Selinunte, die antike griechische Stadt hier auf Silien, liegt nur dreißig Kilometer von Mazara del Vallo entfernt. Ein Katzensprung also, aber wir sind jetzt gleich in einer anderen Welt. Das
weitläufige Ruinenfeld der einst mächtigen Griechenstadt gehört mit seinen Tempeln zu den bedeutendsten Siziliens. Im 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. lebten hier über hunderttausend Einwohner.
Doch die Prosperität hielt nicht lange an. Karthager und Römer machten den Menschen hier das Leben schwer. Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Erdbeben taten ein Übriges, um Selinunte von der
Landkarte zu tilgen. Erst im neunzehnten Jahrhundert begannen archäologische Ausgrabungen. Wir wandern schon früh durch dieses riesige Gelände, bewundern den rekonstruierten Tempel und bestaunen das
technische Vermögen der Menschen, mit einfachen Mitteln solche Bauwerke zustande zu bringen.
Dann machen wir uns auf den Weg nach Caltagirone, doch den Abend und die Nacht wollen wir noch auf einem Weingut verbringen.
Donnerstag, 28. März
Ungefähr zwanzig Kilometer vor Caltagirone liegt das alte Kloster aus dem 17.Jahrhundert, in dem die Familie des Winzers Gigliotto ein Weingut angelegt hat. Hier produziert sie die Weine, die auch
weltweit vertrieben werden. Neben dem Weingut betreibt die Familie auch einen Agriturismo, d.h. sie nehmen Gäste auf und bewirten sie mit eigenen und regionalen Produkten. Auch Stellplätze für
Wohnmobile werden vorgehalten. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen, deshalb rollen wir durch die Hofeinfahrt und parken unweit des Swimmingpools. Im Restaurant gibt es am Abend das Menu
fisso, d.h. Antipasti, Primi, Sekundi, Dessert, Vino und Aqua und der obligatorische Cafè zum Abschluss sind im Preis mitinbegriffen. Allerdings kann man nicht wählen, es gibt nur dieses eine
Menu.
Das Restaurant öffnet erst um 19.30 Uhr - wir können so spät am Abend nicht so viel essen. Die Primi (Nudeln in einer Auberginensoße) lassen wir uns gleich einpacken. Eine weise Entscheidung, selbst
mit dem Rest haben wir noch größte Schwierigkeiten.
Heute Morgen fahren wir zunächst in die Keramikstadt Caltagirone. Hier gibt es unzählige Porzellanmanufakturen. Bekannt wurde der Ort aber durch die Keramiktreppe, der scala ceramice.
Die Stufen hinauf zu der Kirche Santa Maria del Monte aus dem 17. Jahrhundert, insgesamt 142 an der Zahl, wurden 1950 mit Keramikfliesen verschönert. Im ganzen Ort bieten Keramikproduzenten ihre
vielfältigen Produkte an.
Nach der Stippvisite in Caltagirone in den Bergen, fahren wir wieder an die Küste zu einem der südlichsten Orte Siziliens, nach Marzamemi.
Mittwoch, 29. März
Marzamemi ist ein altes Fischerstädtchen. Das Zentrum bildet eine Tonnara ( Thunfischfabrik), in der heute zwar kein Thunfisch mehr in Dosen gepackt wird, sondern in den alten Gemäuern gibt es heute
Restaurants und sehr gute Einkaufsmöglichkeiten für spezielle Angebote aus der Region wie Nudeln, Pesto, Meersalz und ähnliches mehr. Wir stehen auf einem kleinen Platz direkt am Meer, nur in
unwesentlicher Entfernung vom Hafen. Vor uns liegt das Wrack eines Fischkutters im Wasser, der wohl während eines Wintersturmes hier gestrandet ist. Heute relaxen wir in der Sonne.
Donnerstag, 30. März
Nur zehn Kilometer von Marzamemi entfernt liegt das Naturschutzgebiet Vendicari. Hier befinden sich mehrere ausgedehnte Lagunenseen, die ein ökologisch wertvolles Feuchtgebiet bilden.Hier kann man
mit Glück unzählige Wasservögel entdecken. Wir nehmen ein neues Quartier, direkt am Naturschutzgebiet gibt es den Agriturismo San Lorenzo, bei dem wir auf grüner Wiese mit blühenden Blumen stehen
können. Perfekt! Zu Mittag gibt es leckere Foccacia, die wir wohlweislich schon in einer Bäckerei in Marzamemi erstanden haben. Am Nachmittag machen wir zunächst eine Strandwanderung, die Erkundung
des Naturschutzgebietes heben wir uns für morgen auf.
Freitag, 31. März
Gleich nach dem Frühstück machen wir uns auf ins Naturschutzgebiet Vendicari. Auch hier war in den achtziger Jahren versucht worden, einen Tourismustempel zu bauen; durch das aktive Engagement von
Umweltschützern konnte dies aber verhindert werden und die Lagunenlandschaft hinter den Dünen wurde zum Naturschutzgebiet. Ein steinerner Wegweiser weist uns die Richtung. Es riecht nach Kräutern,
die Bienen sind schon unterwegs und erledigen ihre Bestäubungsaufgabe. In der Ferne sehen wir schon unser Ziel, die Tonnara (ehemalige Thunfischfabrik), in der Morgensonne. Am Weg liegen mehrere
Nekropolen aus byzantinischer Zeit. Gleich am ersten Stagno treffen wir auf eine große Anzahl von Flamingos, die mit dem Kopf unter Wasser ihr Frühstück zu sich nehmen. In diesen
Flachwasserzonen sind es wohl tausende von diesen wunderschönen Vögeln mit ihrem eleganten Gang, der Manfred Man zu seinem Song Pretty Flamingo inspirierte. In der Tonnara machen wir vor unserem
Rückweg noch ausgiebig Picknick.
Samstag, 1. April
Unser Stellplatz, der Agriturismo San Lorenzo, ist ein Glücksgriff. Auf dem Hof gibt es eine Vielzahl von Tieren, die sich auch gelegentlich unter uns Campervolk mischen. Heute bekommen wir Besuch
von einem Pony, das an unserer Fußmatte knabbert. Morgens kräht der Hahn, der Esel schreit und auch das Schwein grunzt zufrieden vor sich hin. Nicht zu vergessen die Wiedehopfe, die auf der Wiese am
Wohnmobil vorbeistolzieren und die Zwergohreule, die sich abends in der Dunkelheit akustisch bemerkbar macht. Landleben pur…