Wir überqueren die Rhone mit der kleinen Fähre, das Papstpalais glänzt in der Sonne und die Innenstadt empfängt uns mit buntem Treiben. Vor dem Rathaus trainiert eine Gruppe von Ballettschülerinnen
und Ballettschülern zum Staunen des Publikums. Ein Zauberer verwirrt auf offener Bühne seine Zuschauer. Wir lassen uns treiben und erreichen „Les Halles“, die Markthalle. Die Außenhaut des Gebäudes
ist begrünt und schimmert in changierendem Grün in der Sonne. Das Angebot an den Ständen erstreckt sich von frischem Spargel über unterschiedlich gewürztem Salz bis zu kleinen Rollbraten aus
Wachtelbrüsten. Wir halten uns zurück, kaufen nur Gemüse und genießen ein Glas Wein in einem kleinen Café auf dem Platz vor der Halle.
Sonntag, 7. Mai
Heute ist unser letzter Tag in Avignon. Wir nutzen das schöne Wetter zu einer Wanderung entlang der Rhône. Junge Ruderer nutzen den Fluss hier für ihren Sport. Schon kurz hinter dem Campingplatzführt
uns der Weg durch dichten Wald immer am Ufer entlang. Heute Morgen bin ich hier beim Joggen auf zwei Rehe gestoßen. Jetzt können wir mit unserer App Zwitschomat den Gesang einer Mönchsgrasmücke und
einer Nachtigall identifizieren. Am Ufer sind streckenweise alte Lastkäne vertäut, die jetzt wohl als Wochenendbehausung genutzt werden. Das älteste festgemachte Boot ist schon hundert Jahre alt und
erfüllt so immer noch eine Aufgabe.
Am Abend besuchen wir noch einmal die Innenstadt und genießen den Sonnenuntergang vom Aussichtspunkt vor der Kathedrale Notre Dame aus.
Montag, 8. Mai
Wir verlassen den Süden und fahren 380 Kilometer nach Norden und erreichen Beaune, die alte Weinstadt in Burgund. Die Kommune hat für uns Wohnmobilreisende einen Stellplatz direkt an der historischen
Innenstadt eingerichtet. In fünf Minuten sind wir am „Hôtel de Dieu“, ein Hospiz aus dem Mittelalter, in dem mittellose Kranke gepflegt wurden. Das Wetter hat sich heute geändert, doch als wir in
einem Café ein Glas Weißwein aus Beaune probieren, wagt sich doch auch schon wieder die Sonne hervor.
Mittwoch, 10. Mai
Wir sind in Paris! Gestern hat es die ganze Fahrt von Beaune bis in die Hauptstadt der „grande Nation“ geregnet. Die letzten Kilometer vom Stadtrand bis zum „Bois de Bologne“ sind von Staus geprägt,
durch die wir uns mühsam vorwärts kämpfen müssen. Doch jetzt stehen wir mitten im Wald an einem Arm der Seine auf dem „Camping de Paris“. Heute Morgen lässt der Regen nach und um zehn Uhr fahren wir
mit dem Shuttle-Bus zur Porte Maillot, von wo aus wir in wenigen Minuten mit der Metro bis vor das Rathaus fahren. Wir kennen Paris von einigen früheren Besuchen, so fällt die Orientierung nicht
schwer. Unser Weg führt uns ins Quartier Latin, einem Stadtviertel mit vielen kleinen Straßen, großen Boulevards und nicht zu vergessen der Pariser Universität, der Sorbonne. Auf der Seine-Insel
kommen wir an der ausgebrannten Kathedrale von Notre Dame vorbei - hier wird mit Hochdruck gearbeitet. Am Weg liegt auch das Pantheon, wo die großen Geister der französischen Geschichte ihre letzte
Ruhestätte haben. In einer Nebenstraße essen wir in einem kleinen Bistro zu Mittag, der Boulevard de Raspail führt uns dann zum Musée d‘Orsay, dem wir morgen noch einen besonderen Besuch abstatten
wollen. Durch die Grünanlagen der Tuilerien führt uns dann der Weg zum Louvre, dem alten Stadtschloß der französischen Könige. Jetzt haben wir unseren Rundweg beendet und Metro und Shuttle-Bus
bringen uns wieder zügig zum Wohnmobil zurück.
Donnerstag, 11. Mai
Das Musée d‘Orsay befindet sich im historischen Bahnhofsgebäude am Quai d‘Orsay direkt an der Seine. Es wurde erst im Jahre 1986 eröffnet und beherbergt im wesentlichen die Kunst des 19. und
20.Jahrhunderts. Es dominieren Gemälde, besonders die französischen Impressionisten, aber auch Skulpturen, Design, Möbel, Filme und andere Genres sind vertreten. Online haben wir uns zu elf Uhr das
Ticket gebucht, um langen Wartereien aus dem Wege zu gehen. Wir sind ausreichend früh an Ort und Stelle, um noch einen Spaziergang durch die Tuilerien auf der anderen Seineseite machen zu können. Die
umgebaute Halle des alten Bahnhofs ist beeindruckend - hier werden vor allem Skulpturen präsentiert, die Gemälde befinden sich in den Nebengelassen. Wir interessieren uns vor allem für die Werke der
Impressionisten und werden nicht enttäuscht: Monet, Renoir, Degas, Gaugain, Manet und van Gogh, die bekanntesten Vertreter dieser Stilrichtung sind zahlreich vertreten, aber auch nicht so bekannte
französische Künstler bereichern die Ausstellung. Nach drei Stunden sind wir von den vielen Eindrücken ziemlich geschafft und machen erst einmal in einer Brasserie Mittagspause. Am Nachmittag bummeln
wir noch über den Haussmann Boulevard und werfen einen Blick in den Konsumtempel von Lafayette. Das Kaufhaus krönt im Inneren eine Jugendstilkuppel aus Fayenceglas - ein weltlicher Tempel, dem Konsum
gewidmet. Von der Dachterrasse hat man einen Blick über ganz Paris…
Freitag, 12. Mai
Der Tag gehört der Straße: Wir verabschieden uns vom „Camp de Paris“ und müssen jetzt sehen, dass wir aus Paris herauskommen. Nicht ganz so einfach, denn wenn man sich dem Zentrum nähert, gerät man
unweigerlich in einen Stau. Unser Navi lotst uns ziemlich sicher durch die verstopften Straßen und mit viel Glück erreichen wir relativ zügig die Peripherique, den großen Umgehungsring von Paris.
Geschafft!! Jetzt geht es nach Norden, wir wollen nach Luxemburg, unser Ziel ist ein kleiner Ort im Dreiländereck Belgien/Luxemburg/Deutschland, Clervaux. Hier ist im Schloß eine Photoausstellung
untergebracht, die ins Weltdokumentenerbe aufgenommen wurde. Die wollen wir sehen!
Samstag, 13. Mai
„The Family of Man“ ist ein Portrait der Menschheit, das der Fotograf Edward Steich aus Millionen von gesammelten Fotos zusammenstellte und daraus eine Ausstellung mit über fünfhundert Fotos
konzipierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte er das Verbindende der gesamten Menschheit in Bildern darstellen und kuratierte für das New Yorker Museum für moderne Kunst (MoMA) diese Ausstellung mit
insgesamt vierzehn Themenfeldern. Nach dem ersten Ausstellungserfolg in Amerika ging die Präsentation um die ganze Welt und hat jetzt im Schloß von Clervaux in Luxemburg ihre Heimat gefunden. Auch
wir sind begeistert von der Aussagekraft, der Vielfalt und der Präsentation der ausgestellten Fotos.
Sonntag, 14. Mai
Nach neun interessanten und anregenden Wochen sind wir wieder in Münster.