Intro

Mit Olzod Boum-Yalagch haben wir auf der Reisemesse in Stuttgart lange gesprochen: Danach stand für uns fest - wir machen eine Reise in die Mongolei. Unter seiner Führung wollen wir die wilde und unberührte Natur dieses Landes kennenlernen. Wir starten am Samstag, dem 17. Juni, vom Frankfurter Flughafen und erreichen am Sonntag Morgen Ulaanbataar, die Hauptstadt der Mongolei. Untergebracht sind wir in Ger-Camps, die traditionellen Wohnstätten der mongolischen Nomaden, bei uns besser bekannt als Jurten. Wir haben nur eine Ahnung, was uns erwartet und sind schon völlig gespannt auf die kommenden drei Wochen.
Unsere Route
Unsere Route
Die Mongolei - zwischen Russland und China
Die Mongolei - zwischen Russland und China

Samstag/Sonntag, 14. / 15. Juni

Es sind fast siebentausend Kilometer von West nach Ost, die wir hinter uns lassen. Bewegen wir uns ja sonst weitestgehend eigenständig auf unser jeweiliges Reiseziel zu, sind wir jetzt immer von der Zuverlässigkeit anderer abhängig. Doch alle möglichen Befürchtungen erweisen sich als hinfällig: Das beginnt schon am Sonntagmorgen mit der Fahrt zum Bahnhof. Pünktlich um viertel nach fünf Uhr steht das Taxi vor unserer Haustür, um uns zum Bahnhof zu bringen. Der ICE von Münster zum Frankfurter Flughafen läuft frühzeitig ein, wir haben Zeit genug, um unsere reservierten Plätze aufzusuchen und das Gepäck zu verstauen. Pünktlich auf die Minute erreichen wir auch den Airport, der durch ein gut strukturiertes System von Infotafeln und Hinweisschildern besticht. Am Check-In-Schalter müssen wir uns allerdings in eine lange Schlange von Reisenden einreihen, ehe wir unser Gepäck aufgeben können und die Bordkarten in den Händen halten. Der neunstündige Flug verläuft unproblematisch, aber da wir gegen die Zeit fliegen, ist es schon halb sechs am Morgen, als wir Ulan Bator erreichen. Am Ausgang erwarten uns schon unsere Reiseleiterin Domin und der Fahrer Gagan, die uns in den nächsten Tagen begleiten werden.

Unser Flugzeug
Unser Flugzeug
Aktuelle Flugroute
Aktuelle Flugroute

Nach einem kurzen Nickerchen und einem mongolischen Frühstück sind wir bereit zu einer ersten Erkundung Ulan Bators. Auf der Tagesordnung stehen der Tempelbezirk und das Tempelmuseum. Aber vorher müssen wir noch Geld wechseln. Zu einem Wechselkurs von 1 : 3800 erhalten wir einen großen Packen Scheine der Landeswährung Tugrik in einer der zahllosen Wechselbuden. 

Der Tempelbezirk liegt inmitten des großstädtischen Lebens der Hauptstadt. In der Mongolei ist der Buddhismus die vorherrschende Religion. Bereits am Eingang fallen uns die zahlreichen Gebetstrommeln auf, die dem Gedenken der Verstorbenen dienen. Sachkundig erläutert uns Domin die unterschiedlichen Facetten dieser fernöstlichen Religion. Eine über sechzehn Meter hohe Statue eines stehenden Buddha bleibt uns besonders in der Erinnerung haften. Im Inneren der Tempel darf nicht fotografiert werden. Auf die Einhaltung dieses Gebotes wird von den Aufseherinnen besonders geachtet. Schade, es ist unmöglich die Vielfalt und Schönheit der gezeigten Kultgegenstände im Gedächtnis zu behalten. Am Ende des Rundgangs werden wir noch Zeugen einer eindrucksvollen Zeremonie der versammelten Lamas (Mönche), die nur am Sonntag stattfindet.

Mit unserer Reiseleiterin am Eingang zum Tempelbezirk
Mit unserer Reiseleiterin am Eingang zum Tempelbezirk
Gebetstrommeln
Gebetstrommeln
Tempel
Tempel
Stehender Buddha
Stehender Buddha
Im Tempelmuseum
Im Tempelmuseum

Montag, 19. Juni

Tiefschlaf - anders kann man unsere Nachtruhe nicht bezeichnen. Die Zeitverschiebung macht einem doch immer wieder zu schaffen. Unsere Reiseleiterin Doni stößt schon während des Frühstücks zu uns und bespricht mit uns den Tag. Ganaa hat den Toyota schon vor die Hoteleinfahrt rangiert und ab geht die Fahrt. Zuerst machen wir noch einige Besorgungen in einem Supermarkt, dann fahren wir durch die pulsierende Millionenstadt (fast die Hälfte der 3,5 Millionen Einwohner der Mongolei wohnt in Ulan Bator) hinaus in die Berge. Doch bevor wir unsere Tour erst richtig beginnen, muss der Tradition genüge getan werden. An einem Ovoo am Straßenrand halten wir an, umrunden diesen geschmückten Steinhaufen dreimal im Uhrzeigersinn und fügen jedesmal einen Stein hinzu. Damit huldigt man den örtlichen Geistern oder der Gottheit und bittet um einen guten Reiseverlauf. Unser Fahrer Ganaa biegt kurz darauf von der asphaltierten Landstraße ab und es beginnt das Abenteuer Wildnis. Zielsicher lenkt er das Geländefahrzeug durch die Steppenwege, die unbeschildert und teilweise sogar ungeschottert  in die Ferne führen. Wir begegnen in dieser Wildnis zunächst einem Rudel Rehe, dann kreuzt ein Milan unseren Weg. Mal ist es eine Herde Pferde, die uns den Weg versperren, mal sind es Kamele. Ein Hochlandbussard startet neben uns aus seiner Lauerstellung und drei Adler betrachten uns skeptisch aus der Ferne. Im Camp angekommen beziehen wir zunächst einmal unsere Jurte, ehe wir uns dem Mittagessen widmen. Am späten Nachmittag machen wir noch einen Ausflug in die nahe gelegenen Felsformationen aus Granit, die mit allerlei Besonderheiten aufwarten. Die Rückfahrt schließen wir mit einem geplatzten Reifen ab.
Mit der Bitte um einen guten Reiseverlauf
Mit der Bitte um einen guten Reiseverlauf
Rehrudel
Rehrudel
Pferdefamilie
Pferdefamilie
Kamel in der Mauser
Kamel in der Mauser
Hochlandbussard im Abflug
Hochlandbussard im Abflug
Adler
Adler
Jurtenidylle
Jurtenidylle
Felsenlandschaft
Felsenlandschaft
Ovoo
Ovoo
Höhlenerkundung
Höhlenerkundung

Dienstag, 20. Juni

Der Plattfuß beschäftigt uns auch heute noch: Das Rad war gestern Abend zwar schnell gewechselt, aber wir brauchen ein neues Ersatzrad. Eine Reparatur des alten Rades ist nicht mehr möglich, daher steuern wir die Provinzhauptstadt von Gobi Mitte an und suchen nach einem Reifenhändler. Das ist nicht ganz so einfach, da die europäischen Gesetzmäßigkeiten hier nicht gelten. Neue Reifen gibt es hier eigentlich nicht, man handelt mit Gebrauchtreifen oder sogenannten „runderneuerten“ Reifen. Ganaa, unserem Fahrer, ist das alles zu unsicher, er möchte einen Originalreifen. Die Straßen, die Schotterpisten und die Querfeldein-Wege sind in einem Zustand, der den Reifen nicht sonderlich zuträglich ist. Sie werden in höchstem Maße beansprucht. Ganaa treibt notgedrungen als Übergangslösung einen Gebrauchtreifen auf. Noch sind wir ja nicht auf ihn angewiesen. Wir, Doni, Annemarie und ich, gehen inzwischen auf die Suche nach einer Landkarte der Mongolei, kommen auch ebenfalls hier nicht weiter. Dafür entdecken wir ein hübsches Café, in dem es vorzüglichen Kaffee gibt. Erst gegen Mittag können wir zu unserem eigentlichen Ziel aufbrechen, den „Weißen Stufen“, einer Felsformation weitab von  jeglicher Ansiedlung. Es gibt allerdings ein Jurten-Camp in der Nähe, wo wir die Nacht verbringen wollen. Mittlerweile ist es auch schon ziemlich heiß, die Temperatur liegt bei ca. dreißig Grad. Die Fahrt führt uns durch eine Geröllwüste der mittleren Gobi und verlangt unserem Fahrer einiges ab. Für den letzten Teil der Strecke müssen wir von der asphaltierten Straße abbiegen. Jetzt sind wir auf dem schwierigsten Teil des Weges, denn es gibt keine Schilder, wir folgen Fahrspuren  in der Geröllwüste und sind auf die Intuition des Fahrers und auf Hinweisen von Menschen angewiesen, denen wir in dieser Einöde begegnen. Schließlich erreichen wir doch noch unser Camp und erfrischen uns erst einmal mit einer kalten Dusche. Ein Abendessen weckt dann unsere Lebensgeister wieder und wir machen uns noch auf zu den „Weißen Stufen“. Hier warten wir auf den Sonnenuntergang, der die Felsen in den unterschiedlichsten Farben zum Leuchten bringt. Die gute Stimmung versöhnt uns mit den Anstrengungen des Tages. 

Unterwegs in Mittel Gobi
Unterwegs in Mittel Gobi
Kamel am Straßenrand
Kamel am Straßenrand
Weiße Stufen
Weiße Stufen
Abendstimmung
Abendstimmung
Dito
Dito

Mittwoch, 21. Juni

Den Weg bis zur Asphaltstraße, der uns gestern soviel Mühe bereitet hat, bewältigen wir heute in der Hälfte der Zeit. Unterwegs treffen wir auf eine Kamelherde, die uns neugierig beäugt, als wir einen kurzen Stopp machen. Heute wollen wir zur Geierschlucht in der Süd-Gobi. In Europa wird der Begriff Gobi in der Regel mit der Sandwüste assoziiert, dabei bezeichnet Gobi in der Mongolei eine Region mit unterschiedlichen Landschaftsformen. Die politische Gliederung unterteilt in die Provinzen Mittel-Gobi und Süd-Gobi mit ihren jeweiligen Hauptstädten. Von weitem sehen wir schon die Bergkette des Gobi-Altei vor uns liegen. Die Geierschlucht findet sich im Naturpark Yolin-Am in einer Höhe von 2400 Metern - da hat der Toyota einiges zu kraxeln. Am Eingang des Naturparks ist ein kleines Museum, das uns mit der Tierwelt des Gebirges vertraut macht. Bänke und ein Tisch im Schatten laden uns zu einem kleinen Picknick ein. 

Die Geierschlucht wird, ähnlich einer Klamm, in ihrem Verlauf immer enger. In der Mitte schlängelt sich ein munteres Bächlein. Wer nicht gut zu Fuß ist, oder keine Lust hat zu laufen, kann sich am Eingang ein Pferd mieten. Es ist noch früh am Tag und wir sind noch weitestgehend allein unterwegs. Nach einigen Kilometern wird es spürbar kälter, die Sonne erreicht auf Grund des Schattens den Boden nicht mehr und das Bächlein verwandelt sich flugs in eine dicke Eisschicht. Wie bei einem Gletscher taut das Eis des Winters nur sehr langsam ab. Wir treten den Rückweg an und wie beim Hinweg machen wir eine Vielzahl an Entdeckungen: Über uns kreisen Geier, kleine, uns unbekannte Vögel tummeln sich am Bach und wilde Minze, Rhabarber und Thymian wachsen am Wegrand. Eine kleine Gemse klettert über uns am Hang der Schlucht. Am Ausgang steht jetzt eine Herde von Yaks. Eine Kuh hat wohl  kurz vorher ihr Kalb geboren. Sowohl bei ihr als auch bei ihrem Jungen ist die Nabelschnur noch sichtbar. Das Kalb steht zudem noch ganz wackelig auf seinen Beinen. Voll von diesen ganzen Eindrücken kommen wir ins Camp Dungenee. Nach dem Abendessen haben wir noch ein langes Gespräch bis in den Abend mit der Betreibern.

Begegnung unterwegs
Begegnung unterwegs
Provinzhauptstadt Mandalgov
Provinzhauptstadt Mandalgov
Versteinerte Bäume im Nationalpark Yolin-Am
Versteinerte Bäume im Nationalpark Yolin-Am
Picknick
Picknick
Wanderung in die Geierschlucht
Wanderung in die Geierschlucht
Eisdeckel im Sommer
Eisdeckel im Sommer
Dito
Dito
Kleine Gemse am Abhang
Kleine Gemse am Abhang
Yak-Herde
Yak-Herde
Yak-Kuh mit Kalb
Yak-Kuh mit Kalb
Wanderer
Wanderer

Donnerstag, 22. Juni

Das Tageslicht kommt heute Morgen vielfarbig durch ein Fenster unserer Jurte und weckt mich bereits um kurz vor sechs. Ich bin hellwach und stromere nach der Morgentoilette auf dem Gelände unseres Camps umher und nehme alles in Augenschein. Die Besitzerin hat uns gestern Abend erzählt, dass sie sich entschieden hat, die Jurten nicht mehr traditionell aufzubauen, sondern wegen des häufigen und starken Windes hier in Festbauweise. Die Jurte der Nomaden ist eigentlich eher ein Zelt, sie besteht aus einem Holzgerüst, das mit Filzdecken belegt wird. Im Camp dominiert jetzt der Festbau.

Durch das Camp flitzt eine kleine Ziege, die sorgfältig alle frischen Gräsern zwischen den Steinen wegputzt.

Heute geht die Fahrt weiter nach Südwesten. Die Sanddünen von Khongory els stehen auf dem dem Programm. Doch vorher werfen wir noch einen Blick in eine weitere kleine Schlucht, in der sich das Eis ebenfalls sehr langsam zurückzieht. 

Mittlerweile ist es sehr heiß geworden. Die Tagestemperaturen liegen bei dreißig Grad. Im Camp an den Dünen machen wir zunächst einmal eine längere Pause - an eine Wanderung ist bei dieser Hitze nicht zu denken. Gegen Abend besuchen wir eine Nomadenfamilie in ihrem Jurtenlager in der Nähe und machen mit deren Kamelen noch einen kleinen Ausritt in die Wüste. 

Jurtencamp in Festbauweise
Jurtencamp in Festbauweise
Frühstück in der Restaurantjurte
Frühstück in der Restaurantjurte
Eisschlucht
Eisschlucht
Begegnung zweier Welten in der Wüste
Begegnung zweier Welten in der Wüste
Ovoo in der Wüste
Ovoo in der Wüste
Besuch bei der Nomadenfamilie
Besuch bei der Nomadenfamilie
Ausritt auf dem Kamel
Ausritt auf dem Kamel
Stolzer Großvater
Stolzer Großvater

Freitag, 23. Juni

Heute soll es wieder heiß werden, deshalb sind wir früh auf den Beinen. Die Dünenlandschaft reizt schon, um dort noch einmal etwas genauer hin zu schauen. Der Himmel ist bedeckt und schützt so vor der intensiven Sonne. Barfüßig stapfen wir die Dünen hinauf und sind bass erstaunt, dass sich vor uns eine Flusslandschaft auftut. Gänse steigen mit lautem Trompeten auf, Pferde und Kamele erfrischen sich am kühlen Naß. Wir können nur noch staunen. Auf der anderen Seite des Flusses breitet sich weiter die Dünenlandschaft aus. Im heißen Sand vor uns hat sich ein Gecko im Sand eingebuddelt. Hinter der Dünenlandschaft steigt das Gebirge des Gobi-Altai in die Höhe. Wir machen uns jetzt auf den Weg nach Bayan Zag zu den „Roten Klippen“. Hier legte der amerikanische Paläontologe Chapman-Andrews vor hundert Jahren große Mengen an Dinosaurier-Fossilien frei und sogar das erste Saurier Gelege. Doch zuerst geht es wieder auf die Piste. In Bayan Zag ist eine Tankstelle, außerdem wollen wir hier in einem kleinen mongolischen Restaurant zu Mittag essen. Das Restaurant besteht aus drei Jurten, die eine dient als Küche, die beiden anderen sind den Gästen vorbehalten. Für uns wird ein Gericht mit Krautsalat, Reis und Rindfleisch mit Gemüse zubereitet. Unser Camp befindet sich in unmittelbarer Nähe - wir können uns dort ausruhen, ehe wir die „Roten Klippen“ besuchen. In einem kleine Museum erhalten wir Informationen zu den Ausgrabungen, ein gut gesicherter Weg führt durch das Gelände der Sandklippen. In der Abendsonne wirken die Klippen besonders, sie lassen den Sandstein rot aufleuchten.
Flussoase
Flussoase
Pferde in der Flussoase
Pferde in der Flussoase
Gecko in der Wüste
Gecko in der Wüste
Dünenlandschaft
Dünenlandschaft
Auf der „Landstraße“
Auf der „Landstraße“
Begegnung unterwegs: Mongolische Reiter
Begegnung unterwegs: Mongolische Reiter
Restaurant Küche
Restaurant Küche
Gastraum
Gastraum
Dinosaurier - Eier (Nachbildung)
Dinosaurier - Eier (Nachbildung)
Rote Klippen
Rote Klippen