Diese Jahr geht es im Frühjahr nach vier langen und dunklen Monaten über Italien nach Griechenland. Die Fahrtroute steht - den ersten Abschnitt für Italien habe ich oben schon dargestellt. In
dieserWoche treffen wir unsere letzten Vorbereitungen: Morgen kommt das Womo aus dem Winterquartier - für unsere neue Tour müssen wir natürlich dafür sorgen, dass auch fahrtechnisch alles ok
ist.Außerdem müssen wir ja noch packen!
Apropos Corona: Auch hier haben wir schon Vorsorge getroffen. In der letzten Woche hat uns Karsten unsere zweite Boosterimpfung verpasst. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen. Nächste Woche sind wir
dann wieder „on the road“.
Dienstag, 1. März
„Wie man sich bettet, so liegt man,“ sagt ein altes Sprichwort. Der Gefahr, uns zu hart zu betten, sind wir heute Abend noch entronnen. Haben wir doch unsere Kopfkissen in Münster liegen lassen. Was
tun? Wir haben schnell umdisponiert und sind nach Freiburg gefahren, um uns dort bei Karstadt mit neuen Unterlagen für die Nacht zu versorgen. Das hat auch alles gut geklappt - einer angenehmen
Nachtruhe steht nun nichts mehr im Wege. Jetzt fahren wir morgen früh nach Colmar, unserem eigentlichen Ziel für heute.
Mittwoch, 2. März
Am Port de Plaisance in Colmar finden wir Quartier. Hier an der Marina gibt es einen kleinen Stellplatz, von dem aus man die Altstadt von Colmar bequem zu Fuß erreichen kann. Wir sind schon um elf
Uhr hier, nachdem wir noch in Freiburg für sündhaft teure 1,81 Euro pro Liter getankt haben. Ein Fehler, wie wir feststellen. Hier in Frankreich gibt es den Liter Diesel fast zehn Cent billiger! Wir
machen uns auf in die beeindruckend gut erhaltene Altstadt von Colmar und staunen über das breite Angebot in der Markthalle. Da kommt Hunger auf - in einer elsässischen Weinstube lassen wir uns daher
mit regionaler Küche verwöhnen. Aber auch die Kultur kommt nicht zu kurz: Im Museum Unterlinden bewundern wir den Isenheimer Altar, wohl das bedeutendste Meisterwerk der deutschen Tafelmalerei. Den
Abend verbringen wir im gut geheizten Womo und informieren uns über die neuen Nachrichten aus der Ukraine.
Donnerstag, 3. März
Heute lassen wir es langsam gehen. Nach gemächlichem Frühstück und diversen „Hausarbeiten“ bummeln wir in die Altstadt, um das Flair dieser sehr elsässischen Stadt noch einmal auf uns wirken zu
lassen. Am Platz an der Kathedralkirche St.Martin sitzen wir in der Sonne und genehmigen uns Latte Macchiato und Cappuccino. In der Markthalle versorgen wir uns noch mit diversen Käsen und Pasteten
und entdecken einen kleinen Stand, der „tarte flambée“ (Flammkuchen) mit Salat und einer Suppe zu günstigem Preis anbietet. Da greifen wir schnell zu und kommen zu einem preiswerten Mittagessen. Im
„Espace d‘Art Contemporain André Maleaux“, einem Ausstellungsraum für Moderne Kunst, bestaunen wir die Exponate eines französischen Gegenwartskünstlers. Die Sonne ist heute sehr beständig und selbst,
als wir schon längst zu unserem Stellplatz zurückgekehrt sind, wärmt sie uns noch mit ihren Strahlen.
Freitag, 4. März
Kühl war es wieder am Morgen, doch die Sonne sorgt schnell mit viel Kraft für höhere Temperaturen. Wir machen uns zügig auf nach Como und durchqueren ohne Probleme die Schweiz - der Tunnel durch den
Gottard ist frei und wir fahren zügig die siebzehn Kilometer auf die südliche Seite der Alpen. Auch die Grenze passieren wir ohne Aufenthalt und können zügig auf dem Stellplatz einrangieren. Am
Nachmittag fahren wir mit dem Boot nach Como und bummeln durch die Straßen dieser italienischen Grenzstadt. Beim Sonnenuntergang geht es mit dem Boot wieder zurück.
Samstag, 5. März
Die Fabrikstadt Crespi d‘Adda in der Nähe von Mailand ist als Weltkulturerbe gelistet. Schon Ende des 19. Jahrhunderts begann der italienische Textilindustrielle Crespi, die Idee einer Fabrikstadt zu
entwickeln, in der man wohnen, arbeiten, gut leben und seine Freizeit gestalten konnte. Namhafte Architekten arbeiteten ihm zu und so entstand die Fabrikstadt, die heute noch unverändert ist. Mit
einer Ausnahme: Produziert wird hier heute nichts mehr, da das Textilwerk 2003 in Konkurs ging. Die Stadt wird aber weiterhin bewohnt, da die Anlage der Kommune auch für heutige Verhältnisse noch
vorbildlich ist. Wir sind von der Idee fasziniert, Wohnen und Arbeiten in angenehmer Atmosphäre zu verbinden - andererseits war Crespi ein Kapitalist durch und durch. Sein Schloss oberhalb der Stadt
und auch die Streiks sprechen für sich. Sozialismus sieht anders aus. Nichtsdestoweniger ein interessanter Ansatz.
Den Nachmittag verbringen wir in Bergamo. Bei strahlendem Sonnenschein erleben wir wieder pulsierendes italienisches Leben in der mittelalterlichen Oberstadt.
Sonntag, 6. März
Heute Morgen klappt alles wie am Schnürchen: Der Stellplatz ist mit allen Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten optimal ausgestattet, so dass wir zügig wieder an den Start gehen können. Wir verlassen
Bergamo und machen uns auf den Weg nach Mantova. Unterwegs kommt mir das Andreas Hofer Lied in den Sinn. „Zu Mantua in Banden, der treue Hofer war. In Mantua zum Tode, führt ihn der Feinde Schar…“
Das Lied ist die Tiroler Landeshymne und beschreibt die Hinrichtung des Freiheitskämpfers 1809 in Mantua. Heute gibt es davon keine Spur mehr zu sehen. Dafür präsentiert sich die lombardische
Stadt in voller Schönheit. Wegen der Vielzahl der herausragenden Sehenswürdigkeit u.a. aus dem Zeitalter der Renaissance, ist die Altstadt in der Liste der Weltkulturerbestätten geführt. An der
Piazza delle Erbe dominiert der Palazzo Ducale und der romanische Dom. Die Innenstadt ist von Arkadengängen gesäumt und heute, am Sonntag, scheint die ganze Bevölkerung auf den Beinen zu sein, um die
Frühlingssonne in sich aufzunehmen. Wir lassen uns treiben, trinken einen Cappuccino auf der Piazza Sordello und erfreuen uns ebenfalls an dem schönen Wetter. Am Abend sitzen wir am Fluss Mincio,
gegenüber der Altstadt, und beobachten mit vielen anderen, wie die Sonne über der Stadt untergeht.
Montag, 7. März
Mantua wird von vier Seen umgeben, die alle vom Fluss Mincio gespeist werden. Dadurch wirkt die Stadt fast wie eine Insel. Zwei von ihnen, den Lago Inferiore und den Lago Superiore, wollen wir heute
in einer Wanderung umrunden. Die Nacht war kühl, die Luft über dem See ist heute Morgen klar und frisch als wir uns auf dem Weg machen. Die Stadtansicht begleitet uns den größten Teil unserer
Wanderung. Entlang des Sees gibt es viel zu sehen, Wasservögel natürlich, aber die größte Überraschung erleben wir, als sich plötzlich auf einem alten Baumstamm, der im Wasser liegt, acht
Schildkröten in der Sonne räkeln. Kurze Zeit später noch einmal das gleiche Bild, diesmal sind es neun. Ob es sich um ausgesetzte Tiere handelt oder ob dies ihr angestammter Lebensraum ist, können
wir nicht sagen. Vielleicht weiß einer der Leser mehr. Einen Teil der Strecke müssen wir durch Mantua zurücklegen - dies gibt uns die Gelegenheit zu einer Pause und um uns an einem Capuccino zu
erfreuen.
Dienstag, 8. März
Padua ist eine der ältesten Stadte Italiens. Mit dem botanischen Garten und mit mehreren über die Altstadt verteilten Freskenzyklen aus dem 14. Jahrhundert ist Padua in der Weltkulturerbeliste
zweimal vertreten. Wir finden unseren Stellplatz mitten in der Innenstadt, auf der Piazza Itzak Rabin. In der unmittelbaren Nähe befindet sich der Prato delle Valle, ein großer innerstädtischer
Platz, gebildet aus einem elliptischen Rund, das von Wassergräben mit 78 Skulpturen umgeben ist. Direkt hinter dem Platz erstreckt sich die Basilika di Sant‘Antonio, ein riesiger Komplex mit zwei
Kreuzgängen. Wir machen uns auf den Weg, die letzte Ruhestätte des heiligen Antonius zu erforschen. Alles was zu einer ordentlichen Heiligenverehrung gehört, ist hier präsent. Die Basilika aus dem
13. Jahrhundert ist eines der meistbesuchtesten Heiligtümer Italiens.
Das Oratorio di San Giorgio und die Scuola Dell Santo, zwei kleine Kapellen neben der Basilika, beherbergen einen prächtigen Bilderzyklus, der 2021 zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Hier ist der
Andrang wesentlich geringer - wir sind allein und können dieses herrliche Gesamtkunstwerk in Ruhe auf uns wirken lassen. Jetzt sind wir reif für eine Erfrischung. Vor dem Palazzo delle Ragione, dem
alten Markt- und Gerichtsgebäude, genießen wir die letzten Sonnenstrahlen in einem Straßencafé.
Mittwoch, 9. März
Heute machen wir uns auf den Weg nach Arezzo in der Toskana. Da noch etwas Luft in der Zeit für den Stellplatz ist und wir gestern unser vorgesehenes sight-seeing-Programm nicht komplett geschafft
haben, starten wir vorher noch zum „orto botanico“, dem Botanischen Garten der Universität. Angelegt wurde der schon im Jahr 1445 und dabei kontinuierlich erweitert. Die Unesco hat dem Garten den
Weltkulturerbestatus zuerkannt. Als wir um neun Uhr vor dem Tor stehen ist es verschlossen. Macht aber nichts, weil wir uns ebenfalls noch die Märkte auf den unterschiedlichen Innenstadtplätzen
ansehen wollen. Hier ist alles dicht beisammen, die Wege sind kurz. Als wir um kurz nach zehn zurück kommen, lärmen schon einige Schulklassen zwischen den Beeten. Die Zeit der Blüte ist leider noch
nicht erreicht, so kann der Garten noch nicht zeigen, was alles in ihm steckt. Wir werfen noch einen Blick in das Tropenhaus, dann ist unsere Zeit auch schon abgelaufen. Um zwölf Uhr spätestens
müssen wir den Stellplatz verlassen, sonst ist eine neues Tagesticket fällig. Aber pünktlich fahren wir durch die Schranke und machen uns auf den Weg in die Toskana. In Arezzo stehen wir unterhalb
der Stadtmauer und können mit Rolltreppen!! den Platz vor der Kathedrale erreichen. Das „centro storico“ nehmen wir heute durch einen Bummel in Augenschein. Unsere Aufnahmefähigkeit für
Besichtigungen ist schon etwas erschöpft. Dafür setzen wir uns auf eine Caféterasse auf der „Piazza Grande“ und wärmen uns an den Strahlen der toskanischen Sonne.