Morgen verlassen wir Ierapetra Richtung Westen. Das Ausgrabungsgelände des Palastes von Phaistos ist unser Ziel. Heute tauen wir deshalb noch schnell unseren Kühlschrank ab, da wir hier auf dem
Campingplatz unser Kühlgut in den „öffentlichen Kühlgeräten“ zwischenlagern können. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit auf der Insel, schlägt sich immer wieder Kondenswasser im Kühlschrank ab, das dort
gefriert und dadurch einen höheren Energieverbrauch zur Folge hat. Wenn man diese Vereisungen frühzeitig beseitigt, ist das kein großer Aufwand. Am Abend lassen wir uns im Restaurant am Hafen noch
einmal mit kretischen Vorspeisen und einem Mix aus Fisch und Krustentieren verwöhnen.
Dienstag, 15. Juni
Alles wieder eingepackt, Wasser aufgefüllt und die Toilette entsorgt, jetzt nur noch bezahlen und dann geht’s auf gen Westen. Wir fahren durch eine wunderschöne Berglandschaft mit tollenAusblicken.
Da taucht ein verstörendes Schild am Straßenrand auf: „Holocaust-Museum Viannos“!
Wir biegen ab, parken ein und vor uns liegt, eingebettet in eine Traumlandschaften, ein Mahnmal für dreihundertachtundfünfzig Menschen, hingerichtet durch die Deutsche Wehrmacht im September 1943.
Unterhalb des Mahnmals liegt das kleine, unscheinbare Museum und was wir hier sehen und erfahren, macht uns sprachlos und verschlägt uns den Atem: Im September 1943 wurden alle Einwohnervon Viannos,
Frauen, Männer und Kinder, von der Deutschen Wehrmacht als Vergeltung für eine Partisanenaktion hingerichtet. Im kleinen Museum sind, soweit vorhanden, Bilder der Ermordeten zu sehen. Verkohlte Reste
des niedergebrannten Dorfes.
Wir sind erschüttert.
Wir fahren weiter. Doch unsere Gedanken sind immer noch im September 1943…
Am frühen Nachmittag erreichen wir Phaistos, um die Ausgrabung des Minoischen Palastes zu besichtigen. Nach kurzem Imbiss wandern wir durch die freigelegten Ruinen aus dem Jahr 1900 v. Chr. Die
Minoer begründeten die erste Hochkultur in Europa und vieles, was aus der hellenistischen oder römischen Zeit bekannt ist, wurde bereits hier, vor 4000 Jahren zugrunde gelegt.
Mittwoch, 16. Juni
Die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz vor der Ausgrabung. Der Morgen ist sonnig und angenehm frisch. Wir begeben uns auf den Weg nach Matala, in den Siebziger Jahren internationaler
Hippie-Treffpnkt. Davon ist heute nichts mehr zu spüren - es scheint, hier regiert jetzt der Kommerz. Wir drehen ab und fahren nach Agia Gallini, einer kleinen Bucht mit angenehmen kleinem
Campingplatz. Im Schatten von zwei kleineren Affenbrotbäumen und Oleandersträuchern lassen wir uns nieder. Ein kleiner Fluß schlängelt sich durch die Bucht und trennt den Campingplatz vom fußläufig
entfernten Dorf. Ein angenehmes Quartier. Wem der Strand nicht reicht, kann auch den platzeigenen Swimmingpool benutzen. Wir erkunden die Umgebung und finden bei unserer Rückkehr eine kleine Eule
vor, die sich mit ausgebreitetem Gefieder in der Sonne wärmt. Den ganzen Abend über macht sie sich mit ihren Rufen bemerkbar.
Freitag, 18. Juni
Mit unserem Campingplatz haben wir es gut getroffen: Großzügige Stellplätze, aufgelockert durch Bäume und Sträucher, die sowohl Schatten bieten, als auch das Auge erfreuen. Ein Swimmingpool bietet
die Möglichkeit für die Abkühlung zwischendurch. Der Strand ist einige Gehminuten entfernt: Ein kleiner Weg führt entlang des Flusses, der ins Meer mündet. Hier beobachten wir viele Schwalben und
besonders ab und zu eine Rohrdommel, die wohl im Schilf nistet. In Agia Gallini wachen auf einer Anhöhe mit einem kleinen Theaterrund Daedalus und Ikarus über die Anwohner. Von hier oben hat man
einen schönen Blick über die Bucht und den Ort.
Sonntag, 20. Juni
Den Sonntagmorgen benutzen wir für einen Spaziergang durch die Felder ins Dorf. Wir kommen am kleinen Friedhof mit der weißen Kapelle vorbei, bewundern die blau blühenden Disteln und die
Kletterpflanzen an den Felshängen. In Agio Gallini trinken wir im Restaurant mit der höchsten Dachterrasse einen Orangensaft und genießen die Aussicht von hier oben. Zurück im Camp entdecken wir die
kleine Waldohreule, die uns des nachts doch allmählich durch ihr Gefiepe etwas stört, im Baum überm Womo. Sie beobachtet uns auch genau und hat gegen ein Foto nichts einzuwenden.
Montag, 21. Juni
In Griechenland feiert man das orthodoxe Pfingstfest. Da ist am Wochenende und heute am Pfingstmontag doch belebter als in den vergangenen Wochen. Auf dem Campingplatz tauchen seit Freitag viele
Jugendliche mit kleinen bunten Zeltchen auf, die sich alle in unserer Nähe niederlassen. Die jungen Leute verhalten sich ordentlich, es ist aber naturgemäß wesentlich unruhiger. Um allen
möglichen Konflikten aus dem Weg zu gehen, rangieren wir schnell das Womo auf einen Ersatzplatz unter einem uralten Olivenbaum. So ist allen am Besten gedient.
Heute Abend ist wieder Stille eingekehrt. Wir bereiten unsere Weiterfahrt für morgen zum Kloster Preveli vor. Der Platz hier ist uns schon an‘s Herz gewachsen - etwas „old fashioned“.