Als wir gestern den Wetterbericht gelesen haben, stand für uns fest: Morgen machen wir eine Wanderung! Wie vorhergesagt, ist heute ein Bilderbuchwetter. Nach dem Frühstück schnüren wir unsere
Wanderschuhe, der Rucksack ist schnell gepackt und ab geht die Post. Als Ziel haben wir uns die Punta Baffa ausgesucht, die Spitze einer Felsnase, die weit ins Meer hinausragt. Es ist ein
wunderschöner Weg, der uns stetig ansteigend in die Höhe führt. An der Spitze der Punta Baffa steht noch ein Turm, der in alten Zeiten wohl zur Beobachtung der Umgebung gedient haben mag. Es ist eine
wunderschöne Stimmung, die Bienen summen, Wacholder und Lavendel blühen und die Luft duftet würzig nach dem Harz der Kiefern. Der Rückweg führt uns über Riva Trigoso, dort kehren wir in eine Osteria
ein, die auch von Einheimischen stark besucht ist. Man verwöhnt uns mit Meeresfrüchten aller Art, der Rest des Rückweges gerät dadurch etwas beschwerlich. Den späten Nachmittag verbringen wir in der
Sonne am Womo.
Montag, 17. April
Auch heute erfreuen wir uns am schönen Wetter und starten zu einer Tour nach Chiavari, einer Kleinstadt, zwölf Kilometer von Sestri Levante entfernt. Chiavari, ebenfalls am Mittelmeer gelegen,
erfreut das Auge durch eine gelungene Architektur, die Altstadt mit schönen Arkadengängen und nicht zu vergessen Geschäften, die sich sowohl durch ihr Äußeres als auch durch ihr Angebot ins Auge
springen. Besonders hervor heben sich viele Bäckereien und Pasticcerien, die durch ihr besonderes Angebot an Brot, Focaccia und Pizza als auch durch diverse Kreationen von süßem Gebäck
bestechen…
Dienstag, 18. April
Wir verlassen Sestri Levante um halb zehn. Um zwei Uhr erreichen wir Agay bei St. Raphael an der Côte d‘Azur. Hier haben wir vor zweiundfünzig Jahren unseren ersten gemeinsamen Urlaub in einem
kleinen Hotel gemacht. Das Hotel gibt es heute noch, aber durch Umbaumaßnahmen hat es seinen ursprünglichen Charme verloren. Auf dem Campingplatz „Le Rive d‘Agay“ haben wir mit den Kindern häufig die
Osterferien verbracht. Hier hat sich nicht so viel verändert - man hat sich allerdings vergrößert und setzt jetzt mehr auf kleine Ferienhäuser als auf Camper. Am späten Nachmittag gehen wir zum
Strand, stapfen durch den Sand und schwelgen in Erinnerungen.
Mittwoch, 19. April
Das Esterel-Gebirge erstreckt sich zwischen Cannes und St.Raphael und trennt die Côte d‘Azur vom Hinterland. Es schützt die Küstenregion vor den kalten Winden aus dem Zentralmassiv und sorgt hier für
ein allseits geschätztes mildes Klima. Wir machen uns auf zu einer Wanderung durch dieses von Wanderwegen durchzogenes Gebiet, doch zunächst haben wir Schwierigkeiten, unseren alten Einstieg in die
Bergwelt zu finden - alles ist von Touristensiedlungen zugebaut. Wir sehen diese Landschaftszersiedlung sehr kritisch, zerstört doch diese extensive Inanspruchnahme der Natur wertvolle Flächen für
Flora und Fauna. Schließlich finden wir doch den richtigen Weg und sind von der uns umgebenden Gebirgswelt begeistert. Es wachsen Korkeichen, Wacholderbüsche, Lavendel und Myrte. Der Grenouillet
schlängelt sich durch die Schlucht, die er in jahrtausendjähriger Arbeit in den Fels gefräst hat. Gespeist wird er durch die Zuflüsse aus dem Gebirge, An einer gefassten Quelle können wir uns
erfrischen. Ein kleines Picknick schließt unsere Wandertour ab.
Freitag, 21. April
St. Raphael ist ein Badeort an der französischen Mittelmeerküste, etwa zehn Kilometer von Agay entfernt. Heute Morgen ist es bedeckt, wir beschließen, mit dem Motorrad entlang der Corniche, der
Küstenstraße, nach St. Raphael zu fahren. Rechts und links ist die Corniche von Villen mit hohen Zäunen gesäumt. Das Meer bekommt man nur gelegentlich zu sehen. Anders in St. Raphael - hier bestimmen
riesige Hafenanlagen für private Segelyachten das Bild. In der kleinen Altstadt gibt es heimelige Plätze, die Romanische Kirche San Rafeu, im zwölften Jahrhundert im provençalischen Stil errichtet,
bietet heute dem archäologischen Museum Unterkunft. Die Basilika Notre-Dame de la Victoire aus dem 19. Jahrhundert erinnert an den Sieg über die Türken. Heute, am Ende des Ramadan, feiern viele
Muslime das Zuckerfest hier am Strand. Die Sonne hat sich mittlerweile durchgesetzt und wir trinken unseren Kaffee am lauschigen Marché République.
Samstag, 22. April
Nach dem Einkauf im Hypermarché Leclerq, der auf geschätzt mehrere tausend Quadratmetern alle Konsumentenwünsche vom Rasenmäher bis zum Schwertfischfilet befriedigt, beschließen wir, noch einen
Wandertourabstecher ins Esterelgebirge zu machen. Heute umrunden wir den Col de Barbe, ein Unterfangen, das zunächst einfacher schien, als die Wirklichkeit sich darbietet. Grober und feiner Schotter
gemischt, an abschüssigen Gefällstrecken wie an steilen Aufstiegen. Wenn nicht immer wieder diese tollen Ausblicke wären, könnte man leicht die Lust verlieren. Am Ende der Tour entdecken wir noch ein
Denkmal für die Besatzung eines amerikanischen Flugzeuges, junge Männer, die - von einem deutschen Jagdflugzeuges abgeschossen - zu Tode gekommen sind. Die Geschichte holt uns immer wieder ein…