Wir haben Besuch von Karin und Dieter Mechelhoff. Dieter, ein „alter“ Kollege von mir, hat unsere Marokko Tour zeichnerisch vorweggenommen: Ich bin ganz baff ob seiner ungekannten Fähigkeiten und der
Genauigkeit im Detail. Noch schmückt sein Bild unser Sideboard - nächste Woche, wenn’s losgeht, bekommt es seinen Ehrenplatz im Womo.
Abfahrt aus Italien durchs Mittelmeer...
Mittwoch, 21. Februar
Vor dem endgültigen Start nach Marokko besuchen wir noch Vater Heinrich in Bocholt und genießen mit ihm den Nachmittag. Die Zeit von sechs bis acht nutzen wir, um noch etwas Strecke zu machen. Auf
einem Autohof im Siebengebirge verbringen wir die Nacht bei Minustemperaturen. Im Womo ist es mit Heizung kuschelig warm. Das Warmwasser heute Morgen erfrischt unsere Lebensgeister. Wir starten jetzt
Richtung Rodgau, um bei Gudrun und Berthold vorbeizuschauen, liebe Womobekannte, die wir in Polen kennengelernt haben. Wir nehmen die Landstraße entlang des Rheins und sind ganz angetan vom Blick auf
den aus dem Rhein aufsteigenden Morgennebel, den Weinbergen und den Burgen links und rechts auf den Hügeln. Die Flachslands erwarten uns schon mit einem Mittagessen und wir quatschen bis in den
Nachmittag. Den Rest des Tages verbringen wir auf der A 5 Richtung Freiburg.
Donnerstag, 22. Februar
Die Nacht verbringen wir auf unserem bewährten Stellplatz in Freiburg. Nach dem Frühstück laufen wir in die Altstadt - Annemarie hat ihre Mütze vergessen, das geht bei diesen Temperaturen gar
nicht.Wir müssen eine neue besorgen. Die Kälte kriecht uns allmählich in die Knochen. Da täte ein Süppchen gut. In der Markthalle werden wir fündig. An einem Stand bekommen wir preiswert zwei riesige
Tassen mit Fischsuppe. Trotzdem bleibt es kalt. Wir beschließen schon heute weiterzufahren. Auf geht’s durch die Alpen bis Pavia. Hier stehen wir jetzt am Ticino - es ist nicht mehr so kalt.
Samstag, 24. Februar
In Pavia war es zwar nicht kalt, aber es hat den ganzen Tag geregnet. Auch der Ortswechsel nach Alessandria bringt nicht die gehoffte Wetterbesserung. Deshalb ist über den Freitag nichts zu
berichten- heute Morgen ist alles wieder in Butter und wir machen ein samstäglichen Vormittagsbummel durch die blitzsaubere Altstadt, genießen Tee und Latte Macchiato in einer gemütlichen Bar und
starten dann, nach Ver- und Entsorgung des Womos, Richtung Genua. Auch hier im Hafen ist alles unaufgeregt, die philippinische Mannschaft bekommt das Beladen der Fähre ohne das Tohowabou hin, wie wir
das von den Sardinienfähren gewöhnt sind. Jetzt haben wir es uns in der Kabine gemütlich gemacht und warten darauf, dass wir ablegen.
Dienstag, 27. Februar
Sonntag und Montag sind wir auf dem Mittelmeer. So eine Seefahrt ist auf Dauer etwas langweilig, deshalb haben wir uns vorausschauend mit Lesestoff verproviantiert. Die einzige Abwechselung ist der
Zwischenstopp in Barcelona. Vom Hafen aus hat man einen schönen Blick auf die Stadt, wir erkennen Gaudis „Sagrada Familia“ aus der Ferne. Montagabend erreichen wir gegen sieben Uhr den Hafen von
Tanger. Doch wer glaubt, jetzt geht es schnell von der Fähre und dann fix durch den Zoll, fertig ist, der hat sich getäuscht. Ein PKW, dessen Fahrer(in) wohl die Durchsagen verpennt hat, blockiert
die Rampe. Alle Fahrzeuge müssen jetzt in Millimeterarbeit an diesem Hindernis vorbeimanövrieren. Der Zoll: „Ride to the right side, then wait for me“, ist die Ansage. Nichts passiert. Gefühlt eine
Stunde später fahren wir durch den Schlagbaum. Es ist jetzt dunkel, wir beschließen auf dem dem Hafengelände zu übernachten. Heute Morgen ist die Welt wieder in Ordnung: Die Wolken, die über Nacht
aufgezogen sind, lösen sich auf, wir fahren durchs Rifgebirge mit wunderschönen Aussichten nach Tetouan, unserem ersten Ziel. Die Stadt empfängt uns blitzsauber und gepflegt. An unserem anvisierten
Parkplatz lotsen uns der Parkwächter und Hassan, unser späterer Guide, auf einen speziellen Womoplatz. Hassan will uns eigentlich nur die Richtung zum Markt zeigen. In einer Mischung aus Französisch,
Englisch und Deutsch erklärt er uns die Stadt und es wird uns klar - er verdient damit seinen Lebensunterhalt. Wir lassen ihn gewähren und er führt uns in die Medina (Weltkulturerbe), zeigt uns die
Viertel mit den Schreinern, den Schlossern, den Schuhmachern, den Gerbern und und und. Wir fühlen uns ins Mittelalter mit seinen Gilden versetzt. Er zeigt uns das Judenviertel, den muslimischen
Friedhof, die Stadtmauer mit den fünf Toren und er erzählt aus dem Alltagsleben Marokkos. Nicht zuletzt ist er uns bei der Beschaffung einer SIM Karte behilflich, damit wir wieder internetfähig sind
und unsere Berichte schreiben können. Jetzt nur noch zur Sommerresidenz des Königs, dann sind wir geschafft. Wir sind ungefähr fünf Stunden mit Hassan durch die Stadt gewandert und hätten ohne ihn
sicher nicht die Hälfte gesehen. Wir haben seine Mühen angemessen honoriert.
Mittwoch, 28. Februar
Von Tetouan aus wollen wir Richtung Chefchaouen. Um meinen Geburtstag in Ruhe ausklingen zu lassen, haben wir in einem kleinen Restaurant gestern sehr gut zu Abend gegessen. Heute ist die Luft lau,
die Sonne scheint und wir spüren die Kraft der Sonne. Bis wir Tetouan tatsächlich verlassen können, dauert es dann noch etwas, da durch eine Großbaustelle eine Umleitung die andere jagt. Als wir es
dann geschafft haben, rollen wir durch eine wunderschöne Landschaft. Da taucht plötzlich am Straßenrand ein riesiges Gewimmel auf - ein riesiger Markt, der wohl die Menschen der gesamten Umgebung
anzieht. Wir parken schnell und lassen uns vom Menschenstrom mitziehen. Am Straßenrand stehen Transportmittel aller Art -die Maultiere mit den angehängten Taschen am Sattel stehen neben
Kleintranspotern und Bullis. Es ist ein Trubel, der uns fasziniert. Als wir wieder nach Chefchaouen aufbrechen, fängt es an zu regnen. Der Regen verstärkt sich im Laufe des Abends.
Donnerstag, 1. März
Der Regen hat nicht nur in der Nacht angehalten, es regnet auch heute früh wieder heftig, das Ganze gepaart mit einem orkanartigen Wind. An einen Besuch in Chefchaouen ist nicht zu denken. Wir
befragen den Wetterdienst und werden fündig: In Alhoceima, unser nächstes Ziel, scheint die Sonne, kein Wind. Alles klar - wir brechen unsere Zelte hier ab und machen uns auf den Weg. Das schlechte
Wetter zieht sich allerdings: Unterwegs fühlen wir uns wechselweise wie in der Waschanlage oder im Windkanal. Dreißig Kilometer vor Alhoceima dreht sich das Ding. Der Himmel reißt auf, die Sonne
kommt durch und in der Ferne grüßt das Mittelmeer. In Alhoceima parken wir auf einem Hotelparkplatz - ein Tipp von Womo Spezis. Im Ort lernen wir drei muntere Teenies kennen, die uns mit Begeisterung
ihre Stadt zeigen. Die Verständigung erfolgt auf Französisch und Englisch.
Freitag, 2. März
Die Nacht haben wir an einem Strand in der Nähe von Alhoceima verbracht. Direkt vor der Küste liegen kleine Inseln, die zu Spanien gehören. Heute fahren wir wieder durchs Rif-Gebirge nach Fes. Bei
der Abfahrt ist es noch sonniger Morgen, doch mit zunehmender Höhe gewinnt wieder der Regen und der Wind die Oberhand. In Serpentinen schrauben wir uns auf über zweitausend Meter nach oben - das
Wetter wechselt dabei von bedeckt bis regnerisch und stürmisch. Im Gebirge hat besonders das gestrige Unwetter seine Spuren hinterlassen: Umgeknickte Baüme, Erdrutsche und überall auf der Straße der
Kies, der mit den Wassermassen hinabgespült wurde. Ganz oben befinden wir uns schließlich in den Wolken, es ist so neblig, dass man kaum hundert Meter weit sehen kann. Beim Abstieg schließlich reißt
der Himmel wieder auf, die Sonne kommt durch und vor uns liegt eine hügelige, grüne Frühlingslandschaft, die wir dann die letzten hundert Kilometer bis Fes durchfahren. Auf dem Campingplatz treffen
wir ein holländisches Ehepaar, die fast den gleichen Tourplan haben wie wir. Morgen sind wir mit einem Guide verabredet, der uns den Tag über durch Fes begleiten wird.