Als wir uns heute aus dem schmalen Tor
des Campingplatzes herausmanövrieren, kommt ein Motorrad mit zwei Bekannten herbeigebraust: Sabina und René, unsere französischen Womobekannten, die uns jetzt das vierte Mal über den Weg laufen.
Angesichts der engen Einfahrt verzichten sie auf den Stellplatz hier und fahren mit uns zum Sonnentempel von Garni. Vorher haben wir uns herzlich von allen verabschiedet, besonders von Sandra, der
sorgenden Gastgeberin. Der Tempel scheint den Bauvorschriften des antiken Griechenlands entsprungen. Perfekt für einen armenischen Fürsten hier an herrlichem Ort konstruiert. René und Sabina laden
uns noch zu einem kleinen Lunch in ihr Womo ein, dann heißt es Abschied nehmen. Wir wollen heute noch zum Sevan-See und erreichen ihn über gute Straßen am frühen Nachmittag. Wir genießen die Aussicht
vom Kloster auf der Halbinsel hoch über dem See und lassen uns gebackene Seeforellen schmecken.
Samstag, 6. Juli
Bis Batumi sind es sechshundert
Kilometet. Wir sind früh auf den Beinen, denn wir wissen: Ein Stück der Strecke, insgesamt nur gut vierzig Kilometer, ist grauslich. Schlagloch- und Schotterstrecke, dazwischen enge Baustellen,
überspülte Fahrbahnen und was es sonst noch für unangenehme Dinge gibt. Die Offroader vom Campingplatz hätte das sicher gefreut, wir bevorzugen glatte Pisten. Zu allem Überfluss touchiert uns ein
Georgier von hinten und fährt dann obendrein noch den Außenspiegel ab. Der arme Mann ist völlig verwirrt, er gibt uns seine Telefonnummer und wir fotografieren seinen Ausweis und sein Nummernschild.
In Batumi wollen wir die Sache morgen klären. Auf unserem bewährten Stellplatz am Riesenrad können wir wieder die Nacht verbringen.
Sonntag, 7. Juli
Nach gut durchgeschlafener Nacht sieht
die Welt schon wieder anders aus. Ich repariere den Spiegel mit Panzerband, sodass er wieder benutzbar ist. Dann telefonieren wir mit Beka, der für uns mit dem Unglücksraben von gestern telefoniert
und den Schadenfall für alle befriedigend klärt. Den Rest des Tages genießen wir das warme Wetter, fahren mit dem Fahrstuhl den Kugelturm hinauf und bestaunen die Aussicht. Am Abend steigen wir noch
ins Riesenrad und haben den erhöhten Blick auch noch mit Lichteffekten.
Montag, 8. Juli
Heute genießen wir das Schwarze Meer
vom Auto aus. Unsere Route führt uns von Batumi bis Samsun - eine Strecke von gut fünfhundert Kilometern und (fast) immer direkt am Meer entlang. Wir haben Glück, der Himmel ist klar, die Sonne
scheint und das Schwarze Meer tut alles, um seinen Namen zu widerlegen: Es schillert in der Sonne silbern, blau und grün. Von schwarz keine Spur. Trotz der Länge eine schöne Fahrt. Bevor es richtig
los geht, müssen wir aber noch die Grenze von Georgien zur Türkei überwinden. Die Zollbeamten zeigen ihr übliches Interesse an unserem Wohnmobil, lassen sich alles zeigen und sind dann zufrieden. Ein
anerkennendes Nicken, ein hochgereckter Daumen, very nice! Bei der Einfahrt in die Türkei hakt es bei einer Gruppe aus Azerbeidschan, die vor uns steht. Das dauert und dauert. Dann sind wir dran, die
Papiere werden überprüft, Stempel in den Pass und weiter geht‘s. In Samsun stehen wir auf einem Stellplatz am Meer, der noch besser wäre, wenn die Autobahn nicht über uns rauschen würde. Aber man
kann es sich nicht immer aussuchen.
Mittwoch, 10. Juli
Wir sind wieder in Europa. Zur frühen
Mittagsstunde sind wir in Alexandroupolis angekommen. Die Nacht haben wir wieder auf dem bewährten Stellplatz am Goldenen Horn in Istanbul verbracht. Diesmal war es aber wesentlich unruhiger und
lauter. Der Platz liegt an einem kleinen Park, am Übergang vom Marmara-Meer zum Bosporus. Bei den Einheimischen ist er sehr beliebt - dort wird gegrillt, geangelt und Musik gemacht bis spät in die
Nacht hinein. Zu allem Überfluss fordert der Muezzin über Lautsprecher nachts um fünf Uhr alle Gläubigen zum ersten Tagesgebet auf. Wir haben schon mal besser geschlafen! Die Fahrt von Samsun nach
Istanbul verlief unspektakulär, durch eine Landschaft, die an die Voralpen erinnert.
Bis Alexandroupolis ging die
Strecke heute am Maramarameer entlang, der Ort selbst liegt kurz hinter der türkischen Grenze am Mittelmeer.
Samstag, 13. Juli
Hier in Alexandroupolis lassen wir es uns gut gehen. Der Strand liegt hundert Meter vom Womo entfernt, das Womo selbst steht in schönem Baumschatten. Am Mittwoch Abend war ein Gewitter mit leichtem
Hagel, für uns kein Problem. Aber in nächster Nähe, auf der Halbinsel Chalkidiki, hat sich dieses Gewitter zum Unwetter entwickelt und sechs Menschen das Leben gekostet.
Unsere Fähre von Igouminitsa
nach Venedig geht erst am vierundzwanzigsten Juni - da haben wir noch einige Tage, um zu relaxen. Im Ort gibt es ein gutes Angebot an frischem Fisch, das wir gleich ausgenutzt
haben.