Wir verlassen Káto Zákros nach dem Frühstück und machen uns auf den Weg nach Ierapetrá. Die Fahrt geht über eine serpentinenreiche schmale Straße durch das Gebirge. Hinter einer scharfen Kehre hat
sich eine kleine Herde Schafe zur Ruhe gelegt. Nur durch eindringliches Hupen lassen sie sich davon überzeugen, ihren Platz in der Sonne zu räumen. Weiter geht die Fahrt - wir kommen durch kleine
Dörfer, in denen schon die meisten Häuser leer stehen. Aber auch der Fortschritt ist zu sehen. Riesige Solaranlagen, die automatisch der Sonne nachgeführt werden, stehen in der Landschaft. Auch eine
riesige Batterie Windkraftanlagen erscheint im Gegenlicht am Horizont. In Ierapetra finden wir Aufnahme auf dem Campingplatz Koutsounari.
Donnerstag, 14. April
Heute Vormittag fahren wir mit dem Motorrad nach Ierapetra, da wir noch Brot brauchen und uns nach einem Fischgeschäft umsehen wollen. Unterwegs erleben wir eine Überraschung: Von einer Anhöhe
blicken wir auf Ierapetra im Sonnenschein - davor liegt das tiefblaue Meer, dahinter, hoch oben, sind die Gipfel des Gebirges noch völlig verschneit. Der Weg in die Altstadt ist uns vertraut;
wir waren im letzten Jahr schon einmal hier und kennen den Weg durch die kleinen Gassen und Einbahnstraßen, um zu unserem Motorradstellplatz am Museum zu gelangen. Unsere Einkäufe sind schnell
getätigt und wir haben noch Zeit für einen Bummel und einen Capuccino in einem Strandcafé.
Freitag, 15. April
Zwischen Koutsounaris und Férmas steht ein Schild „Mylonas-Wasserfall“. Wir sind neugierig und wollen den Wasserfall erkunden. Mit dem Motorrad folgen wir dem Schild auf geschotterten Wegen in die
Berge. Die Fahrt geht immer entlang einem kleinen Bach. Kein schlechtes Vorzeichen. Als dann der Schotterweg immer schlechter wird, lassen wir das Motorrad stehen und gehen zu Fuß weiter, bis der
Bach den Weg mit einer Furt kreuzt. Es gibt keinerlei Hinweise, so beschließen wir, auf einem schmalen Pfad dem Bach entlang zu gehen. Der aber führt uns ins Nirwana, hier kommen wir nicht weiter.
Wir gehen zurück und treffen an der Furt eine deutsche Familie, die den Weg von der anderen Seite genommen hat und schon am Wasserfall war. Wir müssen also doch durch die Furt: Ich hüpfe über
ausgelegte wacklige Steine, Annemarie geht barfuß durch den Bach. Der Rest ist verhältnismäßig einfach. Wir steigen einen schmalen, gekennzeichneten Pfad immer bergauf, bis wir schon von weitem ein
lautes Plätschern hören. Aus einer Höhe von ca. zehn bis zwölf Metern fällt das Wasser hinab, sammelt sich in einem Gumpen und fließt dann weiter ins Tal. Es ist klares, frisches Wasser - wir
erfrischen uns ausgiebig, bis wir nach einer Pause wieder zum Motorrad zurück wandern.
Samstag, 16. April
Heute ist Wochenmarkt in Ierapetra. Es ist ein typischer südländischer Markt mit einem bunten Mix an Angeboten: Da gibt es Bekleidung, Unterwäsche, Schraubenschlüssel und viele andere Dinge des
täglichen Bedarfs. Und nicht zu vergessen Obst und Gemüse. Die wirtschaftliche Grundlage der Region um Ierapetra ist der Obst- und Gemüseanbau - vor allem Gurken und Tomaten. Überall entlang der
Küste stehen leichte Gewächshäuser, in denen ganzjährig Gemüse gezogen wird. Dem Vernehmen nach soll ein Holländer die Einwohner nach dem zweiten Weltkrieg dazu animiert haben. Auf dem Markt
treffen wir eine Bekannte aus dem letzten Jahr: Die Griechin lebt teilweise in Hagen, von wo aus sie einen Onlinehandel mit griechischen Produkten betreibt. Jetzt ist sie hier mit ihrem Gemüsestand
vertreten. Neben Obst und Gemüse brauchen wir aber auch noch Feta-Käse für den Griechischen Salat. Ein Cappuccino in der Strandbar rundet unseren Marktbesuch ab.
Bei einem weiteren Einkauf im örtlichen Lidl-Markt entdecken wir einen deutschen Wehrmachtsbunker aus dem II. Weltkrieg. Diese Dinger findet man in ganz Europa und erinnern an Deutschlands unselige
Vergangenheit.
Montag, 18. April
Heute Morgen überrascht uns das Wetter mit klarem blauen Himmel und Sonnenschein. Welch ein Unterschied zu gestern, wo die Wolkendecke tief unten hing und den ganzen Tag ein kräftiger Wind wehte, der
auch noch gelblichen Sandstaub mit sich führte. Die Strandpromenade von Ierapetra war nicht mehr begehbar, so stark spülten die Wellen über den Ufersaum. Aber, wie gesagt, das war gestern. Heute
brechen wir wieder auf und machen uns auf nach Agia Galini. Vorher wollen wir aber noch den kleinen Küstenort Myrtos besuchen, der wohl sehr idyllisch in der nächsten Bucht liegt. Leider stellt sich
heraus, das unser Wohnmobil zu groß ist für diesen kleinen Ort - wir haben Probleme, unser Gefährt durch die kleine Gasse, die als Hauptstraße dient, zu bewegen. Außerdem endet das Dorf quasi in
einer Sackgasse; wir müssen auf einer schmalen Straße wenden und haben Mühe, wieder aus dieser Enge hinauszufinden. Dafür läuft die Fahrt durch das Gebirge nach Agia Galini umso besser. Der
Campingplatz „No Problem“ empfängt uns freundlich, der Rasen auf unserem Platz, wird extra noch geschnitten. Eine Palme und ein blühenden Apfelsinenbaum rahmen das Wohnmobil dekorativ ein. Jetzt kann
nichts mehr schief gehen.
Dienstag, 19. April
Sonniges bis bewölktes Wetter prägt den Tag heute. Nach einigem Abwarten machen wir uns uns zu einer Wanderung entlang der Küste auf. Wir wollen den nächsten Ort erreichen, aber ob das klappt, ist
unsicher, denn das Meer reicht teilweise bis an den Fuß der Steilwand heran. Wir entdecken einen Pfad, der mehrere Meter oberhalb des Meers entlang der Steilwand verläuft und haben schöne Ausblicke
auf Agia Galini. Doch auch der Pfad hilft uns heute nicht weiter, denn nach etwa vier Kilometern, das Dorf ist schon in Sichtweite, zieht sich ein langer Riß durch die Steilwand, der bis ins Meer
reicht. Da kommen wir nicht weiter und müssen umkehren. Schade.