Das Wetter hält, was der Wetterbericht gestern versprochen hat: Sonne, blauer Himmel und schwacher Wind. Wir frühstücken im Sonnenschein und planen den Tag. Heute wollen wir uns auf eine Wanderung zu
dem Aussichtspunkt Agio Antonio hoch oben über dem Meer begeben. Das erste Stück geht durch Olivenplantagen inmitten blühender Wildblumen. Dann wird es schon anstrengender: Wir müssen relativ starke
Steigungen überwinden, um nach oben zu gelangen. Begleitet wird unsere Wanderung vom Gebimmel der Ziegen, die hier oben im Gebirge umherstreifen. Mehrere Schafe haben wir schon aufgeschreckt - die
haben sich aber rechtzeitig aus dem Staub gemacht. Dann aber bricht direkt vor uns eine Herde Ziegen aus dem Gebüsch und verschwindet mit Getrappel und Gebimmel auf der anderen Seite des Weges wieder
in der Macchia. Oben angekommen, haben wir einen herrlichen Blick auf das Meer und Agia Galini. Der Rückweg gestaltet sich für mich etwas schwieriger. Die Sohle meiner zugegeben schon etwas älteren
Wanderschuhe löst sich größtenteils vom Oberschuh. Es gelingt mir aber, sie mit dem recht langen Schuhband zu fixieren, so dass wir noch wohlbehalten wieder zurück laufen können…
Donnerstag, 21. April
Mit dem Motorrad fahren wir nach Agios Georgios, einer kleinen Bucht westlich von Agia Galini. Die Fahrt geht durchs Gebirge, hoch über dem Meer. In Serpentinen trudeln wir dann hinunter in die
Bucht. Für die letzten zweihundert Meter lassen wir das Motorrad stehen - der Weg ist sehr steil und besteht nur aus grobem Schotter. Das ist uns zu gefährlich, wir gehen den Rest des Weges lieber zu
Fuß. In der Bucht steht nur eine Taverne über dem Strand. Hier lernen wir einen älteren Herrn aus Köln kennen, mit dem wir uns lebhaft unterhalten. Im Verlauf des Gespräches stellt sich heraus, dass
er Münster kennt. Er hat 1963 am Paulinum Abitur gemacht. Er fällt aus allen Wolken, als er hört, dass ich über dreiunddreißig Jahre am Paulinum unterrichtet habe. Klein ist die Welt!
Am Spätnachmittag genießen wir noch die untergehende Sonne am Hafen und beobachten einen Fischer, der seine Netze ordnet.
Freitag, 22. April
Heute, am orthodoxen Karfreitag, gehen wir gegen Mittag ins Dorf, um zu sehen, ob es eine Prozession gibt. Der Priester in der Kirche psalmodiert, die Gläubigen kommen herein, küssen die Ikone im
Eingangsbereich, verweilen, zünden Kerzen an und gehen wieder. Auf Nachfragen erfahren wir, dass die Prozession erst heute Abend stattfindet. Wir gehen noch kurz am Freilufttheater vorbei, um von
dort aus den Blick übers Meer zu genießen. Dann wandern wir noch zu dem kleinen byzantinischen Kirchlein am Ortsrand. Hier sind viele Menschen dabei, auf dem angeschlossenen Friedhof die Gräber zu
schmücken. Am Abend wird in der Kirche zwar immer noch gesungen und gebetet - eine Karfreitagsprozession setzt sich aber nicht in Gang.
Samstag, 23. April
Der Heilige Antonius lebte als Einsiedler in der Wüste. Die in Höhlen errichteten Kapellen in Griechenland sind in der Regel ihm gewidmet. So auch Agios Antonios, dem Ziel unseres heutigen Ausflugs.
Zu Beginn unserer Rundwanderung laufen wir durch Olivenbaumhaine. An einem sicherlich zwei- bis dreihundertjährigen Exemplar, knickt der Weg ab ins Gebirge. Immer wieder werden wir auf unserer Tour
durch Zäune oder Gatter gebremst, die verhindern sollen, dass sich die Schafe und Ziegen selbständig machen. Doch mit der Zeit haben wir herausgefunden, wie die griechischen Hirten dieZäune
absichern. Schnell haben wir diese geöffnet und wieder geschlossen. Schafe und Ziegen begleiten uns deshalb auch längs der gesamten Wegstrecke.
Wir erreichen die Kirche Agios Antonios - längst ist es keine Höhlenkirche mehr. Die alte Gebetsstätte wurde durch einen herabstürzenden Felsen zerstört. In der Ruine machen es sich jetzt die Schafe
gemütlich. Der Rückweg unserer Rundwanderung führt uns durch ein üppig grünes Tal eines trockenen Flussbettes. Dieser Teil unseres Ausfluges ist schon etwas schwieriger, der Weg ist nicht immer
leicht zu erkennen und verlangt eine höhere Trittsicherheit. Eine Wanderin aus Groningen, die wir eingeholt haben, schließt sich uns an. Sie hat kurzfristig die Orientierung verloren. Bis zum Ende
unseres Ausfluges sind wir mit ihr in intensivem Gespräch. Am Campingplatz nehmen wir gleich ein erfrischendes Bad im Pool. Annemarie hat bereits gestern den Anfang gemacht, heute traue ich mich
auch.
Sonntag, 24. April
Heute feiert man in Griechenland das (orthodoxe) Osterfest. Schon gleich bei der Ankunft hatten wir im Kipos, dem zugehörigen Restaurant am Campingplatz, einen Tisch für heute reservieren lassen. Das
Kipos ist bekannt für gutes Essen und wird auch von den Einheimischen stark frequentiert. Heute zeigt sich, dass wir eine gute Wahl getroffen haben. Lamm ist das beherrschende Thema der Speisekarte.
Wir wählen Lamm in Zitronensoße und Lamm vom Spieß. Der Koch meint es gut mit uns und bringt soviel auf die Teller, dass wir uns die Reste für die kommende Woche einpacken. Ein kleiner Kuchen und
natürlich Raki runden dieses Osteressen ab. Wie gut, dass wir es bis zum Wohnmobil nicht weit haben…