Montags vormittags ist Markt in Leonidion. Die Marktstände sind jenseits des Flusses aufgebaut, aber vom Dorf aus über eine kleine Brücke zu erreichen. Es ist ein kleiner Markt - die Bauern aus
der Umgebung bieten ihre Produkte an, der Imker hat seinen Honig aufgebaut, auch zwei Fischhändler haben ihre Stände hier. Wir decken uns mit Obst und Gemüse ein, dann geht es ab zum Frisör:
Annemarie braucht einen Haarschnitt und die Frisörin im Dorf rückt den zu lang gewordenen Haaren energisch zu Leibe.
Dienstag, 5. April
Immer am Meer entlang fahren wir heute nach Nea Epidauros. Den Campingplatz dort haben wir bereits im letzten Jahr kennen gelernt - er liegt unmittelbar am Meer. Die Fahrt eröffnet uns eine Vielzahl
von Einblicken in diese mediterrane Welt zwischen Bergen und Meer. In Nafplion machen wir einen kurzen Stopp und bummeln durch die Altstadt. Leider werden die pittoresken Straßen und Gassen
immer mehr von Andenkenläden und Restaurants geprägt - der ursprüngliche Charme bleibt dabei weitestgehend auf der Strecke. Wir erreichen Nea Epidauros noch am frühen Nachmittag und machen uns gleich
daran, die Fische, die wir gestern eingekauft haben, grillfertig zu machen. Noch steht die Sonne hoch genug am Himmel, um uns ein spätes Mittagessen direkt am Strand zu ermöglichen.
Mittwoch, 6. April
Als ich vom Joggen wiederkomme, traue ich meinen Augen kaum: Vor unserem Wohnmobil tuckert ein Fischkutter vorbei, der gerade seine Netze einholt. Wir stehen ja kaum drei Meter von der Wasserlinie
entfernt. Unser Frühstück findet dann im Sonnenschein statt. Ein Stieglitz beobachtet uns dabei von sicherer Warte. Am Nachmittag fahren wir dann ins Dorf und bummeln noch etwas am Hafen
entlang.
Donnerstag, 7. April
In der Nacht ist es schon gelegentlich unruhig, der frühe Morgen bringt dann etwas Regen. Als wir aufstehen, ist der Himmel bedeckt. Wir frühstücken und dann allmählich kommt gelegentlich
die Sonne zum Vorschein. Trotz der unklaren Wetterlage brechen wir zu einer Wanderung zu einem kleinen Kirchlein auf, das von weitem für uns am Strand sichtbar ist, aber nicht entlang der
Wasserkante erreicht werden kann. Wir gehen einen Parallelweg, der uns durch Olivenhaine führt. Mittlerweile hat sich die Sonne vollends durchgesetzt. Wildblumen säumen unseren Weg, wir riechen
wilden Tymian und hören das Rufen der Vögel. Eine wahre Orgie der natürlichen Vielfalt. Mit der App „Zwitschomat“ identifizieren wir einen besonders eifrigen Rufer: Es ist eine Samtkopf-Grasmücke. Zu
Gesicht bekommen wir diesen kleinen Vogel leider nicht.
Unser Ziel, das Kirchlein, liegt in einer kleinen Bucht und ist mit Fresken aufwändig restauriert. Kerzen brennen im Leuchter.
Auf dem Rückweg versorgen wir uns mit einigen Zweigen Tymian - den können wir gut gebrauchen, heute gibt es Hähnchen.
Freitag, 8. April
Die Sonne taucht den Horizont in orangefarbenes Licht, als ich mich heute Morgen zum Joggen aufmache. Die Luft ist erfüllt vom betörenden Duft der Orangenbäume, die über den ganzen Platz verteilt
stehen. Es ist heute sehr klar, man hat Fernsicht, und wir frühstücken wieder in der Sonne am Meer.
Später machen wir uns auf zum „kleinen“ antiken Theater von Epidauros. Hier werden zur Zeit noch archäologische Untersuchungen vorgenommen, deshalb kann man es nicht betreten, das macht aber nichts,
alles ist auch von außen sehr gut einsehbar. Die Stille, der Geruch der umgebenden Pflanzen und Blüten und das Bewusstsein, dass hier schon vor knapp zweieinhalbtausend Jahren Menschen gelebt und
gewirkt haben, schaffen eine wunderschöne Atmosphäre.
Das kleine Theater wurde erst 1970 zufällig entdeckt. Im Sommer finden hier auch wechselnde Aufführungen statt.
Samstag, 9. April
Morgen verlassen wir den Peloponnes, fahren bei Korinth über den Isthmus auf das Festland Richtung Athen und werden dann vom Hafen in Piräus nach Heraklion auf Kreta mit der Fähre übersetzen. Es ist
eine Nachtfähre, das heißt, wir legen abends ab, schlafen in einer Kabine an Bord und wenn wir morgens aufwachen, sind wir auf Kreta.
Kreta werden wir im Uhrzeigersinn umrunden - gelegentliche kreuz und quer Fahrten sind den geographischen Verhältnissen geschuldet.
Sonntag, 10. April
Wir bereiten uns auf die Abreise nach Piräus vor. Es ist keine Eile vonnöten, deshalb können wir alles in Ruhe abarbeiten. Beim Standortwechsel sind natürlich Ver- und Entsorgung zu erledigen, dann
muss ja auch wie zuhause mal geputzt werden, der Grill will eingepackt und verstaut sein und auch das Motorrad muss wieder hinten auf die Bühne.
Uns bleibt aber noch genügend Zeit fürs Mittagessen und eine kleine Ruhepause im Sonnenschein, bis wir uns dann gegen vier Uhr auf den Weg machen. In Piräus werden wir gleich auf die Fähre
gewinkt, heute, am Sonntag, ist nicht viel Betrieb. Pünktlich um 21 Uhr gleitet die Festos Palace aus dem Hafenbecken.
Montag, 11. April
Pünktlich um fünf Uhr klingelt der Wecker. Der Lademeister hat uns gestern noch eindrücklich darauf hingewiesen, dass wir spätestens um sechs Uhr am Fahrzeug sein müssen. Das klappt auch alles wie am
Schnürchen, pünktlich rollen wir die Rampe hinunter - wir sind in Heraklion auf Kreta. Es geht der Sonne entgegen, nach Osten. Im Hafen von Agio Nikolaos frühstücken wir erst einmal ausführlich.
Europa, die es sich auf dem Stier gemütlich gemacht hat, steht neben dem Womo direkt am Kai und begrüßt die einlaufenden Schiffe. Gestärkt setzen wir unsere Fahrt fort, Richtung Osten zum
Palmenstrand von Vai. Ein Meer von Palmen schiebt sich durch eine Felslandschaft zum Naturstrand mit feinem Kies. Es ist ein toller Anblick, wie in der Karibik. Mittlerweile ist der Palmenhain stark
geschützt und der Zugang ist reglementiert. Jetzt, in der Vorsaison ist es völlig ruhig, wir teilen uns den Strand mit zwei anderen Paaren. Übernachten können wir hier nicht. Um neun Uhr abends wird
alles geschlossen. Deshalb fahren wir auch weiter nach Kató Zakrós durch eine wilde Felslandschaft mit herrlichen Ausblicken auf die Küste und das tiefblaue Meer. Man meint, jeden Augenblick könnte
Aphrodite diesen schäumenden Fluten entspringen.
In Kató Zakrós endet eine steilwandige Schlucht, die sich von Zakrós bis hinunter bis zum Meer hinzieht, das „Tal der Toten“. Man kann die Schlucht komplett durchwandern, wir nehmen uns für heute nur
ein kleines Stück dieser Strecke vor.
Dienstag, 12. April
Káto Zakrós ist ein Ort, der schon seit dreieinhalbtausend Jahren von Menschen besiedelt ist. Hier stand ein minoischer Palast, der dem Herrscherpaar der Zeit entsprechende Annehmlichkeiten bot. Was
die Archäologen den Überresten im Boden an Informationen abgewinnen können, ist immer wieder des Staunens wert. So war die dem Palast angegliederte Werkstatt spezialisiert auf Bronzeguss. Hier stand
einer der ersten Metallschmelzöfen der Weltgeschichte. Der Handel mit Bronzeprodukten erstreckte sich bis Ägypten und Kleinasien. Nach dem Gang über das Ausgrabungsgelände machen wir uns auf den Weg
über die „old Road“ nach Zastró. Dort wollen wir dann in die Schlucht einsteigen, um zurück nach Kató Zakrós zu gelangen. Der Einstieg mißlingt, da der Weg, der uns in die Schlucht bringen soll,
unpassierbar ist. Da bleibt uns nichts anderes übrig, als umzudrehen.