Babis, der Koch, strahlt über das ganze Gesicht, als wir uns heute Morgen von ihm verabschieden und noch einmal sein Essen loben. Wir haben uns auf dem Campingplatz „No Problem“ sehr wohl gefühlt,
weil alles stimmte: die Lage, die Sanitäranlagen, der Pool (besonders die Temperatur) und nicht zuletzt das Restaurant. Doch jetzt geht es weiter, wir fahren nach Chania, der zweitgrößten Stadt auf
Kreta. Aber heute ist Ostermontag, das haben wir nicht bedacht. Die Stadt quillt über vor Menschen. Mit Mühe erreichen wir den anvisierten Parkplatz am alten Hafen. Der ist rappelvoll, jetzt haben
wir große Mühe wieder zurückzukehren. Da hilft nur weiterfahren und Chania auf dem Rückweg einen Besuch abzustatten. Der Campingplatz Mithimna bei Kissamos gibt uns Quartier und wir machen uns
gleich auf zu einer Wanderung am Strand entlang. Auch hier liegt ein Schiffswrack im Wasser aber längst nicht so malerisch wie in Githion. Den Nachmittag verbringen wir gemütlich mit Tee und Kuchen
am Womo.
Dienstag, 26. April
Südseestrand ist das Erste, was einem einfällt, wenn man nach Elafonisi kommt. Im äußersten Südwesten Kretas gelegen, bietet diese flache Strandlandschaft mit der vorgelagerten Insel alles, was man
sich unter Lagunenatmosphäre vorstellt. Wir verlassen unseren Platz in Kissamos rechtzeitig, um den Traum aller Südseereisenden auch in Augenschein zu nehmen. Allein die Fahrt war die Reise wert.
Entlang grüner Hügel, durch kleine Dörfer und eine riesige Schlucht führt uns die Straße zur Bucht und eröffnet uns den Blick auf die Strandlandschaft. Ein großer Parkplatz nimmt uns auf und wir
wandern den Strand entlang, waten hinüber zu der vorgelagerten kleinen Insel und genießen dort die Natur. Alles steht unter Schutz. Der Strand in Elafonsi leuchtet zuweilen rosa - verursacht wird
dieses Naturphänomen wohl durch Millionen von zerstoßenen Schalentierpanzern. Diese kleinen Partikel leuchten in der Sonne und erzeugen im Sand den wunderschönen Farbeffekt. Heute Nacht campen wir
hier am Strand…
Mittwoch, 27. April
Heute Morgen laufen wir nach dem Aufstehen zum menschenleeren Strand. Die Nacht war ruhig, nicht einmal die Geräusche des Meeres haben wir wahrgenommen. Jetzt gehört der Strand uns allein. Wir
erfreuen uns an der frischen Morgenluft und dem ungestörten Ausblick auf die Lagune. Nach dem Frühstück machen wir uns auf nach Chania. Heute klappt alles wie am Schnürchen. Der Parkplatz am alten
Hafen ist leer - wir stehen sicher und mit viel Platz. Der erste Eindruck, den uns diese alte Hafenstadt vermittelt, ist gewaltig. Rund um das alte Hafenbecken stehen die Lager- und Handelshäuser,
die heute als Bars und Restaurants genutzt werden. Ein Leuchtturm weist den einlaufenden Schiffen den Weg. Eine Moschee aus der Osmanischen Zeit, die heute als Ausstellungshalle genutzt wird,
dominiert die Gesamtansicht. Der Kai wimmelt von Menschen, eine Bouzuki-Gruppe vermittelt griechisches Flair. Heute endet hier die erste Etappe der Griechenland-Rundfahrt im Radsport. Eine Bühne mit
riesiger Leinwand informiert über das Geschehen auf der Tour von Heraklion nach Chania. Der Sieger, ein Radsportler aus Neuseeland, wird unter dem Jubel der Menge geehrt. Junge Frauen in Trachten
überreichen die Siegestrophäen. Am Abend fahren wir dann noch nach Rethymno, um auf dem Campingplatz Elisabeth Quartier für die nächsten Tage zu finden.
Donnerstag, 28. April
Heute lassen wir es langsam angehen. Wir frühstücken in aller Ruhe in der Frühsommer-Sonne. Später laufen wir zum Meer und nehmen dort ein erfrischendes Bad. Das Wasser ist zwar noch etwas kühl, aber
wenn man sich überwunden hat, ist es ok. Den Nachmittag verbringen wir lesend am Womo. Am Abend fahren wir mit dem Motorrad in die Altstadt von Rethymno und bummeln dort am alten Hafen entlang und
durch die engen Gassen. Unser Besuch hier im letzten Jahr war nur kurz - wir sehen jetzt viel Neues und gewinnen tiefere Einblicke.
Freitag, 29. April
Heute ist der Himmel bedeckt, die Energie der Sonne reicht nicht aus, um die Wolkendecke aufzulösen. Dabei ist es durchaus warm, nur eben kein Sonnenschein. Der Schwimm-Vormittag wird daher
gestrichen. Stattdessen fahren wir wieder in die Altstadt und erlaufen uns dort die sehenswerte, wechselhafte Geschichte der Stadt. Hier findet man immer wieder Erinnerungen an die wechselhaften
Herrschaftsverhältnisse, die ja letztlich die ganze Insel betreffen. Im wesentlichen ist Kreta ja geprägt durch die Herrschaft der Venezianer und dann im Anschluss durch die Einbeziehung in das
Osmanische Reich. Baulich dominieren die Venezianer. Immer wieder sieht man die Türeinfassungen im venezianischen Stil - mal frisch renoviert aber auch häufig vom Verfall bedroht. Das markanteste
Beispiel italienischen Stils ist wohl der Rimondi-Brunnen an der Platia Petichaki. Zwischen vier Korinthischen Säulen sprudelte das Wasser aus drei Löwenmäulern. Heute ist der Brunnen nicht in
Betrieb. Am Südende der Platia Petichaki steht die große Moschee mit ihren drei Kuppeln und dem schlanken Minarett. Ursprünglich eine Kirche, wurde sie von den Osmanen in eine Moschee
umgewandelt. Aber auch türkische Häuser mit den klassischen Holzerkern sieht man immer wieder. Eine Oase der Ruhe im quirligen Getümmel von Rethymnon bildet der Stadtpark mit seiner großen Auswahl an
mediterranem Bewuchs.
Samstag, 30. April
Camping Elisabeth heißt unser Platz: Wie uns die Besitzerin verrät, haben ihre Eltern, ein amerikanisch/griechisches Ehepaar, den Namen in den beginnenden Sechziger Jahren gewählt, um damit an die
Popularität der jungen britischen Königin anzuknüpfen und englische Touristen anzulocken. Den Campingplatz gibt es immer noch, die Königin auch, nur die Engländer haben sich rar gemacht. Der Platz
ist sehr natürlich angelegt. Kiefern und Tamarisken spenden Schatten, es gibt Bereiche mit hohem Schilf und auch die unterschiedlichst blühenden Blumen fehlen nicht. Bis zum Meer sind es nur ein paar
Schritte und wenn denn die Taverne heute öffnet, ist auch für das leibliche Wohl gesorgt. Christoph, der Neffe der Besitzerin, ist jeden Tag damit beschäftigt, alles zu verschönern. Sie, eine Dame in
den hohen Siebzigern, hat Germanistik in Deutschland studiert und spricht fließend Deutsch.
Sonntag, 1. Mai
Heute bricht unser letzter Tag in Rethymno an. Morgen wollen wir noch der Ausgrabung in Knossos einen Besuch abstatten, dann geht es mit der Fähre zurück zum Festland nach Piräus. Da die Öffnung der
Taverne hier noch auf sich warten lässt, versorgen wir uns selbst. Vorher nutzen wir aber noch die Zeit, um eine kleine Strandwanderung zu machen. Der Tag ist klar und wir haben die seltene
Gelegenheit die schneebedeckten Gipfel auch hier vom Strand aus zu beobachten. In der Regel verschwinden sie im Dunst. Das Meer ist in Bewegung - an Schwimmen ist heute leider nicht zu denken. Zurück
am Wohnmobil machen wir uns daran, das Mittagessen vorzubereiten. Während sich Annemarie um den Salat und die gefüllten Nudeln kümmert, mache ich die frisch gekauften Doraden grillfertig. Das Rezept
habe ich von Mario, einem sizilianischen Koch, und zusammen mit frischem Fisch ist das Gericht einfach unschlagbar.
Am Abend machen wir das Womo schon für die Abfahrt morgen startklar.
Montag, 2. Mai
Der Besuch in Knossos ist ein Reinfall. Pünktlich um elf Uhr stehen wir vor verschlossenen Toren. Ein kleines Schild verkündet: „The 2. May closed“. Wir können es nicht glauben - alle Reiseführer,
selbst die Web-Site im Internet haben „offen“ signalisiert. Des Rätsels Lösung kommt durch einen freundliche Mitarbeiter. Da der 1. Mai ein Sonntag war, steht den Arbeitnehmern der freie Tag dann am
2. Mai zu. Folglich haben alle Einrichtungen geschlossen. Man hätte das sicher auch anders lösen können, zumindest die Kommunikation hat nicht funktioniert. Mit uns stehen viele andere auswärtige
Besucher vor der verschlossenen Tür und machen ein dummes Gesicht. Wir beschließen nach Heraklion zu fahren und verbringen dort die Zeit bis zur Abfahrt. Aber auch in Heraklion ist alles auf Null
gesetzt. Geschäfte, Museen, das ganze öffentliche Leben ruht. Wir machen noch einen Rundgang durch die verlassene Innenstadt, können aber schon früh auf unsere Fähre.
Dienstag, 3. Mai
Pünktlicher als ein Zug der Bundesbahn läuft unser Schiff, die Knossos Palace, in den Hafen von Piräus ein. Wir sind wieder auf dem Festland. Als wir unter Deck zu unserem Womo vorstoßen, das dort
geparkt ist, sehen wir schon durch die offene Seitenfläche das Plakat, mit dem im Hafen an die Schlacht von Salamis vor zweitausendfünfhundert Jahren erinnert wird. Wir rollen die Rampe hinunter und
sind schon vom trubeligen Verkehr von Piräus umgeben. Zügig folgen wir den Anweisungen unseres Navis, das uns zielsicher Richtung Autobahn lotst. Nicht ohne noch vorher an der preisgünstigsten
Tankstelle Griechenlands für 1,70 Euro den Liter unseren Tank mit Diesel zu füllen. Schnell erreichen wir den Camper Stopp in der Nähe von Aigio am Golf von Korinth. Hier sind wir morgen mit Freunden
aus Münster verabredet, die sich seit einiger Zeit hier niedergelassen haben.
Mittwoch, 4. Mai
Heute sind wir mit Anke und Martín Krüper verabredet. Wir kennen uns aus Münster - Fritzi, ihre Tochter, war meine Schülerin; Anke die engagierte Pflegschaftsvorsitzende. Jetzt wohnen die beiden seit
einigen Jahren in einem kleinen Dorf oberhalb des Golfes von Korinth. Wir treffen uns in Aigio, um gemeinsam essen zu gehen. In einem kleinen Restaurant direkt an der Küstenlinie genießen wir
griechische Spezialititäten. Später, zum Kaffeetrinken, fahren wir hinauf nach Lakka zu den Krüpers nach Hause. Zwischen uns stimmt die Chemie - wir reden über alles, was uns am Herzen liegt. Als es
dunkel wird, bringt uns Anke wieder zurück; der Abschied ist herzlich…
Donnerstag, 5. Mai
Wir genießen den Tag am Golf von Korinth. Heute Morgen machen wir uns mit Ferngläsern und Fotoapparat ausgerüstet auf den Weg, um uns auf Vogelschau zu machen. In den Golf mündet in der Nähe einer
der unzähligen Flüsse aus den Bergen; entlang des Flussufers gibt es unzählige Vogelarten. Drei Flußregenpfeifer tummeln sich auf einer der Flussinseln. Ein Flussuferläufer leistet ihnen
Gesellschaft. Im Schilf meinen wir eine Rohrdommel zu entdecken. Am Nachmittag genießen wir die Sonne an unserem Stellplatz.