Morgen geht es los. Wir starten unsere
neue Tour nach Georgien und Armenien. Den voraussichtlichen Fahrtverlauf haben wir auf der Karte markiert.
Donnerstag, 30. Mai
Heute Morgen starten wir um elf Uhr und können ohne Probleme über die Autobahn gen Süden fahren. Gegen sechs Uhr sind wir in Regensburg und nutzen den frühen Abend für einen Stadtbummel. Auf der
historischen Brücke spielt ein Paar mit Bass und Banjo alte Folkstücke. Es ist eine super Stimmung.
Freitag, 31. Mai
Die Wachau ist ein kleines
Weinanbaugebiet an der Donau zwischen Melk und Krems. Von Regensburg aus fahren wir ungefähr 330 km auf der Autobahn und finden in Aggsbach Markt einen Stellplatz direkt an der Donau. Wir starten zu
einer kleinen Rundwanderung entlang des Flusses und rund ums Dorf. Die Luft ist mild und die Sonne lässt sich auch gelegentlich blicken.
Samstag, 1. Juni
Mit den Fahrrädern geht es heute in die
Wachau. Wir radeln über den Donauradweg durch dieses wunderschöne Weinanbaugebiet. Entlang der Strecke stehen Marillenbäume, die Berge hinauf ziehen sich die Weinstöcke für den Grünen
Veltliner, beides eine Spezialität dieser Region. Unser erster Stopp ist in Willendorf - wir besuchen das Museum der berühmten „Venus von Willenndorf“. Wer bei der Venus eher die jugendlich schlanke
griechische Göttin vor Augen hat, liegt hier völlig falsch. Die Venus von Willendorf ist eine adipöse Muttergöttin aus der Steinzeit. Gefunden wurde dieses kunstvolle Figürchen beim Bau der
Eisenbahn. Die Fahrt geht weiter durch kleine Winzerdörfer, in denen die Gärten mit ihrem prachtvollen Blumenschmuck miteinander konkurrieren. Burgruinen und Wehrkirchen liegen am Weg bis wir
Dürnstein erreichen, ein Touristenmagnet mit barocker Kirche und gotischem Rathaus, in dessen Burg Richard Löwenherz ein Jahr gefangen war. Bei kräftigem Gegenwind geht‘s wieder
zurück.
Sonntag, 2. Juni
Der Sonntag macht seinem Namen alle
Ehre und begrüßt uns am frühen Morgen mit Sonnenschein. Für heute haben wir uns die Strecke Donau aufwärts vorgenommen - wir wollen nach Melk. Die Flusslandschaft verändert sich allmählich. Statt
Wein- dominiert jetzt der Getreideanbau. Der Radweg verläuft hier auch häufig direkt an der Landstraße entlang - das Radlvergnügen wird dadurch nicht gesteigert. Um nach Melk zu gelangen,
müssen wir jetzt die Donau queren. Über ein riesiges Brückenbauwerk mit Auf- und Abfahrten kommen wir auf die rechte Seite. Von der Brücke aus sehen wir schon von weitem das riesige Barockkloster
Melk. Als Weltkulturerbe gelistet, dominiert es den Ort gleichen Namens, der im Schatten dieser Benediktinerheimstätte steht.
Montag, 3. Juni
Schwester Victorilde hieß meine Tante
mit ihrem klösterlichen Namen. Für uns war sie immer Tante Liese. Sie ist 1942 in den Orden der Steyler Missionsschwestern eingetreten, hat aber nie eine Missionsstation gesehen, sondern war immer
nur auf einer „home base“ in Österreich eingesetzt. Sie hat uns Kindern viele Briefe geschrieben, die wir selten beantwortet haben. Dafür sind wir dann später häufiger bei ihr zu Besuch
vorbeigekommen.1999 ist sie im Kloster St. Koloman in Stockerau bei Wien verstorben. Wir machen auf unserer Fahrt Richtung Ungarn einen Schlenker und besuchen ihre gepflegte Grabstätte im
Klostergarten. Am Abend sind wir in Szeged an der ungarisch/serbischen Grenze.
Dienstag, 4. Juni
Die Nacht verbringen wir auf einem
Campingplatz in Szeged direkt an der Theiss. Der Fluss führt viel Wasser, wir trauen uns nicht, die Rasenflächen zu befahren, da der Boden sich wie ein Schwamm vollgesaugt hat. Am Morgen liegt
der Fluss im Nebel - wir verlassen zügig die doch etwas ungastliche Stätte. Bei der Durchfahrt durch den Ort gewinnen wir einen ganz anderen Eindruck - die Stadt präsentiert sich wie das alte
Österreich der k.und k. Monarchie. Jetzt geht es aber weiter durch Serbien nach Sofia in Bulgarien. Die Fahrt führt durch riesige Ebenen mit riesigen Getreidefeldern, wohl die Relikte der
kollektivierten Landwirtschaft. Monokultur reinster Güte. Unser Stellplatz in Sofia wartet mit einer Überraschung auf: Von außen scheint man in den letzten Winkel eines Hinterhofs geraten zu
sein, doch fährt man durch das Eingangstor, gelangt man auf den begrünten Hof einer Schreinerei mit Baum und Blumen.