Die Metro liegt unserem Stellplatz fast genau gegenüber. Mit ihr fahren wir in zehn Minuten direkt in das Herz von Sofia. Als wir aus dem Metroschacht ans Tageslicht kommen, steht vor uns ein
Kirchlein aus dem 12. Jahrhundert, das bei den Ausschachtungen für die Metro freigelegt wurde. Und noch mehr kam ans Tageslicht: Eine komplette römische Siedlung mit allem was dazu gehört. Die
Fundstellen sind weitestgehend gesichert und für die Bevölkerung begehbar. In unmittelbarer Nähe steht die Banja- Baschi-Moschee aus dem 16. Jahrhundert. Auf der anderen Straßenseite erstreckt sich
die Markthalle. In deren unmittelbarer Umgebung die Synagoge aus dem Jahre 1905. So geht das weiter - Präsidentenplast, Parlament, Ministerien, die Rotunde St.Georg und die
Alexander-Newski-Kathedrale, alles dicht bei dicht. So intensiv hatten wir uns Sofia dann doch nicht vorgestellt. Eine inspirierende Hauptstadt!
Donnerstag, 6. Juni
„Together“, das ist das Motto der Stadt
Plovdiv als diesjährige Kulturhauptstadt Europas. Wir wollen die Stadt erkunden und fahren dafür von Sofia aus hundertfünfzig Kilometer gen Osten. Den avisierten Stellplatz am Messegelände gibt es
nicht mehr, wir finden aber schnell Ersatz. Mit dem Taxi fahren wir preiswert hinauf in die „Old City“ und bummeln durch dieses Kleinod bulgarischer Baukunst. Viele Häuser sind schon auf den neusten
Stand gebracht, doch bei einigen nagt der Zahn der Zeit noch erheblich. Auch hier haben die Römer vor zweitausend Jahren das Leben schon genossen - neben einem ausgegrabenen Theater sieht man noch
direkt unter der Innenstand Fragmente des ehemaligen Stadions. An der Hauptstraße beleben noch einige frisch renovierte Jugendstilhäuser das Bild. Die Stadt macht einen jungen Eindruck, allein das
Motto „together“ ist auf den ersten Bilck nicht erkennbar.
Freitag, 7. Juli
Von Plovdiv bis in die Türkei sind es
gerade mal hundertachtzig Kilometer. Also kein Problem. Der Grenzübertritt ist ebenfalls unproblematisch, bis auf den Zoll, der auf der Suche nach zu Verzollendem ist. Unsere Vorgänger wurden
schon gefilzt und ihre zwölf Flaschen mit hochprozentigem Alkohol schmücken den Kontrolltisch. Mit leicht mulmigem Gefühl denken wir an unsere Bier- und Weinvorräte. Wir gewähren dem Beamten Zutritt
und freien Blick in unsere Schränke, Kästen und den Kühlschrank. Damit hat‘s denn auch schon sein Bewenden, wir plaudern noch etwas über unsere Fahrtroute und dann dürfen wir weiter. Uns plumpst ein
Stein vom Herzen. In Edirne versorgen wir uns mit Bargeld, der Mautvignette und einer Telefon- und Internetkarte. Jetzt kann es richtig losgehen. Türkei wir kommen. Bis Selimpascha, kurz vor
Istanbul, fahren wir noch. Hier steuern wir dann einen idyllischen Campingplatz an, wo wir die Nacht verbringen wollen.
Samstag, 8. Juli
Einige Tage sind so dicht gepackt, dass
man Schwierigkeiten hat, alles in Kurzform zusammen zu fassen: Von unserem Campingplatz aus fahren wir die letzten sechzig Kilometer Richtung Istanbul. Hier habe ich im Internet einen Platz aufgetan,
der zentral liegt und gut erreichbar ist. Das Navi lotst uns mit höchster Präzision durch den Istanbuler Stadtverkehr und siehe da: Dieser Platz ist wie für uns geschaffen. Er liegt am Bosporus, die
Hagia Sophia und die Altstadt sind fußläufig erreichbar. Wir machen uns gleich auf den Weg. Zuerst statten wir der Hagia Sophia einen Besuch ab, dann der blauen Moschee und zum Schluss dem
Mausoleum des Sultan Ahmed. Ein Rundgang durch den dazugehörigen Park mit geraubten Kunstgegenständen aus Ägypten, die der römische Stadtgründer Konstantin der Große nach hierhin schaffte, schließt
das Ganze ab. Dann begeben wir uns mit einem Bus auf eine Tour durch die unterschiedlichen Viertel der Stadt und lernen auf diesem Weg gefühlt hundert Moscheen kennen. Das Highlight ist aber wohl die
Überquerung des Bosporus über die neue Hängebrücke. Einmal Asien und zurück. Den Tag schließt eine Rundfahrt mit dem Boot über den Bosporus ab. Wir sind voll von den Eindrücken dieser modernen,
quirligen und quicklebendigen Stadt.