihren Teil zu ergattern. Ein findiger Fischer hat einen Grill und mehrere Tische unter freiem Himmel aufgestellt und betreibt hier ein
kleines Fischrestaurant. Natürlich noch einmal günstiger als gestern. Wir stellen uns wieder ein kleines Fischmenu zusammen. Im Souk gibt es für diejenigen, die den Weg in den Hafen scheuen, noch
einmal die große Auswahl. Auch Hähne, Hühner, Kaninchen und Täubchen gibt es hier: Lebendfrisch!