Blauer Himmel, Sonnenschein - eigentlich hatte die Wettervorhersage eine Eintrübung in Aussicht gestellt. Wir nehmen das gute Wetter dankbar an und gehen nach dem Frühstück zum Strand und genießen
dort den schönen Vormittag. Bei Maria, der guten Seele des Agriturismo, haben wir uns gestern schon zum Essen angemeldet, deshalb nehmen wir uns auch keine besonderen Aktionen vor. Das
gemeinschaftliche Mittagessen (ital. Pranzo) braucht immer lange Zeit, da es aus vier verschiedenen Gängen besteht, die immer entsprechend zelebriert werden. So auch heute. Die Vorspeise besteht
ausfrittierten Gemüsen, Oliven, Salami, verschiedenen Käsen, Auberginen und anderen Leckereien mehr. Eigentlich ist dieser Gang immer am interessantesten, weil hier regionale Spezialitäten
dominieren. Aber auch die selbst gemachten Ravioli im zweiten Gang sind eine Klasse für sich. Als dritten Gang gibt es Bistecca di Maiale (Schweinesteak) und Salsiccia (Bratwurs) vom Grill. Hier ist
die Bratwurst von besonderem Interesse. Die Art der Würzung und die Zugaben (z.B. Fenchel) sind regional verschieden und hinterlassen geschmacklich jeweils andere Eindrücke. Zum Dessert werden
Cannoli serviert, die klassische sizilianische Süßspeise, kleine gefüllte Teigröllchen mit unterschiedlichen Füllungen. Ein Espresso schließt dieses opulente Mittagessen ab. Begleitet wird das Menü
von Wasser und Rotwein, einem Nero d‘Avola. Danach kann man sich nur noch in die Sonne setzen und ein Nickerchen machen.
Montag, 3. April
Wir sind in Syrakus: Diese Stadt, schon von griechischen Kolonisten 734 v.Chr. gegründet, hat ihren Ursprung in der vorgelagerten Insel Ortygia, der heutigen Altstadt. Es gibt viele Geschichten aus
dieser antiken Griechenstadt, so von Archimedes, dem begnadeten Naturwissenschaftler, der die Gesetzmäßigkeit des Auftriebs der Sage nach in der Badewanne entdeckte. Oder die vom Tyrannen Dionysos,
die Ballade „Die Bürgschaft“ kennen sicher die meisten noch aus dem Deutschunterricht: „Zu Dionys dem Tyrannen schlich - Möros den Dolch im Gewande…“
Wir stehen auf einem Parkplatz im Zentrum der Altstadt und sind schon nach wenigen Schritten an der Piazza Archimedes mit dem Brunnen der Diana. Dann geht es weiter zum Dom - er wurde schon
siebenhundert nach Chr. über den Athene-Tempel gebaut und vereinigt verschiedene Architekturstile. Nach dem Erdbeben im 17. Jahrhundert wurden Teile des Doms barockisiert. Der Domplatz schwingt im
Halbrund mit prachtvollen Barockbauten um den Dom. Es geht weiter zu der zu Fonte Aretusa. Diese Süßwasserquelle versorgte Syrakus im Belagerungsfall mit frischem Wasser. Es ranken sich allerdings
auch Mythen um die Nymphe Arthusia, die der Quelle den Namen gab. Wir bummeln noch lange durch die Straßen und Gassen und bewundern das Angebot der vielen Kunsthandwerker.
Dienstag, 4. April
Früh am Morgen geht die Sonne über dem Meer auf - da der Picollo Porto, an dem wir stehen, sich an der Ostseite von Ortigia befindet, wird unsere gesamte Umgebung in ein orangefarbenes Rot getaucht.
Wir hatten eine geruhsame Nacht. Trotz der exponierten Lage unseres Stellplatzes in der Altstadt war es ruhig, einzig der Wellenschlag hätte uns im Schlaf stören können. Unsere Abfahrt verläuft
unspektakulär. Die Fahrt geht über die Autobahn Richtung Taormina. Und da taucht er am Horizont vor uns auf: Der Ätna! Seine Spitze ist schneebedeckt, der Schnee, der letzte Nacht in der Höhe
gefallen ist, hat ihm eine weiße Mütze verpasst. Das Bild begleitet uns bis Giardini Naxos unterhalb von Taormina. Auf dem Stellplatz „Eden Park“ haben wir vor acht Jahren schon einmal gestanden.
Leider verändert sich das Wetter - schauerartiger Regen setzt ein, der uns am Nachmittag ans Womo bindet. Den regenfreien Abend nutzen wir für einen langen Spaziergang am Strand.
Mittwoch, 5. April
Taormina ist Siziliens meistbesuchter Urlaubsort. Trotzdem lohnt ein Besuch noch immer - Taormina liegt wie ein Balkon zweihundert Meter über dem Meer, der Ätna ist von hier aus im Blick, kleine
Plätze, Gassen mit Blumenschmuck und noch kleinere Treppengässchen, die auf eine andere Ebene führen, machen den Besuch zu einem Erlebnis. Und nicht zu vergessen das antike Theater, das bereits in
der griechischen und römischen Zeit die Besucher anlockte. Das Wetter ist weiter unstet, wir beschließen mit dem Bus zu fahren, da immer wieder kurze unvorhersehbare Regenschauer einsetzen. Im Laufe
des Tages bleibt es trocken und wir können jetzt auch den Sonnenschein genießen.
Donnerstag, 6. April
Giardini Naxos liegt unterhalb von Taormina am Meer und soll mit 735 v. Chr. die erste griechische Ansiedlung auf Sizilien sein. Am Strand steht die Bronzeskulptur von Theokle, dem antiken
Gründer. Wir wandern die Strandlinie entlang, Promenade kann man nicht sagen, dafür ist es zu schmal. Den Vormittag haben wir versucht unseren Kühlschrank wieder flott zu machen; seit wir
Syrakusverlassen haben, hat er seinen Geist aufgegeben, beziehungsweise kühlt er nicht mehr. Alle Arten von Energiezufuhr sind ok - es scheint so, als ob das Kältemittel nicht mehr fließt. Im
Internet gibt es unterschiedlichste Anleitungen zur Fehlerbehebung, bisher hat nichts gefruchtet. Wir bleiben am Ball. Übergangsweise haben uns Campernachbarn ihre Kühlbox ausgeliehen, so dass wir
zumindest unsere Lebensmittel vor dem Verderben bewahren können. Aber jetzt genießen wir erst mal die Sonne und das Meer. Zeitweilige Regenschauer ignorieren wir.
Freitag, 7. April
Wir vertrauen dem Wetterbericht, der Sonnenschein und wenig Wind vorhersagt, und fahren mit dem Bus auf den Ätna. Als wir zur Bushaltestelle gehen, zeigt er sich in voller Pracht, seine weiße
Schneehaube glänzt in der Sonne. Der Bus kommt pünktlich und los geht die Fahrt. Der Ätna hat zwei Auffahrten - Ätna Nord und Ätna Süd. Die Strecke nach oben wird in Serpentinen genommen, unsere
eintausendneunhundert Höhenmeter auf der Südseite sind nicht anders zu meistern. Im unteren Teil, da wo die schwarze Lava ihren Weg noch nicht gefunden hat, ist der Ätna lieblich - hier stehen
Kirschbäume in Blüte, das Gelb der Zitronen blinkt aus dem Grün der Obstplantagen. Doch steigt man höher gibt es die ersten Lavafelder, dicke schwarze Steinbrocken, noch durchsetzt mit grünem
Bewuchs. Aber auch der lässt mit zunehmender Höhe nach. Mittlerweile hat sich auch das Wetter verändert, wir sind in den Wolken, die sich uns als mehr oder weniger dichtem Nebel offenbaren. Am
Zielort, wo es nur noch mit der Seilbahn weitergeht, entscheiden wir uns, nicht mehr weiterzufahren, weil der Nebel eine ordentliche Sicht weitgehend verhindert. Wir erwandern einen kleineren Krater,
der erst 1989 entstanden ist und umrunden den Kraterrand. Kalt ist es auch mittlerweile, die Temperatur liegt bei minus zwei Grad. Noch nie war ein Heißgetränk so gefragt wie jetzt und wir sind froh,
als wir wieder im Bus sitzen und der Sonne entgegenfahren.
Unser nächstes Ziel ist die Alcantara Schlucht ganz in der Nähe. Der Alcantara speist sich aus dem Wasser des Ätna und hat sich seinen Weg durch das Gebirge gefräst. An einer exponierten Stelle gibt
es einen Fahrstuhl, der die Besucher hinunter bis auf die Talsohle bringt. Ein botanischer Garten am Eingang des Areals zeigt die Flora dieser Mittelmeerregion. Nach den kühlen Stunden auf dem Berg,
tauen wir hier in der Sonne auf, riechen den Duft der blühenden Zitronenbäume und freuen uns an den Farben der Blüten. Mit dem Fahrstuhl fahren wir in die Schlucht und bestaunen dieses
Naturwunder.
Sonntag, 9. April
Heute, am Ostersonntag, scheint sich das Wetter stabilisiert zu haben. Wir haben ein blauen Himmel mit Sonne und nicht zu vielen Haufenwolken. Den Vormittag nutzen wir zu einem langen Spaziergang
amStrand und entdecken immer neue Skulpturen, die sich hauptsächlich auf die Gründung durch die Kolonisatoren aus Griechenland beziehen. Viele Menschen sind auf den Beinen, die genau wie wir den
schönen Ostersonntag genießen.